KRITIK: Metallica – 72 Seasons

KRITIK: Metallica – 72 Seasons

Metallica sind mit einem neuen Album, 72 Seasons, zurück und weil ich mit 14 natürlich die alten Alben gefeiert habe und alles nach St. Anger (inklusive dem Großteil davon) gnadenlos lahm fand, zwinge ich mir mal eine Kritik ab.

Teils aus Nostalgie, teils, weil ich sowieso jedes neue Metallica Album mindestens einmal höre. Und wenn es nur deswegen ist, weil ich wissen will, was für Musik sie so derzeit machen.

Spätestens wenn man erfährt, dass eine Band es cool findet, dass die Musik die man mal geil fand zur Folter eingesetzt wird, wie im Fall von Metallica und Enter Sandman, ist der Moment endgültig da, an dem man den ganzen Bums mal gründlich hinterfragen sollte. Und wenn man bei der Musik von Metallica mal einen Schritt zurücktritt, dann ist Master of Puppets bis heute ein Riesenalbum, das Schwarze Album der Moment an dem gewisse Spielarten von Metal charttauglich und damit auch eingängig wurden und alles andere ein bisschen egal. Wer heute Metallica live sieht, hofft auf Master of Puppets und nicht auf Sweet Amber. Trotzdem: Respekt dafür, dass Metallica auch mit knapp 60 noch immer am Start sind und nach wie vor sehr bemüht sind, irgendwie Metal abzuliefern.

Spätestens hier ist klar: Ich bin kein Fan von Metallica und habe die letzten Alben auch nur sehr gelangweilt durchgehört und dann wieder weggelegt. Einzig Lulu habe ich mehrfach gehört, wie die berüchtigte Verletzung von der man nicht wegsehen kann.

Also gut. Wie klingen Metallica im Jahr 2023? Im Grunde genau so wie man es erwartet: Kein St. Anger, kein Load, sondern weiterhin der Sound wie man ihn seit Death Magnetic kennt, mit etwas weniger Trash-Metal. Alles sehr groß und laut produziert und mit Soli, maximal leise gemischtem Bass und auch sonst allem Zipp und Zapp. Überraschungen: Nicht hier. Und das ist okay, das habe ich nicht erwartet, das hat wohl niemand erwartet.

Die Drums von Lars Ulrich klingen so tight wie noch nie, viel zu tight. Mit relativ hoher Sicherheit wurde hier viel „Producer Magic“ angewandt – ob mit Rumgeschiebe der einzelnen Drums oder komplett gesampelt ist relativ gleich. Sicher ist, dass Lars Ulrich irgendwas damit zu tun hatte, denn die Drums sind immer dieselben und die Bassdrum ist so penetrant, dass man sich wünscht, dass es bald vorbei ist. Und ob man es nun hören will oder nicht: Das Drumming würde wirklich davon profitieren, wenn er sich mal ein Ride-Becken anschrauben würden.

Sleepwalk My Life Away ist z.B. genau das was der Titel sagt: Hier wird mit minimalem Effort das Riff von Enter Sandman so uninspiriert wie möglich repliziert und schlaftrunken ein Song hingerotzt. Mein Lowlight des Albums ist aber Screaming Suicide. Der Titel soll wohl so penäler-mäßig evil sein, ist aber ziemlich uncool und dann kommen ab ca. Minute 0:31 von der Bassdrum Attacken, die vielleicht bei One mal cool waren, hier aber verdächtig wie eine Serie sehr schneller feuchter Fürze klingen. Muss man mögen.

Ich will aber gar nicht so rumnörgeln. Wer Metallica mag, wird hier glücklich und bekommt alles was man will. Wer Metallica kacke findet, bekommt hier auch genug Futter um bestätigt zu werden. Es wird wenige Menschen geben, die von 72 Seasons wieder dazu gebracht werden, Metallica zu hören. Aber natürlich sind auch ein paar coole Riffs dabei, z.B. auf Inamorata, aber: Alle Songs sind zu lang. Jeder einzelne Song würde davon profitieren, deutlich kürzer und konziser zu sein. Aber Metallica haben das einfach nicht nötig, weil sie halt Metallica sind. Und wenn die lange Songs machen wollen, machen die halt lange Songs. Hier wird niemand überrascht, hier werden Fans glücklich (ich halt nicht, aber das ist okay) und nicht wenige schreiben, dass es sich bei 72 Seasons um das beste Metallica Album seit 1991 handelt. Das ist doch mal was.

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Von Veröffentlicht am: 28.04.2023Zuletzt bearbeitet: 28.04.2023656 WörterLesedauer 3,3 MinAnsichten: 6270Kategorien: Alben, Kritiken0 Kommentare on KRITIK: Metallica – 72 Seasons
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Über den Autor: Arne Krause

Mein Fokus bei PiN liegt auf Neoklassik, Ambient, Progressive Rock, Post Rock und Electro. Und allem dazwischen (außer Indie).

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