INTERVIEW: Im Gespräch mit Good Wilson
Mitte Januar fand in Groningen in den Niederlanden das alljährliche Eurosonic Noorderslag Festival statt – ein Festival, das sowohl für die Macher:innen in der Musikindustrie ist, als auch für junge aufstrebende Bands, um sich vielleicht von eben jenen Entscheider:innen entdecken lassen zu können und neue Fans zu gewinnen.
Eine dieser Bands ist Good Wilson aus Österreich, die mit dem Exportbüro Österreichs in Groningen war und am späten Donnerstagabend im Groninger News Cafe gespielt hat. Vorab haben wir Günther (Sänger) und Alex (Gitarrist) im Artist Village getroffen und mit der Band geredet, um sie euch hier einmal vorstellen zu können.
Hallo, danke dass ihr euch die Zeit genommen habt für uns. Erzählt uns doch bitte zunächst einmal, wo ihr eigentlich herkommt.
Wir kommen an sich aus Österreich, Alex ist vor circa 10 Jahren aus England nach Graz gezogen, wo wir uns auch getroffen haben und wo die Band angefangen hat, aber hauptsächlich arbeiten wir aus Wien heraus.
Wir sind ja hier auf dem Eurosonic Noorderslag Festival, euer zweites Showcase-Festival nach dem Reeperbahn Festival letztes Jahr. Was erwartet ihr?
Es ist wirklich sehr aufregend, wir haben nur Gutes über das Festival gehört und freuen uns sehr. Wir haben vor zwei Wochen erst in Wien gespielt und das war wahrscheinlich unser bestes Konzert, das wir je gespielt haben, also ist die Messlatte für uns jetzt sehr hoch.
Fühlt ihr einen bestimmten Druck, hier vor Leuten aus der Musikindustrie zu spielen?
Wir sind nicht unbedingt gestresst, aber natürlich wollen wir ein gutes Konzert spielen. Unsere Managerin Therry hat mit einigen Leuten aus der Industrie gesprochen und eingeladen und bisher ist die Response zu unserer Musik super. Aber wir wissen auch, dass unsere Musik recht nischig ist und wir hoffen, dass die Leute es cool finden – so wie wir.
Gibt es bestimmte Einflüsse aus Österreich oder England, die in eure Musik einspielt?
Alex: England ist nicht wirklich in der Musik zu hören. Ich persönlich mag amerikanische Bands, mehr Country-Style. Und Günther kommt von einem anderen Hintergrund, mehr aus dem Jazz, also denke ich, dass man beide Einflüsse hören kann, aber natürlich auch viel Indie.
Günther: Die österreichische Indie Musik-Szene ist super, es gibt viel tolle Bands, die gute Musik machen, auch viele Freunde von uns. Für mich ist das Wichtigste, die Musik für sich sprechen zu lassen. Ich selbst habe einen sehr gemischten musikalischen Hintergrund – klassische Musik, Jazz, Indie und mehr. Manchmal ist es sehr schwierig, Songs genau zu klassifizieren.
Ihr habt vorhin gesagt, dass eure Musik sehr nischig ist und ihr teilweise Sorgen habt, ob Leute zu euren Konzerten kommen – was genau meint ihr damit?
Alex: Es gibt natürlich Musik, die viel nischiger ist als das, was wir machen. Jedoch sind die meisten Indie-Bands recht minimalistisch und haben nicht so viele Mitglieder wie wir. Wir haben eine volle Band mit vielen verschiedenen Instrumenten, daher glaube ich ist das etwas, das man nicht so oft sieht. Für meine Eltern sind wir sehr nischig und sehr hipster, aber hier auf diesem Festival sind wir ziemlich normal.
Lasst uns über euer letztes Album reden – betitelt nach eurem Bandnamen Good Wilson – es kam genau vor der Pandemie raus und dann hat alles zugemacht. Wie hart war das?
Günther: Ja, es kam wirklich genau vor der Pandemie raus. Ich weiß noch, an dem Wochenende bevor unserer Tour starten sollte gab es schon Gerüchte über einen Lockdown. Und wir haben echt super viel geprobt und dann an dem darauf folgenden Montag war alles zu.
Glaubt ihr, dass ihr gestärkt aus der Pandemie gekommen seid?
