Interview mit Paul Roland

Interview mit Paul Roland

Singer/Songwriter Paul Roland erfreut seine Fans seit ca. 40 Jahren mit Stücken zwischen barocker Kammermusik, Pop, Psych, Wave und Hardrock.

Seine sehr eigene Welt liegt meist irgendwo zwischen Mittel- und viktorianischem Zeitalter und wird von Exzentrikern, Okkultisten, mehr oder weniger verrückten Wissenschaftlern, übernatürlichen Wesen, Zauberern und Erfindern bevölkert – wobei ihm letzteres den Titel „Godfather of Steampunk“ einbrachte. Wir hatten Gelegenheit, mit ihm ausführlicher zu sprechen.

Dein neues Album 1313 Mockingbird Lane hat einen sehr eigenen Charakter. Gibt es ein Thema, dass sich durchzieht? Würdest du es als Konzeptalbum bezeichnen? Was hat dich inspiriert?

Es ist einfach eine Ansammlung sehr Psychpopsurfgaragegothrock-lastiger  Stücke. Es gibt kein Konzept – außer einer sehr an den 60er Jahren orientierten Anmutung und Stimmung, denn das war für mich eine magische Zeit. Ich kann mich nur verschwommen daran erinnern, aber sie hat einen bleibenden Eindruck als eine Zeit hinterlassen, in der alles möglich war und sich Kinder wie ich in Horror- und Fantasy-Fernsehserien und Comics aus den USA vertieften (The Munsters, The Monkees, Twilight Zone und The Outer Limits, um nur ein paar zu nennen). Aber ich war noch ein bisschen zu jung, um alles zu verstehen, daher liegt für mich ein Schleier von Melancholie darüber. Es ist ein verlorenes Paradies, in das ich gern zurückkehren würde, und Musik ist für mich eine Möglichkeit, diese Reise in die Vergangenheit zu unternehmen.

1313 Mockingbird Lane

Das Titelstück ist ganz klar eine Hommage an The Munsters, und mehrere Stücke betrachten diese Zeit durch die Psych-Brille, z.B. The Summer of Love, She’s My Guru, Won’t Go Surfin’ No More und She’s A Mind Reader. Es gibt aber auch Ausflüge zu anderen Themen und in andere Zeiten, die mich gerade ansprachen, als ich das Album schrieb. Dazu gehören Joe Strummer Said, When Chet Baker Sings und das Kino mit Another Ingmar Bergmann Interlude und In My Next Life, das Namen von Regisseuren und Stars der Nouvelle Vague aufführt.


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Ich erinnere mich, dass das Album bereits vor einiger Zeit angekündigt war. Es hat also eine eigene Geschichte. Kannst du uns etwas zum Hintergrund erzählen?

Ich muss zugeben, dass meine Erinnerung an seine verworrene Geschichte etwas schwammig ist – es waren wohl zu viele Drogen im Spiel! Aber vor vier oder fünf Jahren ging ich mit meiner Band zurück ins Studio, als wir noch von den Aufnahmen zu Bitter and Twisted aufgedreht waren. Wir nahmen die Kernstücke in ein oder zwei Takes live mit kaum Overdubs auf, um diese totale Spannung und Garage-Rock-Haltung einzufangen, die ich so mag. Etwas später ergänzte ich einige Heimdemos um Schlagzeug und Mick Crossleys Psych-Gitarre, womit genügend Material für ein Doppelalbum vorhanden war.

Dann bekam ich ein Angebot von einem neuen italienischen Label namens Dark Companion mit Verbindung zu Manticore (dem ELP-Label), und man lud mich ein, dort ein neues Album aufzunehmen. Das war White Zombie und der Gewinn an Qualität war derart groß, dass ich auf ihre Empfehlung hin mein Garage-Rock-Album zurückstellte. Als dann aber aus einer Neuaufnahme in Italien nichts wurde, hörte ich es mir noch einmal an und dachte, „Ich möchte gar nichts daran ändern. Ich mag es so.“ In der Zwischenzeit löste ich nur die Hälfte der Stücke heraus, um sie für die CD Unreleased Songs zu verwenden, die Roberto Curtis Roland-Biographie The Devil’s Jukebox beilag. Dafür fügte ich vier neue Heimdemos hinzu, die mir wirklich gefielen, und – hoppla – heraus kam 1313 Mockingbird Lane – mein neues „altes“ Album!

Was waren die Inspirationsquellen für die verschiedenen Songs? Wie viele von ihnen fanden ihren Weg in die Songs? Kannst du uns etwas über die einzelnen Tracks erzählen?

