KRITIK: Portugal. The Man – Chris Black Changed My Life

KRITIK: Portugal. The Man – Chris Black Changed My Life

Was kommt nach dem Megahit Feel It Still von Portugal. The Man? Ein weiteres, fantastisches Album, das keinem Trend hinterher rennt.

Als Portugal. The Man mit ihrem Debütalbum Waiter: “You Vultures!“ auf Tour gingen, die Band klang damals noch wie eine etwas zugänglichere und weniger wilde Version von The Mars Volta mit etwas mehr 70s Rock, bequatschte ich meine Freunde, dass diese Band mega gut sei und wir alle unbedingt zum Konzert müssten. Es war T-Shirt Wetter und am Knust angekommen – natürlich früh genug um einen guten Platz zu bekommen – stellten wir fest, dass es weder eine Vorband gab noch sehr viel mehr Leute als wir gekommen waren. Und so konnten wir entspannt vor der Tür ein Bierchen vom Kiosk trinken und warten bis es losging. Während wir da so saßen, huschte ein dünner Typ mit Brille und Regenjacke samt hochgezogener Kapuze an uns vorbei und ging ins Knust. Unser Lachen wechselte zu Erstaunen, als wir bemerkten, dass der Dude der Sänger von Portugal. The Man war, der das ganze Konzert konsequent mit dem Rücken zu den ca. 30 Menschen stand. Kaum zu glauben, dass ebendiese Band 2013 mit Evil Friends und dem Indiehit Modern Jesus um die Ecke kam und 2017 mit Feel It Still einen internationalen Megahit landete. Gleichzeitig verwundert es auch nicht, dass dieser Hit und das damit verbundene Interesse an der Band für die Band nicht gerade einfach zu verkraften war – und dass 6 Jahre vergehen mussten, bis ein neues Album kommen konnte.

Als Produzent fungiert diesmal Jeff Bhasker, der untere anderem 808s & Heartbreak und Teile von My Beautiful Dark Twisted Fantasy von Kanye West (merkt man am Anfang des großartigen Time‘s a Fantasy, dass sich nach von einem Beginn mit Auto-Tune zu einem zentralen Song des Albums entwickelt) oder Some Nights von Fun. sowie ein Harry Styles-Album produziert hat. Bhasker, das muss man ganz deutlich festhalten, greift aber nicht so stark in das Album an, als dass man die Band gar nicht mehr erkennt. Vielmehr hat er ganz gezielt die Stärken zum Vorschein gebracht und das Album klingt, trotz einiger neuen Elemente, durch und durch nach Portugal. The Man.

Chris Black Changed My Life ist vom Titel her eine Hommage an einen engen Freund der Band, der kürzlich verstarb. Das Album ist aber kein trauerndes Album, sondern ein Album, das den Fokus darauf legt, verstorbenen Menschen, die das eigene Leben bereichert und so eine große Lücke hinterlassen haben als solche zu benennen und positiv in Erinnerung zu behalten. Das sieht man auch in der aktuellen Social Media Strategie, in der Fans der Band aufgefordert werden, Menschen zu nennen, die das eigene Leben verändert haben. Trauernd in Erinnerung behalten und sich über die positiven Dinge erinnern könnte man auch sagen. Und so hat auch Dummy, der vom Vibe her fröhlichste Song, düstere Elemente. So heißt es in den Lyrics etwa „The Light in My Life is going out“.

Chris Black Changed My Life ist ein Album, das als Ganzes funktioniert und, ähnlich wie Evil Friends, erst nach dem ersten Hören seine volle Wirkung entfaltet, weil das Leitmotivische sich erst dann voll offenbart. Der Opener Heavy Games II fungiert als Leitmelodie und Portugal. The Man schaffen es dadurch, dass die nur 34 Minuten in keinem Moment zu kurz wirken, sondern absolut stimmig. Vielmehr wundert es mich jedesmal, dass es wirklich nur 34 Minuten, denn es passiert so viel, dass es auf ausnahmslos positive Art eher wie 60 Minuten wirkt. Auch noch 15 Durchgängen habe ich keinen Song gefunden, der irgendwie abfällt. Keins der vielen Features ist so dominant, dass der eigentliche Song dahinter verschwindet. Es fühlt sich, wie die Produktion, organisch an, so als wären alle Features sowieso schon immer Teil der Band – perfekt gelöst.

Was soll ich sagen: Bis jetzt eins der besten Alben des Jahres für mich.

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Von Veröffentlicht am: 09.07.2023Zuletzt bearbeitet: 09.07.2023659 WörterLesedauer 3,3 MinAnsichten: 1131Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on KRITIK: Portugal. The Man – Chris Black Changed My Life
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Über den Autor: Arne Krause

Mein Fokus bei PiN liegt auf Neoklassik, Ambient, Progressive Rock, Post Rock und Electro. Und allem dazwischen (außer Indie).

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