Alex: Das ist schwierig zu sagen. Wir waren damals sehr neu und frisch und wir hatten ein gutes Momentum, das sehr natürlich kam. Der große Unterschied jetzt zu damals ist natürlich, das wir länger zusammen spielen. Auf der anderen Seite lieben wir das neue Material, das wir jetzt haben, obwohl sie sehr anders klingen zu damals. Also es ist schon ein gemischtes Gefühl. Wir haben nicht mehr dieses aufregende neue von damals, sind allerdings wesentlich besser geworden als Musiker und als Band insgesamt.
Ihr habt einen Song, der besonders gut bei Spotify läuft, nämlich Devine. Macht ihr euch Gedanken darüber, wie ihr Songs schreiben könnt und die Kunst drum herum gestalten könnt, damit dieser gut performt und wieso andere Songs nicht so gut laufen?
Günther: Dieser Song, wie alle anderen, wurde von unserem Vertrieb gepitcht – wir können uns ehrlich gesagt nicht genau erklären, wieso ausgerechnet dieser Song so gut lief und andere nicht. Aber wir denken da auch nicht so viel drüber nach, weil wir uns lieber auf unsere Musik konzentrieren und nicht auf das, was danach mit den Songs passiert.
Alex: Vor allem weil der Algorithmus so kompliziert es, wenn man sich wirklich damit auseinander setzt, kann es ganz schön deprimierend sein.
Wie geht ihr allgemein an euer Songwriting heran?
Günther: Ich schreibe die meisten der Songs und bei mir ist es so, wenn ich eine Idee habe und dieser Funken da ist, dann probiere ich diese Idee fest zu halten. Wenn wir uns dann das nächste Mal als Band treffen, arbeiten wir zusammen daran und entwickeln wir den Song weiter.
Alex: In dem Fall ist es so, dass der Song zu 85% fertig ist und wir den Rest zusammen machen. Bei unserem neuesten Song allerdings habe ich den Song geschrieben und wir haben ihn zusammen fertig gemacht. Also zwei verschiedene Ansätze.
Günther: Aber so oder so ist es super wichtig, dass wir alle mit dem Song zufrieden sind und alle an Bord sind mit dem, was wir tun.
Welche Bands würdet ihr als Referenzen zu eurer Musik nennen?
Alex: Es gibt eine Band, mit der wir ständig verglichen werden – The War On Drugs.
Günther: Wir sind alle große Fans. Ich bin auch ein großer Fan von Andy Shauf, Loving, Phoebe Bridges oder Wilco (Jeff Tweedy).
Was würdet ihr sagen ist der Good Wilson-Twist angelehnt an solche Bands/Musik?
Günther: Ich denke, es ist nahezu unmöglich, etwas ganz neues zu erfinden in der Musik. Es ist nicht moderne experimentelle klassische Musik, in der wir versuchen, neue Instrumente zu erfinden. Aber wenn ich bestimmte Akkorde höre, versuche ich einen interessanten Touch dazu zu geben. So wie man es ein bisschen aus dem Jazz kennt. Aber ja, es ist sehr sehr schwer.
Lasst uns zum Schluss noch über Good Wilson live reden. Welches Gefühl sollen die Leute haben während einer Good Wilson-Show und wenn sie das Konzert verlassen?
Alex: Wir nehmen uns selbst auf der Bühne nicht zu ernst, aber natürlich bedarf unsere Musik viel Konzentration an den Instrumenten. Wir versuchen, die Musik vor dem Entertainment-Faktor zu stellen. Es ist ein schmaler Grad zwischen einer guten musikalischen Performance und einer guten, spaßigen Bühnen-Performance.
Ihr ward vorher alle schonmal in anderen Bands und es scheint, dass ihr viel vor habt in nächster Zeit. Was sind eure Ziele?
Dieses Jahr werden wir unser zweites Album veröffentlichen und es wäre natürlich toll, mehr live zu spielen, vor allem international. In Österreich haben wir viel gespielt und in der Indie Szene sind wir ziemlich bekannt – es ist auch eine recht kleine Szene. Aber ja, einfach mehr live spielen und raus kommen wäre toll.
Titelbild: Good Wilson | (c) Sebastian Wittag
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