Interview: Toni und Thomas über die Soli-Compilation HEART CIRCLE (FFO Screamo, HC, Emo, Indie)

Interview: Toni und Thomas über die Soli-Compilation HEART CIRCLE (FFO Screamo, HC, Emo, Indie)

Thomas und Toni standen uns anlässlich der neuen Compilation-Veröffentlichung „V.A. – Heart Circle Part III“, einem Soli-Sampler mit 84 vertretenen Bands, Rede und Antwort.

Stellt euch doch zunächst mal vor. Wer seid ihr, was macht ihr sonst noch so?

Thomas: Also, ich bin der Thomas, werde bald 42, und komme aus dem schönen Sauerland, aber bald geht es ab nach Berlin. Ich bin Gründer der FB-Gruppe „The 90s SCREAMO/HC/EMO/INDIE-Rock Friends“.
In meiner Freizeit beschäftige ich mit großteils mit Musik und Kunst, beruflich schraube ich an Computern rum.

Toni: Hi. Ich heiße Toni Conrad, bin 33 Jahre alt, komme aus Erfurt, und arbeite als Heilerziehungspfleger. In meiner Freizeit unterstütze ich noch die Jenaer/Erfurter Mathcore/Screamo Band „Cortarmao“, und die Ingolstädter Alternative Rock/Pop Punk Band „Heart Attax“.

Was ist Heart Circle, wie hat es angefangen und woher kommt die Idee?

Thomas: Ursprünglich sollte das ein normaler Gruppensampler werden, aber als Marc Köhler, ein guter Freund und Admin der Gruppe, dann in eine Klinik kam, um auf ein Spenderherz zu warten, hatte Toni die Idee, das Geld doch an ihn zu spenden. Ich wollte ihn dort irgendwie unterstützen. Anfangs lief das alles eher schleppend, also habe ich viele Musiker und Bands direkt angeschrieben und von der Situation erzählt. Darauf hin gab es dann ein enormes Feedback. Ich weiß nicht mehr genau, wieviel Geld wir beim ersten Sampler zusammen hatten, aber der Betrag hat ihm die Zeit dort etwas erleichtert. Außerdem haben ihm viele Leute von sich aus Pakete mit Actionfiguren (er war großer Star Wars-Fan), Comicheften und sonstigem Schnick-Schnack geschickt.

Als Marc dann knapp ein Jahr nach seiner Herztransplantation völlig unerwartet verstorben ist, wollte ich seine Familie unterstützen und hatte daraufhin die Idee für Part II.

Dieses mal hatte ich dann die Unterstützung von Toni, ohne den ich das alles wahrscheinlich gar nicht geschafft hätte, weil der Tod von Marc mir sehr Nahe ging und ich deswegen oft keinen Antrieb hatte, das alles zu organisieren. Die Familie hat dann einen ganz besonderen und persönlichen Grabstein anfertigen lassen und das Geld hat einen Teil dazu beigetragen. Natürlich steht auch die Idee dahinter unbekannte Bands oder Künstler zu unterstützen, von denen es mehr als genug gibt. Im Grunde ist „Heart Circle“ also eine Gemeinschaft, die versucht, in der heutigen Zeit etwas Positives zu schaffen und wir hoffen, dass in Zukunft immer mehr an der Sache teilnehmen und auch teilhaben werden.

Toni: Angefangen hat das vor fast 4 Jahren. Die Idee an sich, einen Sampler für die Gruppe zu schaffen, hatte Thomas. Er wollte ein kleines Dankeschön für die Gruppe gestalten, in Form einer Compilation. Als es dann hieß, wohin das eingenommene Geld hinwandern soll, kam mir die Idee, es Marc Köhler zu spenden. Marc war damals im Krankenhaus und das Geld sollte ihm dazu dienen seinen Aufenthalt in der Klinik etwas erträglicher zu machen, sich etwas zu gönnen und von den immer wiederholenden Abläufen in 4 Räumen, Abwechslung zu schaffen.

