Kala Brisella – Ghosts
Irgendwo zwischen Wahnsinn und Unbehagen – Kala Brisellas zweiter Akt.
Vö: 14.09.2018 Tapete Records iTunes LP kaufenIm vergangenen Jahr wurde mir ja das Debut der Berliner Post-Punker Kala Brisella zu gespielt und ich habe damals schon festgestellt, dass wir es hier mit mitunter eher unbequemer Musik zu tun haben.
Kürzlich erschien mit „Ghosts“ der Nachfolger des coolen Erstlings „Endlich Krank“ und man muss sagen, dass sich die Band absolut treu geblieben ist.
Absolutes Alleinstellungsmerkmal der Musik von Kala Brisella ist die krasse, nicht selten fast schon abartig arrogant klingende Stimme des Sängers. Kratziges Gemecker und genervtes Geschrei werden von perfekt unterkühltem, schrägem und dissonantem Post-Punk unterstrichen. Klar, die Musik ist ansonsten eher für das Genre „klassisch“ gehalten und enthält die üblichen Attribute. Die Gitarrensounds hängen oft in Fetzen, schmerzliche Misstöne lauern an jeder Ecke, anhaltende Harmonie sucht man hier selbstständig vergebens. Der Bass ist knackig auf den Punkt und bestimmt zusammen mit den trockenen Drums die Marschgeschwindigkeit.
Sehr angenehm fällt hier die immer mal wieder auftauchende, weibliche Stimme auf, die den klaren Gegenpol zum knarzenden Organ des Sängers darstellt.
Beim coolen „King Of The Moon“ begeistern die beiden auch im Duett, wobei Jochen Haker das eigentlich recht fröhliche Riff mit seinem zynischen Gesang martert, während er sich ein Haus auf dem Mond baut. Beim eher elektrischen „Gezackte Linie“ gehört Anja Müller das Feld, was eine angenehme Abwechslung darstellt. Stücke wie „In Spiralen“ oder „Gespenster“ haben etwas wahrlich geisterhaftes und erklären somit den treffend gewählten Albumtitel. Sehr geil auch das nach 80ern klingende und sperrigem Krautsound lebende „Kommst Du mit mir“, das wieder zeigt, dass schon ordentlich Irrsinn in Kala Brisella Alben stecken kann. Zum Ende gibt es mit „Gelandet“ das einzige balladeske Stück auf Ghosts, das vor allem von gruseligem Geflüster lebt und den leisesten Punkt des Albums an den Schluss setzt. Das darf ruhig auch mal sein!
Also nicht falsch verstehen, das Ding ist zwar roh und auf den ersten Blick wenig eingängig, aber Melodien und Stimmungen gibt es en masse. Allerdings darf man nicht erwarten, dass sie sich einem sofort erschließen. Aber dafür ist es ja Post-Punk.
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