Album-Stream & Live-Session: BITTTER spielen Sad Songs For Happy People

Bittter aus Hamburg lassen die Breitseite krachen.

Bittter sollten bitte nicht mit der amerikanischen Hardcore-Band gleichen Namens, die 1995 eine Single und Album auf dem sagenumwobenen Label Lost & Found veröffentlichten, voreilig verwechselt werden. Die nicht mehr ganz taufrischen, mit etlichen Tattoos versehenen Hamburger Jungs behalten gerne die Fäden in der eigenen Hand und veröffentlichen lieber ihre Tonträger gleich selbst um eventuelle, nachträglich auftretende Probleme von vornherein zu vermeiden.

Ein weiterer Vorteil, wenn Musiker:innen ihre Tonträger selbst in die Hand nehmen, du kannst jederzeit, je nach belieben deine Musik in der Öffentlichkeit laut aufdrehen, zur Aftershow-Party auflegen lassen da kein einziger GEMA-Strichcode dein Backcover verziert.

Musikalisch betrachtet verschreiben sich die vier Musiker einem eher längst versunkenem Genre und vermischen munter Stile von Skatepunk, Hardcore, Emo bis hin zu Metal und heben somit längst vergessene Schätze an die Wasseroberfläche, der locker zwanzig Jahre auf dem Buckel der Galionsfigur trägt. Es muss so 2002 gewesen sein, dass Kapellen vom Schlage Rise Against, Thrice, Thursday und zum Beispiel Boy Sets Fire frischen Wind in die Segel einer sich des öfteren wiederholende musikalische Schublade pusteten und nebenbei sogar Plattenverträge bei Major Labels unterzeichnen konnten.

Bittter verlassen sich aber keineswegs auf einfallsloses Entern der musikalischen Flaggschiffe, sondern drücken ihre eigene Wut und Klagen, über Missstände und das Übel der Welt in ihr Songwriting mit dem Druck einer Partykanone und reihen sich sehr eigenständig in die Flottenformation ein.

Stilsicher geben Bittter auf Songs wie Payable Till Death und Shower Days einfach Vollgas während die Gitarrensaiten schöne Twin-Gitarren-Harmonien über den Bug in satt platzierte Breakdowns münden. Während Sad Songs For Happy People mit einem akustischen Intro etwas in die Irre führt, setzt Under The Pines spätestens nach halber Spielzeit in die angesprochenen Gewässer ein und gefühlt haut uns ein tausend Mann starker Chor diverse Textzeilen um die Ohren.

Dank der durch Corona abgesagten Konzerte, entschied sich die Band am 03.12.2021 kurzerhand anstelle des für diesen Tag geplanten Auftrittes für eine Live-Performance im Proberaum hinter verschlossenen Türen, die von Freund und Kameramann Chris Horn professionell festgehalten wurde.

Die zum Glück nicht überhand nehmenden Chöre erinnern positiv an Strifes grandioses Debüt One Truth und Give Blood von Bane, wobei in puncto Geschwindigkeit No Fun At All und die Satanic Surfers aus Schweden ebenso nicht allzu weit weg vor Anker liegen. Hier und da auflockernde melodische Gitarrenriffs im Tau, brauchen sich Bittter definitiv nicht hinter Comeback Kid aus Amerika zu verstecken, mischen noch eine gute Prise Rock aus The Bronx unter und bauen dezent klare Gesangs-Parts ein. Wieder ein klarer Fall von „wären sie aus Übersee, der Hype würde nicht lange auf sich warten lassen“. Gerade live auf der Bühne dürften die vier Musiker eine ordentlich energische Sause entfachen, die etliche Übersteiger und Stagedives über das Deck schlittern lassen dürfte.

Almost no slow, all go, dürfen wir euch Sad Songs For Happy People im Full-Stream präsentieren:

Kaufen könnt ihr das gute Stück auf der Bandcamp-Seite der Band!

Titelbild: Bittter | (c) Bittter