Marc Köhler war sozusagen die Inspiration für all das hier, was wir weiter ausbauen möchten.

Der Name stammt von den Strapazen, die Marc Köhler durchlebt hat. Wir wollen Marc Köhlers Geist am Leben erhalten. Ohne ihn würden wir wahrscheinlich eine andere Richtung einschlagen. Letztendlich geht es um die Musik an sich. Thomas hat eine phantastische Gruppe gegründet, es steckt soviel Potenzial darin und dahinter. Wir haben hier so viele Musiker bei uns. Der Sampler ist theoretisch eine Plattform für diejenigen, die in der Playlist vertreten sind, um sich zeigen zu können. Klar, es ist ein Underground-Ding, aber ich bin auch froh darüber, dass sowohl die Gruppe als auch die drei veröffentlichten Compilations über Mundpropaganda verbreitet werden.

Muss man zwischen der Facebook Gruppe und dem Sampler einen Unterschied machen? Oder sind die gleichen Leute dafür verantwortlich?

Thomas: Nein, ganz im Gegenteil. Da es ein Gruppensampler ist, machen nur Bands/MusikerInnen, oder Label mit, die Mitglied in der Gruppe sind. Es gab aber ein paar Ausnahmen – wir freuen uns natürlich über jeden der mitmachen möchte und die Sache unterstützt.

Toni: Wenn es darum geht, den Sampler mit Bands und MusikerInnen zu befüllen, sind hauptsächlich Thomas und ich dafür verantwortlich. Das Artwork und das Design haben bis jetzt 2 unterschiedliche Leute gestaltet – wir lassen den KünstlerInnen auch immer sehr viel Freiraum. Wir entscheiden aber nicht welche Songs auf den Sampler kommen – das entscheidet jede Band selbst. Die Label „Koepfen Records“, „ZilpZalp Records“, „lifeisafunnything Records“ und „Midsummer Records“ haben uns dieses mal sehr unterstützt und uns einen Haufen ihrer labeleigenen Bands geschickt. „Midsummer Records“ ist jetzt schon das dritte mal mit dabei – ich schätze Tim Masson wirklich sehr.

Nach welchen Kriterien wählt ihr Bands aus?

Thomas: Der Gruppenname sagt ja schon alles – wenn es musikalisch passt, ist man dabei. Ansonsten haben wir keine Kriterien. Rechte oder rassistische Scheiße hat bei uns selbstverständlich nichts zu suchen. Da der Sampler ja so ziemlich alle Richtungen abdeckt, ist auch für jeden was dabei, der sich mit der Musik beschäftigt.

Toni: Es sollte keine Band sein, die mit ihren Texten, Äußerungen oder dem Erscheinungsbild etwas ausdrückt, was fragwürdige rassistische, sexistische, antisemitische oder homophobe Aussagen enthält.

Gespendet wird diesmal für „Agisra“ und „Safe Gigs for Women“. Würdet ihr bitte die beiden Organisationen kurz vorstellen?

Thomas: Das hat Toni organisiert, dann darf er das gerne erklären..:)

Toni: „Agisra“ ist ein Verein aus Köln. Den gibt es seit 25 Jahren. Sie setzen sich für Menschenrechte von Migrantinnen und geflüchteten Frauen ein. Sie bieten Bildungsangebote und Seminare für verschiedene Themen, z.B. Flucht und Migration, Rassismus, interkulturelles Training, Gewalt an Frauen im Migrationsprozess, Frauenhandel, Menschenrechte etc.

„Safe Gigs for Women“ ist eine Organisation, die sich für Frauen auf Konzerten stark macht. Es gab in letzter Zeit viele Vorfälle. Sam Carter von der Band „Architects“ hat das während seiner Performance erlebt und dann das Konzert für ein paar eindringliche Worte unterbrochen. Was mir besonders hängen geblieben war, ist: „it’s not your body“. Ein Konzert oder ein Festival sollte ein sicheres und positives Umfeld sein, für jeden von uns. Das Schlimme daran ist, dass so etwas nicht seltener sondern vermehrt passiert.

