Metz – Atlas Vending
Metz aus Toronto sitzen auch auf Album Nummer 4, Atlas Vending, weiterhin zwischen den Stühlen.
Den ersten Kontakt zu den ursprünglich 2008 in Ottawa gegründeten Band Metz knüpfte ich 2009 noch über MySpace und bestellte mir ihre zu dem Zeitpunkt erhältlichen ersten beiden Seven Inches. Nach einem weiteren Kleinformat unterschrieb die Band bei Sup Pop und veröffentlichte dort seit 2012 in regelmäßigen Abständen von 2-3 Jahren ein neues Album. Schon die ersten beiden zeigten Alex, Hayden und Chris als perfekt eingespielte Band ohne Kompromisse, die den Studiosound mit unglaublicher Durchschlagskraft auf die Bühnen transportiert.
Vor ein paar Jahren handelte so manch ein:e Musikkritiker:in Metz als die neuen Nirvana.
2019 erschien dann die Compilation Automat mit Non-Album-Tracks. Beeinflusst von englischem Post-Punk wie This Heat oder auch teilweise in Vergessenheit geratenen Noise-Rock- und Grunge-Bands wie Gear Jammer (Amphetamine Records) und den ebenfalls auf Sub Pop beheimateten Green Magnet School, zeigen Metz anhand von auf Kleinformaten verteilten Coversongs von The Urinals, The Damned ihre weit gesteckten Einflüsse.
Im Gegensatz zum 2017, von Steve Albini produziertem Album Strange Peace, fällt erst einmal auf, dass einerseits die Songs wieder etwas krachiger sind, andererseits aber auch eingängiger.
Monoton beginnend, stimmt uns der Opener Pulse auf ein Album ein, das weiterhin weder kommerziell gesehen zu eingängig, noch zu krachig sein will. Blind Youth Industrial Park schlägt danach die Brücke zu The Mirror, das mit einer schrägen, fernöstlich anmutenden Gitarrenmelodie zu den eindeutig krachigeren Metz-Songs gehört. No ceiling findet sich im oberen Geschwindigkeitsbereich wieder und sollte live alle Füße zum zappeln bringen.
Zu der addierten Eingängigkeit passt dann auch, dass Sänger Alex aktuell seinem Gesang mehr Raum gibt anstatt nur agressiv und angepisst seine Lyrics abzufeuern. Hail Taxi ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Balance auch innerhalb der Songs die Gesangslagen zwischen nölig und deutlich melodischeren Tonlagen zu wechseln, dem Bandsound sehr gut zu Gesicht steht. Musikalisch gesehen wechselt Hail Taxi, passend zum Gesang zwischen der härteren Seite der Band und melodischeren Gefilden, hin und her.
Klar ist, wer bis jetzt keinen Draht zu diesem Hybrid aus rockenden, disharmonischen, durchaus auch von Melodien unterwandertem Sound finden konnte, wird sich eventuell auch weiterhin schwer tun den Zugang zu finden.
Auch die B-Seite lässt keine Fragen aufkommen. Die drei machen das, was sie am besten können. Schlagzeuger Hayden Menzies setzt mit explosiven Taktvariationen, seine Drums perfekt in Szene. Bassist Chris Slorach lässt seine Saiten wummern und Sänger Alex Edkins komplettiert mit seinen Gitarrenriffs diesen Powersound. Tracks wie Sugar Pill und Parasite zeigen sich dann in der Tradition von nach vorne gehenden Hits der Marke Wet blanket. Der letzte Track hingegen spielt mit 8:35 Minuten in ungewohnten Zeitzonen. Quasi so etwas wie der Post Punk Track des Albums, wechselt A Boat to drown in zwischen groovig und zackig hin und her. Ein monoton spielendes Gitarrenriff mündet in einen Schlusspart, der aus Geräuschen besteht und dieses tolle Album zum Abschluß bringt.
Ein wirklich schönes, grooviges, manchmal forderndes Album. Metz haben ihre Scheuklappen abgesetzt und trotz Nähe zu den früheren Releases es trotzdem geschafft, ihrem Sound neue Nuancen hinzuzufügen.
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