Das Eröffnungsstück, Salon of the Senses, ist eines meiner Drogenlieder, quasi ein überarbeitetes In The Opium Den. Es spielt aber um die Jahrhundertwende in Paris in einem Kreis von Künstlern und Bohemien, die Haschisch konsumieren und sich Visionen von Arkardien hingeben. Es war schon etwas gewagt, ein so langsam treibendes Stück zur Eröffnung zu verwenden, aber ich schätze, dass die Leute mich inzwischen gut genug kennen und ich muss nicht mit einem Uptempo-Rock eröffnen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

In My Next Life hat dieses typische nicht ganz ernst gemeinte. Es ist ein Stück über Reinkarnation, das im Gewand einer Verneigung vor dem französischen Kino Namen wie Goddard, Truffaut und Cocteau fallen lässt.

Ich schreibe nicht geplant über bestimmte Themen. Ich spiele ein paar Akkorde, öffne meinen Mund und meinen Geist und freue mich über alles, was Sinn ergibt! Es ist einfacher, lustig zu sein, als ernsthaft zu sein, finde ich. Die eher skurrilen Songs wie Another Ingmar Bergman Interlude und Little White Lies über einen zwanghaften Fantasten rollten mir sozusagen von der Zunge und klingen auch klar am spontansten.

Deshalb ist dieses Album für mich so eine Freude. Alle Songs schrieben sich einfach selbst und das Hinzufügen der Instrumente war wie das Tüpfelchen auf dem I: ganz natürlich, manchmal zufällig und mit viel Spaß.

Ich werde nicht auf jeden Track eingehen, aber einer, der in dieser Hinsicht erwähnenswert ist, ist Little White Lies, der live als Home-Demo aufgenommen wurde. Anschließend habe ich andere Instrumente und Harmonie-Gesang hinzugefügt und das Endergebnis hat diesen Live-Vibe, aber auch wirklich schöne Sounds, aber ohne dass ich mit Levels und Settings herumspielen musste.

Es macht mir nichts aus, stundenlang Teile zu wiederholen und Dinge zu optimieren, um den richtigen Sound hinzubekommen, aber wenn es beim ersten Mal funktioniert, macht das den gesamten Prozess der Aufnahme zu einem Vergnügen. Ich denke, dass es aus diesem Grund immer ein Lieblingsalbum von mir sein wird. 

Könntest du uns etwas über die Klangpalette des neuen Albums erzählen? Es gibt weniger folkloristische oder klassische Klänge, aber viele Details, die es anders klingen lassen.

Es gibt sicherlich keine folkloristischen oder klassischen Einflüsse bei den Stücken, aber sie haben auch nicht danach geschrien. Ich höre immer darauf, was ein Stück von mir will. Ich zwinge ihm keinen Text, kein Instrument oder einen Teil auf, der nicht zum Lied oder Stück passt. Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen dem Rohmaterial, also dem Lied, und dem Stück, also der Inkarnation des Lieds, das durch die Aufnahme einen bestimmten Charakter und eine bestimmte Form annimmt.

Offensichtlich verlangt ein Song wie When Chet Baker Sings nach einer gedämpften Trompete und einem entspannten jazzigen Feeling, obwohl es für mich mehr nach Edwyn Collins klingt! Whatever Happened To Baby Jane, bei dem es nicht um den Kultfilm, sondern um ein Mädchen geht, das ihren Vater fälschlicherweise des Missbrauchs beschuldigt, muss hart und schnell sein. Quasi  mein Neat, Neat, Neat, wenn du so willst. Dagegen muss sich Voodoo Man an einen heranschleichen, wie es der Text vermuten lässt. Das ist der „Trick“ beim Schreiben von Liedern: dafür sehr sensibel zu sein, was das Lied braucht, und nicht notwendigerweise dafür, was man selbst mit dem Lied machen möchte.

Deine Songs befassen sich hauptsächlich mit dem Seltsamen, Mysteriösen, Okkulten, Schrecklichen oder gar Entsetzlichen. Manchmal todernst, häufig sich selbst nicht ganz ernst nehmend und manchmal mit einer guten Portion schwarzem Humor. Warum hast du dich für ein solches Sujet entschieden? Und dafür, auf diese Weise damit umzugehen?

Es rührt wohl daher, dass ich ein sehr nervöses Kind war. Ich konnte Horrorthemen nicht zu ernst nehmen, sonst wäre ich in einer Zwangsjacke gelandet! Ich las auch viele amerikanische Horror-Comics, als ich etwa 10 Jahre alt war, und sie hatten einen fiesen, makabren Sinn für Humor und Ironie, der mich ansprach. House of Mystery, The Witching Hour und all diese DC-Comics nahmen unerwartete Wendungen, wenn der Bösewicht seine wohlverdiente Strafe bekam.