Es passiert ja leider eine Menge Scheisse auf dieser Welt und es gibt aber auch mega viele richtig coole Organisationen. Erzählt ihr kurz, wieso ihr euch für die beiden oben genannten entschieden habt?

Thomas: Ja, es passiert zu viel Scheiße auf dieser Welt, deswegen war es nicht einfach eine Entscheidung zu treffen. Wir haben uns daher für ein Thema entschieden, das momentan sehr aktuell ist aber leider zu wenig beachtet wird. Da immer mehr Fälle an das Tageslicht kommen, fanden wir die Sache sehr unterstützenswert.

Toni: Huuuu. Das war nicht so einfach, hahaha. Es gab eine rege Diskussionsrunde bei uns im Admin-Chat. Ich wollte das eingenommene Geld dorthin spenden, wo aktuell auch gerade in der Musikszene Unterstützung gebraucht wird. Wir haben uns überlegt, an die „Stiftung Deutsche Depressionshilfe“ zu spenden. Einfach wegen den traurigen Vorfällen von Chris Cornell (Soundgarden, Audioslave), Chester Bennington (Linkin Park) und Justin Shekoski (Saosin, The Used). Aber Thomas‘ Freundin hat darüber recherchiert und dann haben wir Abstand von der Idee genommen. Es gab natürlich auch die aktuellen Themen, wie Flüchtlinge und die Vorfälle in Chemnitz. Wir diskutierten darüber, die eingenommen Spenden für die Organisationen zu spenden, die sich mit diesen Themen befassen. Das wollte ich aber nicht. Bitte nicht falsch verstehen. Das ist mir natürlich sehr wichtig. Aber ich wollte nicht einer von vielen sein, der mit auf dem Zug aufspringt. Meine Idee war es, der #metoo Bewegung wieder etwas mehr Beachtung in der Öffentlichkeit zu geben.

Zum Schluss noch eure abschließenden Worte.

Thomas: Vielen Dank an alle, die uns unterstützt und geholfen haben. Besonderer Dank geht an Oliver Steinert, der das Cover und Artwork für Part III gebastelt hat. Danke an alle Bands, KünstlerInnen und Label, die ihre Songs gespendet haben. Großer Dank auch an alle Leute, die sich die Sampler gezogen und/oder gespendet haben – und an die, die fleißig geteilt haben. Danke an unsere Admin-Kollegen Robert Dinges, Malte Stock und Marc Renokid, die uns natürlich sehr unterstützt und geholfen haben. Und danke für das Interview!

Toni: Erstmal tausend Dank an Thomas, für deine Geduld und Hilfsbereitschaft. An alle, die an dem Sampler mitgewirkt haben (Oliver Steinert und Benjamin Bartosch für die genialen Designs und Artworks), alle Label, alle MusikerInnen und Bands für ihre Zustimmung und Bereitschaft. An alle diejenigen, die das zu schätzen wissen, was und warum wir das alles hier machen. Danke! Ohne euch kann diese Idee nicht größer werden. Vielen lieben Dank für das Interview.

V​.​A. – Heart Circle Part III

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Von Veröffentlicht am: 19.09.2018Zuletzt bearbeitet: 19.09.20181539 WörterLesedauer 7,7 MinAnsichten: 1365Kategorien: InterviewsSchlagwörter: , , , , , 0 Kommentare on Interview: Toni und Thomas über die Soli-Compilation HEART CIRCLE (FFO Screamo, HC, Emo, Indie)
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Über den Autor: Paul Schall

Hat sich nach elfJahren an Köln gewöhnt, ist aber noch immer nicht 100% davon überzeugt. Mag gerne Pizza, Pasta und Punkrock, ist aber auch anderen veganen Spezialitäten und anderen Musikgenres nicht abgeneigt. Ist außerdem Fußballfan und ständig von vielem angepisst.

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