Kerretta – Pirohia
Pirohia ist ein sehr gelungenes Album, das vor allem durch die überzeugende Machart der Songs und das unverbrauchte Klangbild überzeugt. Sollte man sich nicht entgehen lassen.
Post-Rock ist eigentlich ein Genre, das sich per se Klischees verbietet. Man macht Rockmusik, das schon, will aber gewohnte Formen, Strukturen und Klänge hinter sich lassen und Neues schaffen. Tatsächlich ist es so betrachtet gar keine Stilrichtung mit eigenen musikalischen Merkmalen, eher ein Überbegriff, eine Idee.
Trotzdem hat man das Gefühl, fast täglich einen Haufen neue gleichklingende, sterbenslangweilige Bands zu hören zu bekommen, die sich alle unter dem Banner „Post-Rock“ gruppieren und sich nur dadurch unterscheiden, ob sie eher die GYBE-, Mogwai- oder Explosions in the Sky-Blaupause verwendet haben. Irrsinnig lange Arrangements, die nirgendwo hinführen, epische Hallfahnen, die nichtssagenden Melodien einen tiefgründigen Anstrich geben sollen und immer gleiche Dynamikkurven, die zum Selbstzweck verkommen sind. Ist die Mär vom Rock, der sich immer wieder neu erfindet, also nur eine Utopie?
Müßig, darüber nachzudenken. Kerretta bieten auf ihrem neuen Album Pirohia jedenfalls einen recht erfrischenden Hörgenuss. Das aus Neuseeland stammende Instrumentaltrio hat bereits in der Vergangenheit Touren mit Mono und …And You Will Know Us By The Trail of Dead unternommen und war 2010 für den Taite Music Prize nominiert.
Ihr Sound unterscheidet sich deutlich von dem der neuseeländischen Delay-Großmeister von Jakob. Es geht weniger um mäandernde Klangsphären als um Riffs, die sich dem abwechslungsreichen Songwriting unterordnen.
Im letzten Interview mit Pretty in Noise kündigte Bassist William an, dass die Gitarrensounds auf Pirohia vielleicht eher an Synthesizer erinnern würden. Dies ist teilweise auch der Fall: Bereits im Opener Ossein Trail werden Tool-artige, schwere Riffs mit – nun ja – irgendwie elektronisch anmutenden Gitarrenläufen verwoben. Das funktioniert erstaunlich gut, der Einstieg gelingt durchaus fulminant.
The Roar knüpft hier an und steigert sich nach einer Fahrt durch tiefe Hall-Täler zu einem überraschend rasanten, aggressiven Finale. Hier ist nichts von Schwermütigkeit oder Apathie zu spüren, Kerretta strahlen ihre Energie weithin ab.
Auch der Rest des Albums gestaltet sich recht abwechslungsreich. Zugegeben, auch Kerretta bleiben auf dem Feld der dynamischen Gestaltung eher wenig experimentell. Dafür geben sie ihren Stücken mit ihrem speziellen Sound und einfallsreichen Riffs ein ganz eigenes Gesicht. So wartet His Streets of Honey, Her Mouth of Gold beispielsweise mit Whammy-Einsätzen auf, die fast schon an Korn erinnern. Diesem doch eher augenzwinkernden Klang wird ein bitterböses, sehr tiefes Mainriff gegenübergestellt.
Überhaupt spielen tonnenschwere Riffs auf Pirohia durchaus eine tragende Rolle. Das nachfolgende Iron Hail haut dem Hörer ein solches direkt um die Ohren, um dann schließlich allerdings eine ganz andere Wendung zu nehmen.
Kerretta nehmen sich selbst nicht immer so ernst. Zwischen den melancholischen, getragenen Klängen haben auch mal „artfremde“ Sounds Platz, die man nicht erwartet. Das wirkt sehr erfrischend und gibt auf jeden Fall einige Sympathiepunkte.
In Kawea Tātou Ki Ngā Hiwi kommt etwas Gesang zum Tragen. Das ist zunächst nichts allzu außergewöhnliches, in diesem Kontext wirkt der Gesang aber merkwürdig entrückt, man fühlt sich an Hypnose oder ein Ritual erinnert.
Pirohia ist ein sehr gelungenes Album, das vor allem durch die überzeugende Machart der Songs und das unverbrauchte Klangbild überzeugt. Sollte man sich nicht entgehen lassen.
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Pretty in Noise präsentiert euch die Tour im Herbst:
11.09. The Good Ship, London (ENG)
12.09. Postfest, Aarhus (DEN)
13.09. Rocus, Luxembourg (LUX)
15.09. Incubate Festival, Tilburg (NED)
17.09. Nexus, Braunschweig (GER)
18.09. Vortex Surfer, Siegen (GER)
19.09. Alimentation Générale, Paris (FRA)
20.09. Le Grattoir, Gerardmer (FRA)
22.09. Galeria No Smoking, Strasbourg (FRA)
23.09. Komma, Esslingen (GER)
24.09. Manfred, Leipzig (GER)
25.09. Tiefgrund Berlin (GER)
26.09. Trainspotting Festival, Kairo, Würzburg (GER)
27.09. Jump In The Fire Fest, Chemiefabrik, Dresden (GER)
28.09. Glockenbachwerkstatt München (GER)
29.09. KTS, Freiburg (GER)
30.09. Jubez Karlsruhe (GER)
01.10. Alte Kaserne, Zurich (CH)
02.10. La Makhno, Geneva (CH)
03.10. Erdgeschoss, Zweibrücken (GER)
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