Manchmal mag ich meinen Horror aber auch unverfälscht, wie bei Nosferatu vom Album Duel, das das Vampir-Thema benutzt, um das traurige und einsame Leben eines alternden Lüstlings zu beschreiben, der vielleicht an AIDS stirbt. Aber oft ist mein Ansatz „Gothic Rock als Cartoon“, wie es ein Magazin einmal beschrieb.


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Wie schreibst du Stücke im Allgemeinen? Ist das etwas, das in deinem Kopf mit Bildern beginnt, eine Art Film, den du dann überträgst oder als Richtschnur benutzt? Beginnst du mit einer Idee und improvisierst?

Ich habe immer mit einer interessanten Akkordfolge begonnen, aus der eine Melodielinie folgt, oder einem Rhythmusmuster, auf dem ich „reiten“ möchte. Während ich dazu spiele, finde ich die Akkordfolge.

Aber Musik und Texte sind in der Regel zwei deutlich getrennte Prozesse. Ich muss das Thema finden, das zur Musik passt, und oft ist das genauso einfach und natürlich wie das Schreiben der Musik, aber manchmal konnte ich monatelang kämpfen, um etwas Passendes zu finden, das auch Zeilen in meinem Kopf hervorruft. Wenn eine Idee bei mir zündet, sprudelt der Text nur so hervor, aber wenn ich das richtige Thema nicht finden kann, muss ich einfach abschalten und den Song beiseite legen.

Ich habe normalerweise 20 oder mehr Songskizzen, die sich gleichzeitig in meinem Multi-Tracker befinden und darauf warten, dass ich mir ein Thema ausdenke und den Text schreibe. Manchmal werde ich ungeduldig und nehme den Rest der Instrumente in der Hoffnung auf, dass ich mit einem fertigen Backing-Track ein Thema finde. Im Moment habe ich ein ganzes Album, das Staub ansammelt und auf die Texte wartet!

Aber ich habe jetzt andere Prioritäten, wie z.B. das Schreiben von Romanen. Ich habe die letzten sechs Monate dem Schreiben meines ersten ernsthaften Romans gewidmet, von 8 bis 17 Uhr an sieben Tagen in der Woche, was keine Zeit für das Schreiben neuer Musik lässt. Aber es war mir wichtig, das zu tun, und mit all den unveröffentlichten Alben in der Hinterhand konnte ich es mir leisten, die Musik für ein halbes Jahr zurückzustellen.

Hat sich deine Arbeitsweise im Laufe der Zeit verändert? Könntest du es beschreiben?

Ja, es änderte sich in dem Sinne, dass ich, als ich 1974 anfing, Songs zu schreiben, auf einer Akustikgitarre schrieb und den Grundstock auf Kassette aufnahm. Ich wusste nicht, wie es klingen würde, bis ich ins Studio ging und die Musiker ihren persönlichen Stempel aufdrückten. Das war sehr aufregend, aber es bedeutete auch, dass sie den Song manchmal in eine Richtung brachten, die mehr Pop war, als ich wollte und gewählt hätte, wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte, verschiedene Ansätze auszuprobieren.

Aber das galt nur für das erste Album The Werewolf of London (1980) und meine frühen Jahre. Nach einer Pause von drei Jahren kam Burnt Orchids 1985 heraus, ein Mini-Album, das von Thema und Klang her konsistenter war. Es war mein erster tastender Ausflug in psychedelisch getönte, barocke Kammermusik, den ich mit den akustischen Mini-Alben A Cabinet of Curiosities (1987) und Happy Families (1988) mit Streich- und Holzbläserensembles weiterentwickelte. Mir schien, das wäre der am besten geeignete Rahmen für meine Stücke mit viktorianischen und edwardianischen Themen.

Dann fand ich eine Band und wir nahmen mit Duel (1989) quasi ein Mittelalter-Rock-Album sowie weitere Rockalben auf, bevor ich entdeckte, dass ich Keyboards spielen und ziemlich detaillierte Demos erstellen konnte, auf denen ich die Teile skizzierte, die die anderen Musiker spielen sollten. Das war ’93 und stellte eine bedeutende Entwicklung dar. Seitdem bin ich mehr Musiker geworden und weniger abhängig von anderen, um Musik zu machen. Allerdings habe ich jetzt auch eine Band, der ich zutraue, dass sie meine Demos mit hohem Niveau umsetzt, und ich füge auch selbst andere Instrumente zu den Grundtracks hinzu, was ich in der Vergangenheit nie gewagt hätte.


