Ilgen-Nur – Power Nap

Ilgen-Nur – Power Nap

Dass die aus dem Schwabenland kommende 23-jährige Ilgen-Nur Borali das unglaubliche Talent hat, tolle Lyrics und grandiose Melodien zu produzieren, hat bereits die 2017er EP No Emotions gezeigt, kraftvoller Dream-Pop-Rock mit schnoddrig-zärtlichen Texten, die den Weg in Herz und Ohr finden.

Vö: 30.08.2019 Power Nap LP kaufen
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Mit dem 10 Songs enthaltenden Debüt-Album Power Nap tritt Ilgen-Nur ganz selbstbewusst ins Rampenlicht und macht eins sofort klar, verschlafen ist da tatsächlich überhaupt Nichts. Mit zweifellos an The Smiths erinnernden Riffs und einer melodischen Vielfalt, dass es eine große Freude ist, fließt das Album Stück für Stück dahin und verbreitet grenzenloses Verzücken. Man fühlt sich in rhythmisch in die 80er Jahre zurückversetzt aber die moderne Art der Produktion und die grandiose Dynamik lassen den Herzschlag mit jedem Titel immer mehr ansteigen.

Der wunderbare Opener In my Head beginnt mit einem Bass- und Schlagzeug-untermalten „Honey and Butter on the Toast“ und man sitzt plötzlich mit am gedeckten Frühstückstisch während Ilgen-Nur davon singt, dass Sie lieber Kaffee hätte, aber vergessen hat Milch zu kaufen und daher Tee trinken muss., weil Sie ihr Zimmer nicht verlassen will. „I spent my days in my Head“ – einfache Zeilen, die direkt in den Gehörgang gehen und sich dort dauerhaft einnisten.

Nothing suprises me ist genauso eine Gehörgangs-Schmeichler, bei dem zweifellos Morrissey und Johnny Marr aus den Arrangements herauszuhören sind. Ein schöner Up-Tempo-Song, der gut zur Hymne taugt.  Auch Soft Chair klingt nach dem England der britischen Indie-Rock-Bands aus der letzten Dekaden des vergangenen Jahrtausends. Schöne eingängige Melodie mit einer emsig flirrenden E-Gitarre, die der Rhythmus-Sektion davonläuft.

Genau dieser Breitwand-Gitarrenstrudel wirbelt auch durch den Song TV und Ilgen-Nur singt von der Sicherheit und der vermeintlichen Macht von Fernsehen und Radio, der nun die unkontrollierte Freiheit des offenen Netze entgegensteht. „I could be anyone“ ist ihr Fazit. Im folgenden Song Silver Future tanzt Ilgen-Nur durch ein Queer-Restaurant und lässt sich von der Musik davontragen.

Die sehr rockige Video-Vorabveröffentlichung Easy Way out ist ein starker Gitarren-lastiger Indie-Rock-Song, der unbedingt Hitpotential hat. Mit jeder Strophe scheint die Anzahl der schrammelnden Gitarren zuzunehmen und zieht die HörerInnen unweigerlich in den treibenden Strudel des Finales.

Der erste langsamere und ganz klar an The Smiths erinnernde Song ist New Song II, der sich wunderbar schunkelnd von Strophe zu Strophe bewegt. Man sieht vor dem geistigen Auge einen weiblichen Morrissey lässig über die Bühne tänzeln.  

Brachial mit Noise-Touch wie Last Night I Dreamt That Somebody Loved Me im Mittelteil beginnt Your a Mess und Ilgen-Nur legt noch eine Schippe drauf. Als dann auch noch die Streicher einsetzen mag man auf die Knie sinken angesichts der deutlichen Gleichheit der musikalischen Grund-Ideen. Nicht der stärkste dafür aber der interessanteste Song auf dem Album. Bei Clean Sheets ist es ganz einfach. Der Song muss ins Radio. Ein schöner trauriger Up-Tempo-Indie-Pop-Song, der ins Ohr geht.     

Zum Finale gibt es die Klavier-Ballade Deep Thoughts, die ganz anders ist als alles davor gehörte aber dann wieder ganz genauso toll und intim, dass sie genau da steht, wo sie stehen muss. Mit dem letzten Ton drückt man sofort unwillkürlich auf Repeat, damit das Album von vorne beginnen kann.

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Von Veröffentlicht am: 16.11.2019Zuletzt bearbeitet: 17.11.2019576 WörterLesedauer 2,9 MinAnsichten: 811Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Ilgen-Nur – Power Nap
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Über den Autor: Richard Kilian

"Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik" Wer mit Stephen King, Charles Bukowski, Andrew Vachss und Elmore Leonard sowie Marillion, Cigarettes after Sex, Motorpsycho, The Jayhawks, Sufjan Stevens, Rush und God is an Astronaut etwas anzufangen weiß, der ist bei mir richtig.

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