Owen – The Avalanche

Owen – The Avalanche

Es gibt nur ganz wenige Musiker, die keine schlechten Alben herausbringen können sondern es schaffen durch das Gewähren eines zeitlich begrenzten Einblicks in Ihre Seele reihenweise bezaubernde Musik zu produzieren und Mike Kinsella ist da als Owen ganz weit vorne dabei.

Wer den in Chicago lebenden Multiinstrumentalist und Singer-Songwriter Mike Kinsella und sein langjähriges Soloprojekt Owen sowie die in den Jahren 2001 bis 2006 entstandenen Alben Owen (2001), No Good For No One Now (2002), I Do Perceive (2004) und At Home With Owen (2006) kennt, der weiß, welche Qualität das Songwriting bei Kinsella hat. Songs wie Places to go, The ghost of what should’ve been, She’s a thief und The Sad Waltzes Of Pietro Crespi sind Zeugnisse höchsten Könnens.

Mike Kinsella, dessen älterer Bruder Tim Kisella als Sänger erfolgreich ist, hat für das Genre des Emo-Rock nicht weniger als Fundamentales geschaffen und das nicht nur in den Anfängen mit Cap’n Jazz oder dem Liebhaberprojekt Joan of Arc sondern ganz ausdrücklich mit dem Soloprojekt Owen und mit seinem Bandprojekt American Football.

Für das bei Big Scary Monsters erscheinende neue Owen-Album The Avalanche arbeitet Mike Kinsella wieder mit dem Produzent Sean Carey (Bon Iver, Peter Gabriel) und dem Techniker Zach Hanson (The Tallest Man On Earth, Waxahatchee) zusammen. Das aus vielen gemeinsamen Arbeiten einander vertraute Trio zog sich in das schneebedeckte Hive Studio in Eau Claire, Wisconsin zurück, um sich gänzlich auf das neue Album zu konzentrieren.

Beim letzten Owen-Album The King of Whys aus dem Jahr 2016 war man noch unschlüssig über die zukünftige Priorisierung Kinsellas, da das Album nur wenige Monate vor LP2 von American Football veröffentlicht wurde und Mike Kinsella aufgrund der zeitlichen Belastung durch den strengen Tourneeplan von American Football kaum Zeit auf Solo-Shows verwendete.

Bei The Avalanche hat man das Gefühl vom ersten Ton an nicht. Die LP3 von American Football ist im letzten Jahr erfolgreich veröffentlicht worden und die anschließende Tournee ist Vergangenheit. Jetzt steht unmissverständlich das Soloprojekt Owen im Mittelpunkt und das merkt man den Songs an.

Ob der Opener A New Muse, der gleich schwungvoll ins Album einführt oder das akustische und traurige Dead for Days, mit jedem Akkord wird den HörerInnen das Album vertrauter und man fühlt tatsächlich eine friedvolle Ruhe, die sich auf Seele und Gemüt legt. Mike Kinsell lässt in seine Seele blicken, wenn er singt: „This is where my rock bottom is / It’s a short fall from grace“.

Man fühlt sich in Kinsellas Stimme geborgen und auch die optimistisch nervösen Stücke wie On With The Show passen wunderbar in das Gesamtgefüge des Albums. Hier offenbart ein Künstler sein Inneres und lässt die HörerInnen seinen Schmerz und seine Freude miterleben. Packend umgesetzt auch im herzzerreißenden I Should Have Known und im eisigen Herzstück des Albums Mom and Dead. Wer die schimmernden Steel-Gitarren und das präzise Klavierspiel ohne Rührung ertragen kann, der hat tatsächlich ein Herz aus Stein. Gerade bei diesem Song sind die intensiven Backing Vocals von KC Dalager (Now, Now) wie Nadelstich und verstärken den Schauer.

Gut das Mike Kinsella bald ein Einsehen mit den HörerInnen hat und bei Headphoned mit sanften Tönen die Wunden wieder heilen lässt. Da klingen die frühen Owen-Stücke ungeschminkt durch und beruhigen mit bekannten Melodienfolgen. 

Mit den beiden eher wenig spannenden Stücken Wanting and Willing und I Go, Ego beschließt Mike Kinsella das inzwischen zehnte Owen-Album.

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Von Veröffentlicht am: 19.06.2020Zuletzt bearbeitet: 24.12.2020592 WörterLesedauer 3 MinAnsichten: 805Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , 1 Kommentar on Owen – The Avalanche
Von |Veröffentlicht am: 19.06.2020|Zuletzt bearbeitet: 24.12.2020|592 Wörter|Lesedauer 3 Min|Ansichten: 805|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: , |1 Kommentar on Owen – The Avalanche|

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Über den Autor: Richard Kilian

"Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik" Wer mit Stephen King, Charles Bukowski, Andrew Vachss und Elmore Leonard sowie Marillion, Cigarettes after Sex, Motorpsycho, The Jayhawks, Sufjan Stevens, Rush und God is an Astronaut etwas anzufangen weiß, der ist bei mir richtig.

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One Comment

  1. Florian 20.06.2020 at 08:56 - Reply

    Sehr zu empfehlen!

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