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Ich habe mich auch an ernsthafter Komposition mit einem 30-minütigen Stück für Orchester und Streichquartett versucht, das Anfang 2020 in Italien aufgenommen und als mein erstes Album mit zeitgenössischer Klassik veröffentlicht werden wird. Das ist eine sehr aufregende und erfreuliche Entwicklung für jemanden, der das Schreiben mit zwei- und dreiminütigen Stücken begann! Es fühlt sich auch wie eine eine natürliche Entwicklung an, denn ich möchte mehr mit Musik über die dunkle Fantasiewelt ausdrücken, in der meine Charaktere leben, als ich es in einem dreiminütigen Stück je könnte.

Wie arrangierst du Stücke für Live-Auftritte? Du trittst oft solo oder mit einer reduzierten Anzahl von Musikern auf.

Ich habe zwei Ansätze für Live-Auftritte – akustisch und die komplette Band. Akustik kann nur ich an der Gitarre sein, so wie ich vor ein paar Jahren in Norwegen mit Bevis Frond spielte, oder mit einem Geiger und anderen akustischen Instrumenten.

Aber wie ich letzten Sommer beim Metal Magic Festival in Dänemark entdeckt habe, geht nichts über eine Klasseband im Rücken. Das war ein Publikum aus Hardcore-Metallern und ich hatte schon erwartet, mit Dingen beworfen zu werden, aber sie fanden es toll. Ich hatte die härtesten und dunkelsten Songs (ReAnimator, Aleister Crowley, At The Far Edge of the World) aus meinem Repertoire ausgewählt, aber sie waren genauso begeistert von den akustischen Solosongs wie Hugo (über einen besessenen Bauchredner), The Puppet Master und Tell-Tale Heart. Und da wir keine Gelegenheit hatten, vor der Show zu proben, hat uns die Nervosität getragen. Es geschah alles aus dem Bauch heraus, war aber für uns alle wunderbar.

Hast du im Moment etwas in der Pipeline? Vielleicht eine Tour? Irgendwelche neuen Bücher?

Demnächst werde ich mein liebevoll gehütetes Album mit Geistergeschichten von M. R. James in Italien aufnehmen, das im nächsten Jahr veröffentlicht werden wird. Es wird aus längeren, erzählenden Liedern bestehen, die auf den Geistergeschichten von M. R. James basieren. Es wird ein akustisches Album mit einem kleinen klassischen Ensemble und besonderen Gästen sein.

Außerdem hoffe ich, einen Verlag für meinen ersten Roman zu finden. Er dürfte Menschen ansprechen, die meine Musik mögen, da es sich um eine makabere Mordgeschichte handelt, die in einer Märchenwelt wie bei den Gebrüdern Grimm spielt und nebenbei auch auf einige meiner Lieder und Charaktere anspielt.

Würdest du sagen, dass es in deinem Leben einen entscheidenden Moment gegeben hat, der die Art und Weise verändert hat, wie du über Musik gedacht oder sie wahrgenommen hast? Was war es?

Das wäre jedes Mal, wenn mich das Publikum auf der Bühne willkommen heißt. Es gibt kein ähnliches Gefühl. Ich war immer eine einsame Person, die isoliert schreibt und sich vorstellt, dass das, was sie erschafft, jemandem etwas bedeutet. Aber erst wenn ich diese Menschen im Publikum sehe und sie danach treffe, wird mir plötzlich wirklich bewusst, was meine Musik für sie bedeutet.

Wenn ich mich für einen Moment entscheiden müsste, der mich wirklich erschüttert und überrascht hat, wäre es entweder eines der großen Festivals, auf denen ich in den 80er Jahren in Griechenland gespielt habe, das Bluebird Songwriting-Festival in Wien vor ein paar Jahren oder das Metal-Festival in Dänemark im vergangenen Jahr. Aber es gab so viele, wirklich. Ich hatte sehr viel Glück.

Was war deine Motivation, professioneller Musiker zu werden? Und was hältst du heute davon, im Rückblick auf eine Karriere von etwa 40 Jahren?

Ich habe immer Musik geschrieben, weil es Spaß gemacht hat, kreativ zu sein, und Aufnehmen das schönste war, was ich mir vorstellen konnte. Der Charakter eines Stücks ändert sich mit jedem neuen Instrument und Teil, der hinzugefügt wird. Und dieser Nervenkitzel hat im Laufe der Jahre nicht nachgelassen.

