The National – I Am Easy To Find

The National – I Am Easy To Find

So war das eigentlich nicht geplant.

Vö: 17.05.2019 4AD LP kaufen

Ursprünglich wollten sich The National nach ihrem Grammy-Album Sleep Well Beast eine Pause gönnen. Doch das Angebot von Regisseur Mike Mills konnten sie sich nicht entgehen lassen. Der nämlich schrieb eine Mail an Matt Berninger, dass er gerne mit der Band zusammenarbeiten möchte. Und so wurde das neue Album I Am Easy To Find zu einem umfassenderen Projekt als „nur“ ein Album. Dazu erschien nämlich ein 24-minütiger Kurzfilm von Mills. Spannend dabei ist, dass sowohl Album als auch Film autonom funktionieren.

Das achte Studioalbum der Band hat vieles zu bieten.

Ältere Stücke wie beispielsweise Rylan, das vielfach live-erprobt ist und auch in einer hervorragenden KEXP Session schon seit 2017 im Internet kursiert, und auch experimentierfreudigere, neue Songs. Und genau die machen I Am Easy To Find auch aus. So ist die erste Single und auch der Opener auf der Platte You Had Your Soul With You anfangs jedem The National-Hörer ein vertrautes Stück, doch dann setzt eine Frauenstimme ein: Gail Ann Dorsey unterstützt Berninger mit ihrer unverkennlichen Stimme. Damit ist sie nicht alleine, denn Lisa Hannigan, Sharon van Etten, Kate Stables und Mina Tindle singen ebenfalls auf dem neuen Album mit. Das ist jetzt erst mal keine Neuerfindung, für The National jedoch was gänzlich neues und wird auch alle eingefleischten Fans erst einmal verwirren. Aber vor allem bei Hairpin Turns und Oblivions bieten die weiblichen Stimmen eine völlig neue Bedeutungsebene: ein Zwiegespräch, dass Matt sonst nur mit sich selbst führte entfaltet sich letztendlich in wunderschönen Harmonien. Am Ende, untermalt mit dem Brooklyn Youth Choir, wird daraus ein Gänsehaut-Song.

Und auch bei The Pull Of You eckt man wieder an, denn Sprechgesang ist nicht unbedingt, was man auf einer The National-Platte erwartet, baut sich aber am Ende höchstemotional an.

Inhaltlich hat sich Berninger nicht wirklich weit von alten Themen entfernt: Selbstfindung, sich selbst wieder verlieren, was bedeutet es Mensch zu sein? All das wird jedoch visuell hervorragend von Mills begleitet. In der Hauptrolle im dazugehörigen Kurzfilm ist Oscar-Preisträgerin Alicia Vikander zu sehen, weshalb sich hier auch wieder der Kreis schließt zu den weiblichen Gastsängerinnen. Erneut wird hier auch sichtbar bzw. hörbar, welche Kraft Musik auf Bild (und anders herum) ausüben kann.

Insgesamt sind es sechzehn Songs auf I Am Easy To Find, darunter drei vom Brooklyn Youth Choir eingesungene Interludes.

Keines der Stücke gleicht dem anderen, es scheint fast so als hätte sich die Band hier etwas losgelöst von ihrem gewöhnlichen Stil – ob das nun von Mills inspiriert ist oder nicht. Mit vielen Streichern, den Frauenstimmen, fast kirchlichen Gesängen zwischendurch und auch vielen elektronischen Elementen werden einige eingeschworene The National-Fans sicherlich anfangs ihre Schwierigkeiten haben, aber es lohnt sich, sich darauf einzulassen. Man kann diese Entwicklung auch als Öffnung nach außen hin deuten, nicht nur durch die Vielstimmigkeit.

Obwohl I Am Easy To Find wieder ein höchstemotionales und melancholisches Werk ist, fühlt es nicht ganz, aber irgendwie doch wie ein The National-Album an. Vor allem durch die Neuerungen im Sound und im Gesang ist es für alle Fans und Neu-Fans ein fantastisches und wichtiges Album.

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Von Veröffentlicht am: 16.05.2019Zuletzt bearbeitet: 24.05.2019546 WörterLesedauer 2,7 MinAnsichten: 831Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on The National – I Am Easy To Find
Von |Veröffentlicht am: 16.05.2019|Zuletzt bearbeitet: 24.05.2019|546 Wörter|Lesedauer 2,7 Min|Ansichten: 831|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on The National – I Am Easy To Find|

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Über den Autor: Jenny

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