Danger Dan – Reflexionen aus dem beschönigten Leben

Danger Dan – Reflexionen aus dem beschönigten Leben

Danger Dan feiert am 1. Juni seinen Geburtstag und am gleichen Tag die Geburtsstunde seines ersten Solo-Albums „Reflexionen aus dem beschönigten Leben“. Zwei vermeintliche Gründe für ein gemeinsames Anstoßen an einem Tag, je nach dem wie man es selbst mit Geburtstagen hält.

LP kaufen iTunes Vö: 01.06.2018 JKP

Die Entstehungsgeschichte von „Reflexionen aus dem beschönigten Leben“ des Antilopen Gang Mitglieds lässt sich grob und verkürzt auf die Entscheidung zu einer Psychotherapie herunterbrechen. Die Aufforderung einer Selbstanamnese bringt Danger Dan dazu, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Er kramt seine zehn Jahre alte „Coming Out EP“ und hört darauf das Lied „Private Altersvorsorge“, ein Song in dem der Musiker an sein Zukunfts-Ich einen Brief schreibt. Danger Dan vor zehn Jahren schreibt an Danger Dan in zehn Jahren. 2008 schreibt 2018. Das Gestern schreibt dem Heute und Danger Dan beginnt einen Antwortbrief. Der Startschuss für ein Solo-Album, auf dem sich der Künstler selbst therapiert oder zumindest damit beginnt.

Beginnen wir mit dem Cover, dass durch seine Grundfarbe Gelb sehr ins Auge sticht. Darauf zu sehen ist eine Person, die auf dem Wasser liegt und die Augen geschlossen hält. Eine Gefühlslage ist nicht zu erkennen. Auf dem mutmaßlichem Meeresgrund liegt eine Dose Ölsardinen, die die Person in der Ausrichtung spiegelt und ein Verweis auf die „Dinkelbrot und Ölsardinen EP“ ist. Würde man tiefer in den Sumpf der Interpretationen eintauchen wollen, könnte man außerdem die Farbe Gelb genauer untersuchen. Diese steht nämlich unter anderem für die absolute Wahrheit, Optimismus und einen scharfen Verstand. Was davon auf das Album von Danger Dan und seine Person zutrifft, möchte ich nicht beurteilen, wird aber nachgeliefert.

Eingeläutet wird „Reflexionen aus dem beschönigten Leben“ mit einem Klavier-Intro. Textlich handelt das erste Lied von der Begegnung mit dem selbstzerstörerischen Ich, dass kräftig „Eine aufs Maul“ bekommt. In „Drei gegen Einen“ sind die beiden anderen der Antilopen-Bande Panik Panzer und Koljah zu hören. Das ist ein typischer Antilopen Gang Track, der sich direkt an den deutschen Rap-Mainstream wendet „Es ist uns eine Ehre mit euch verfeindet zu sein.“

Über „Sand in die Augen“ wurde aufgrund der Videoauskopplung schon ausreichend diskutiert. Danger Dan erläutert dort seine feministische Sensibilisierung, die durch die Geburt seiner Tochter eine weitere Perspektive eingenommen hat. Im Video posiert er vor einem schicken Wagen, während Frauen um ihn herumtanzen. Video und Text haben eine augenscheinlich konträre Beziehung zueinander, da aber weder der Text noch das Video eine schöne Geschichte erzählt, geben beide Elemente sich am Ende doch die Hand.

In „Wir lachen uns tot“ steht das Weglachen ernster Themen im Vordergrund. Am Rande geht es aber auch um die Sinnhaftigkeit des Lebens und Ironie als Mittel des Selbstschutzes, weil hier eigentlich gar nichts lustig ist.
Seine ehemalige Liebe für Die Prinzen verarbeitet Danger Dan in „Die Prinzentragödie“ auf der Prinzen-Sänger Sebastian Krummbiegel sich in einer Strophe selbst auf die Schippe nimmt. Der A-Capella-Pop ist Poppig wie die Prinzen selbst, doch man erwischt sich relativ schnell beim Mitsingen des Refrains „Die Entwicklung der Prinzen im letzten Jahrzehnt ist Tragödie, Tragödie. Manchmal zweifel ich dran‘, ob sie je Prinzen war’n, denn sonst wären sie heute ja Könige. Oh Sebastian, Oh Sebastian mit 14 hab ich dich geliebt aber heute das gebe ich ganz offen zu bist du nicht mehr so richtig mein Typ.“ Danger Dang nimmt damit unter anderem Bezug auf das Unterstützen von Xavier Naidoo und andere merkwürdige Dinge, die in der Geschichte der Prinzen, die zum Glück nie zu Königen gekürt wurden, so vorgefallen sind.

„Piss in den Käfig“ ist im Vergleich zu den anderen Liedern ein eher aggressives Lied und handelt von Vandalismus gegen und wegen der gegebenen Zustände. „Wenn du nicht ausbrechen kannst, dann piss in den Käfig.“

„Die Verwandlung“ benannt nach dem gleichnamigen Roman Franz Kafkas ist das Ende eines Album, dessen roter Faden das Ausbleiben des roten Fadens ist, abgesehen von der Thematik der Selbstreflexion. Der Unterschied zu der Musik seiner Band Antilopen Gang ist das Nutzen vieler selbst eingespielter Instrumente. Das Klavierspiel steht nicht nur einmal im Vordergrund, hinzu kommen Streicher und weitere Instrumente. Auch steht die Musik konträr zu den Texten, da diese eine andere Stimmung transportiert als die vorgetragenen Zeilen. Danger Dan macht auf „Reflexionen aus dem beschönigten Leben“ gute Miene zum bösen Spiel und unterhält von der ersten bis zur letzten Sekunde mit nur wenigen Schwächen.

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Von Veröffentlicht am: 29.05.2018Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018759 WörterLesedauer 3,8 MinAnsichten: 950Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Danger Dan – Reflexionen aus dem beschönigten Leben
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Über den Autor: Paul Schall

Hat sich nach elfJahren an Köln gewöhnt, ist aber noch immer nicht 100% davon überzeugt. Mag gerne Pizza, Pasta und Punkrock, ist aber auch anderen veganen Spezialitäten und anderen Musikgenres nicht abgeneigt. Ist außerdem Fußballfan und ständig von vielem angepisst.

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