Kavrila – Blight

Kavrila – Blight

In der Kürze liegt die Würze – Blight steht wie ein finsterer, aggressiver Doom-Metal-Punk-Monolith und wird auf keinen Fall weichen.

Kavrila wollen nicht nur spielen. Sie wollen ganz offensichtlich alles in Schutt und Asche legen. Ganz offensichtlich höchst unzufrieden mit der derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Situation, zünden die Hamburger hier ein garstiges, bedrückendes, brutales und überaus vielseitiges Extremgenre-Feuerwerk, dass es mal abgesehen von den ebenfalls aus der großen Hansestadt stammenden Mantar, hierzulande bisher kaum zu hören gab. Die Songs sind durchzogen von schwindender Hoffnung und keimender Negativität und wenn man sich in der Welt aktuell umschaut, findet man schnell Verständnis dafür.

Opener „Each“ startet mit bedrohlichem, weißen Rauschen und einem apokalyptisch klingenden TV-Ansager, bevor ein Gespann aus heiserem, mächtigen Gesang und fetten, tiefen Metalriffs heranwalzt. Garniert und verfeinert wird das Ganze später mit derben Stakkatoattacken und kaum wahrnehmbaren Synthbelägen auf den Gitarren. Ein dennoch durchaus melodiöser Refrain lässt uns noch kurz stutzen, mit was wir es hier genau zu tun haben. Die Verwunderung schwindet mit den ersten Noten von „Lungs“, einem groovenden Sludgecore-Hammer, der sich auch problemlos in den 1990er Jahren wohlgefühlt hätte, nur erheblich frischer und moderner daherkommt. Für die nötige Abwechslung sorgt ein doomig-malmender Part, der jedes Quäntchen Licht erlöschen lässt. Mit seinem ultradynamischen Killerriff, der packenden Posthardcore/Black Metal Strecke, kommt das großartige „Abandon“ sofort in die engere Auswahl für den besten Song des Albums. Am melodischen Refrain hat man nicht allzu lang seine Freude, bevor es zu versöhnlich wird, schießen wieder schwere Riffkanonenkugeln alles in Trümmer. „Gold“ zieht auf wie in Gewitter an einem schwülen Augustnachmittag und wirkt dadurch derart drohend-lebendig, dass man es kurz mit der Angst zu tun bekommt. Die dissonanten Töne des etwas lang geratenen Intros locken einen tonnenschweren Gitarrenakkord an, der in harziger, arschlangsamer Doom-Manier über alles hinweg rollt! Diese Intensität die hier an den (jüngsten) Tag gelegt wird, geht einfach durch Mark und Bein. Dass die Band offenbar auch ein paar Wurzeln im Punk hat, zeigt das passend benannte „Demolish“, dass erst schnell und dreckig, später gewohnt tief und der weiterfeuert. Der groovebeladener, tiefe Hardcoresound von „Golem“ erinnert wieder ein bisschen an früher, während „Apocalypse“ rohe und brutale (moderne), Tempiwechseln unterliegende Metalriffs in den Ring wirft und schon wirklich stark am Gemüt zu rütteln vermag. Richtig finster wird es beim zweiten Teil von „Each“, der den Schlusspunkt der Platte darstellt und mit cleanen Gitarren, aber verzerrtem Bass eine ganz unbequeme Stimmung erzeugt. Die Gesangsstimme hat ihren garstigsten Grad erreicht und brüllt in Verzweiflung. Daheim ist der Song wieder eher im Posthardcore und endet nach gut zwei Minuten in einem kakophonischen Chaos und dem weißen Rauschen vom Anfang. Puh, ein ganz schöner Klotz!

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Von Veröffentlicht am: 19.08.2017Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018484 WörterLesedauer 2,4 MinAnsichten: 898Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , 0 Kommentare on Kavrila – Blight
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Über den Autor: Steffen Eggert

Ich bin 37, verheiratet, habe zwei Töchter, lebe in Bayern und bin im echten Leben Sozialpädagoge. Meine musikalischen Wurzeln liegen grundsätzlich im Bereich Indie, Punk und im klassischen Heavy Metal, bin aber eigentlich offen für alles, solange es gut gemacht ist...

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