Ich würde Änderungen an den von mir veröffentlichten Alben vornehmen, wenn ich eine zweite Chance hätte, aber ich bereue es nicht, ein unabhängiger Künstler zu sein. Es bedeutete, dass ich ein kleineres Publikum habe, als ich es sonst hätte haben können, aber ich konnte aufnehmen, was immer ich wollte, wann immer ich wollte, und die Alben veröffentlichen, die ich machen wollte, ohne die Erlaubnis von jemandem einholen zu müssen.

Gibt es einen Ratschlag, den du deinem jüngeren Selbst oder einer Person geben würdest, die eine Karriere als Musiker anstrebt?

Ich sehe mich nicht in der Position, anderen Ratschläge zu geben, da ich nicht den Grad an Erfolg hatte, den jemand anderes haben wollen würde. Aber wenn es einem nicht um wirtschaftlichen Erfolg geht, dann würde ich sagen, dass das Wichtigste ist, eine eigene Welt zu schaffen und in ihr zu leben. Versuche nicht, Trends zu antizipieren oder jemanden außer dir selbst zufrieden zu stellen. Original und unverwechselbar zu sein, ist unbezahlbar. Wie jemand einmal zu mir sagte, gibt es Zehntausende von Singer/Songwritern, aber die meisten klingen gleich. Das war mir nicht in den Sinn gekommen, aber ich denke, da steckt etwas Wahres dran. Sei du selbst und dein Publikum wird dich finden.

Wie würdest du die Art und Weise beschreiben, wie du als „Privatperson“ Musik hörst? Womit hörst du, z.B. über eine normale Stereoanlage oder High-End-Geräte zu Hause oder über ein Handy und Kopfhörer unterwegs? Was bedeutet es für dich, Musik zu hören? Ist es ein Mittel, um z.B. zu entspannen, Dampf abzulassen?

Ich habe immer über Kopfhörer gehört, denn das ist die einzige Möglichkeit, Musik zu hören, in diese Klangwelt einzutauchen. Aber leider hatte ich viele Jahre lang keine Gelegenheit dazu, da ich auf meine Kinder achten musste, als sie noch klein waren, und jetzt habe ich zwei kleine Hunde, auf die ich achten muss! Wenn ich die Muße habe, lese ich lieber heutzutage, und wenn ich Musik höre, eher über eine DVD. Es gibt so viele Bücher, die ich lesen möchte, dass ich es nicht rechtfertigen kann, Rammstein oder Led Zeppelin zum tausendsten Mal zu hören!

Kannst du uns ein wenig über deinen eigenen Musikgeschmack erzählen? Welche sind deine fünf Lieblingsalben, unabhängig vom Stil und warum?

Von ganz oben würde ich sagen:

  • Michael NymanThe Draughtman’s Contract, weil dieses Album eine bizarre barocke pastorale Landschaft hervorruft, die mit Minimalismus eine Art „Alice im Wunderland“-Welt erschafft, aber in einer Umgebung des 17. Jahrhunderts.
  • Unicorn/A Beard of Stars von Tyrannosaurus Rex: Wieder eine phantasievolle, tolkieneske Welt, die durch Bolans surreale Texte, seinen unverwechselbaren Gesang und einfach betörende Melodien hervorgerufen wurde.
  • In The Court of the Crimson King von King Crimson: Ein weiterer Blick in eine Fantasiewelt, die durch die Texte, den schweren Prog und die wehmütige akustische Musik sowie Greg Lakes sanfte Stimme erzeugt wird.
  • Fantasia On A Theme by Thomas Tallis: Dies ist das einzige Werk, das mir von Vaughan Williams gefällt, aber ich liebe es über fast alles andere, weil es wieder eine andere Zeit und einen anderen Ort entstehen lässt. Vor allem wegen des Quellenmaterials von Tallis und des mittelalterlichen Modus, in dem es geschrieben wurde. Sehr erhaben. Ich möchte mir vorstellen, dass eines meiner eigenen Stücke eine ähnliche Wirkung auf die Menschen haben könnte, obwohl meine natürlich im Vergleich dazu schrecklich einfach sind.

Danke für das Gespräch!

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Von Veröffentlicht am: 12.09.2019Zuletzt bearbeitet: 12.09.20193240 WörterLesedauer 16,3 MinAnsichten: 1011Kategorien: InterviewsSchlagwörter: 0 Kommentare on Interview mit Paul Roland
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Über den Autor: Christian Hennecke

Wenn Christian Hennecke (Jahrgang 1971) nicht gerade als freier Autor für Pretty in Noise oder das MINT Magazin für Vinylkultur schreibt, findet man ihn z.B. vor seiner Stereoanlage, im Wald auf der Suche nach Tupperdosen oder im Kino. Im Ernst des Lebens ist er Redakteur, Übersetzer und Projektleiter.

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