Die Türen – Exoterik

Die Türen – Exoterik

Fast hatte man Die Türen mittlerweile für tot erklärt.

Vö: 25.01.2019StaatsaktiTunesLP kaufen

Das letzte Die Türen Album, das den etwas sperrigen Titel „ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ“ trug, erschien im Jahre 2011. Zwischendrin war im Jahr 2015 Der Mann erschaffen worden, sozusagen ein alter Ego von Die Türen, mit nur leicht abgewandelter Besetzung. Trotzdem: Irgendwie hatte ein bisschen was gefehlt. Was, das weiß man spätestens nach mehrmaligem Hören des neuen Werkes „Exoterik“ wieder. Die Verrücktheit, der Mut zum Nonsens wie zur Überfrachtung, Dada meets Durchschnittsbürgermentalität.

Also alles beim Alten im Hause Türen?

Ja und nein. Maurice Summen als Leadsänger und Texter ist natürlich eine prägende Figur und sorgt wie immer für einen hohen Wiedererkennungswert. Allerdings steht er auf diesem Album als Sänger deutlich stärker im Hintergrund. Während Die Türen in der Vergangenheit eine relativ klar songorientierte (und textorientierte) Band war, sind nun instrumentale Eskapaden vorherrschend, die im Gegensatz zu der Arbeit am klassischen Pop-Song gerade nicht zum Ziel haben, auf den Punkt zu kommen. Pop-Songs sucht man hier tatsächlich nahezu vergeblich. Vorherrschend sind nun viel mehr elektronische Spielereien, rhythmische Verschrobenheiten, Wortfetzen, breit angelegte Soundcollagen. Einzig das vierte Stück „Abgehauen“ hat noch eine klare Punk-Attitüde („Ich bin eingebrochen, und ich bin ausgebrochen, tatütata, dann bin ich einfach abgehauen“) und hätte so auch auf dem Vorgänger vertreten sein können.

Im Vorfeld der Veröffentlichung war häufig von Krautrock-Anleihen die Rede, was tatsächlich sehr zutreffend ist.

Dabei merkt man aber auch die unterschiedlichen Weggabelungen, die die 6 Musiker in den vergangenen Jahren betreten haben. Gitarrist Andreas Spechtl hat in der Zwischenzeit unter Anderem zwei Soloalben veröffentlicht, in denen er den klassischen Popsong weit hinter sich gelassen und stattdessen mit Loops, Samples, Field-Recordings und vielerlei Effekten gearbeitet hat. Diese Einflüsse lassen sich zum Beispiel im dritten Stück „Fiesta Antifa“ heraushören, das auch von Spechtl selbst gesungen wird. Auch Drummer Chris Imler hat seit dem letzten Album der Türen zwei Alben unter eigenem Namen herausgebracht und dabei ein buntes Sammelsurium an Sounds, Stimmungen, Atonalität und Fragmenten verarbeitet, was sich, wenn man es denn möchte, ebenfalls auf „Exoterik“ herauslesen lässt.

„Überforderung“ lautet das neue Motto von Die Türen im Jahr 2019.

Die Abkehr vom Song und die Hinwendung zur Collage kann, gesellschaftlich gedacht, auch als ein Zeichen der Zeit gedeutet werden. Klare Antworten, klare Strukturen gibt es nicht mehr, alles (so scheint es), was gerade noch neu ist, löst sich im nächsten Moment wieder auf. Was bleibt, ist ein großes Fragezeichen. Und, zumindest auf „Exoterik“: ein gutes Gefühl.

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Von Veröffentlicht am: 25.01.2019Zuletzt bearbeitet: 24.05.2019447 WörterLesedauer 2,2 MinAnsichten: 1233Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , 0 Kommentare on Die Türen – Exoterik
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Über den Autor: Luca Glenzer

Musiker und Soziologe.

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