Trautonist – Ember

Trautonist – Ember

Träumerische Raserei – das ist Blackgaze.

LP kaufen iTunes Vö: 04.05.2018 Wolves and Vibrancy Records

Das Koblenzer Duo Trautonist legt fast genau zwei Jahre nach seinem vielbeachteten, selbstbetitelten Debut ein neues Album vor. Um etwas ganz wichtiges gleich vorweg zu nehmen: Ember ist der Inbegriff einer Weiterentwicklung. War das Debut noch recht ungestüm und roh, wurde hier etwas mehr Wert auf eingängige und fast schon süßliche Melodien gelegt. Der Begriff Blackgaze beschreibt ja eigentlich eine Mischung aus Black Metal und Shoegaze, das trifft im Falle von Trautonists Musik auch zweifelsfrei zu. Allerdings überwiegt diesmal die „-gaze“-Seite ganz deutlich, was dem Album auch wirklich gut zu Gesicht steht.

„Fire And Ember“ beginnt völlig unvermittelt mit shoegazigen Klängen und nimmt unverzüglich Fahrt auf. Der verhaltene, weibliche Cleangesang erzeugt eine melancholische Stimmung, bis ein schleppender, aber fein akzentuierter Part einsetzt. Es folgt ein leichter, aber letztlich angenehmer Shock, sobald der Keifgesang einsetzt und man ist froh, dass man sich nicht von der schwarzmetallischen Seite abgewandt hat. Der Sound ist zwar recht diffus, aber druckvoll und voller Fuzz, die Melodien kommen zu keiner Zeit zu kurz. Am Ende setzt regelrechte Raserei ein, die standesgemäß mit dem entsprechend derben Gesang untermalt wird. Bereits beim Opener ist klar, dass hier eine deutliche Weiterentwicklung stattgefunden hat. Das wandelbare „Vanish“ spielt neben wundervollen Melodien mit Geschwindigkeit und gibt dem Album weiter Auftrieb. Eine gewisse Affinität zum Postrock darf den Mannheimern hier auch ruhig unterstellt werden, einige artverwandte Einstreuer veredeln das Gemisch. Schön hier auch, dass Bass und Gitarren etwas mehr in den Vordergrund rücken.

„The Garden“ stürmt wieder direkt nach vorne und wirkt aufbrausend und episch, aber bereits nach diesem kurzen Aufbäumen setzt sich der Shoegaze durch. Eine wankelmütige Melodie, von der man nicht sicher sagen kann, ob sie positive oder negative Eindrücke vermitteln soll, dominiert den Song. Die weiblichen Vocals wirken wie von einer anderen Welt und halten sich shoegazetypisch eher im Hintergrund auf. Der Keifgesang unterstützt und geht eine perfekte Symbiose mit dem cleanen Gesang ein. Wieder wird mit Ruhe und Raserei gearbeitet. Langsam rollte „Smoke And Ember“ an, den Drums wird hier mehr Bühne gegeben, was richtig gut ankommt. Die Melodie ist wie üblich eher ungreifbar, leichte Doom-Einflüsse sind hier nicht von der Hand zu weisen. „Hills Of Gold“ und „Sunwalk“ lassen sich sehr deutlich im Blackgaze verorten und bedienen sich den für die Band typischen Trademarks, nach wie vor wechseln sich ruhige und stürmische Parts gekonnt ab. Zum Ende hin gibt es mit „Woody Allen“ den psychedelischsten Moment von „Ember“, woran unter anderem die Keyboards schuld sind. Die Stimmung ist angenehm gruselig, erinnert mich persönlich irgendwie an Twin Peaks. Nach derber Raserei bleibt ein entrückter Synthton stehen und verklingt irgendwo im Universum.

Man sollte das Album auf jeden Fall mehr als einmal auflegen, es gibt zwischen all den fuzzigen Wänden eine ganze Menge zu entdecken. Auch macht es wenig Sinn, einzelne Songs aus dem Kontext des Albums zu ziehen. Es wirkt irgendwie nur am Stück vollständig…

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Von Veröffentlicht am: 27.05.2018Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018515 WörterLesedauer 2,6 MinAnsichten: 705Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Trautonist – Ember
Von |Veröffentlicht am: 27.05.2018|Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018|515 Wörter|Lesedauer 2,6 Min|Ansichten: 705|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on Trautonist – Ember|

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Über den Autor: Steffen Eggert

Ich bin 37, verheiratet, habe zwei Töchter, lebe in Bayern und bin im echten Leben Sozialpädagoge. Meine musikalischen Wurzeln liegen grundsätzlich im Bereich Indie, Punk und im klassischen Heavy Metal, bin aber eigentlich offen für alles, solange es gut gemacht ist...

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