KRITIK: Lucy Kruger & The Lost Boys – A Human Home
Manchmal hat man das Gefühl, die Welt wird immer kleiner und trotzdem bleibt die Sehnsucht nach einem echten Zuhause riesengroß. Lucy Kruger & The Lost Boys fangen dieses Gefühl in ihrem neuen Album A Human Home ein.
Gerade mal ein Jahr ist seit dem letzten Release, Heaving, von Lucy Kruger & The Lost Boys vergangen und schon kehrt die die Art- und Noise-Pop-Band mit neuer Musik zurück. Die erste Single Rooms ließ bereits erahnen, dass wir hier keine gewöhnliche Ansammlung von Tracks serviert bekommen. Thematisch dreht sich das Album um Themen wie Isolation und Heimatlosigkeit und wie sollte es anders sein – ist es natürlich stark durch die Coronazeit beeinflusst worden. In dieser Zeit entwickelte sich Lucy Krugers Zimmer in Berlin zu einem Mittelpunkt ihrer eigenen Geschichte, was eine Perspektive eröffnete, die sicher viele von uns nachempfinden können.
„The furniture felt more alive than I’d allowed it before. I wondered about all it had experienced and all it had witnessed. Bodies, objects, temperature, and time leave marks on physical objects. It gave me space to think about the kind of marks we as humans leave on the world and one another”, erklärt Lucy Kruger. „Berlin was the place that I was living in the moment that a virus stopped the world in its tracks – but I wasn’t quite sure if it was home. There was a sea between me and my family and no way to cross it. Except through the telephone, the computer screen, and a body heart brain full of memories, feeling, thought, and imagination.”
A Human Home ist ein Album, das sich nicht scheut, in unerkundetes Terrain vorzudringen. Lucy Kruger beschreibt ihren kreativen Prozess als „naiv und gefühlsbasiert“, was uns nicht nur neugierig macht, sondern auch irgendwie beruhigt. Wer braucht schon komplizierte Gitarrenriffs, wenn man Synth-Sounds und Drum-Samples hat, die direkt ins Herz zielen? Die 13 Tracks des Albums wirken wie eine Einladung zu einer außergewöhnlichen Hausparty – jeder Raum erzählt eine eigene Geschichte, und die Gäste sind ein bunter Mix aus introspektiven Gedanken und lauten Gefühlen.
Dabei treffen immer mal wieder minimalistische Soundgewänder auf dröhnende Gitarrenwände (Virtual Muse, Dripping Trees). So bewegt sich A Human Home stets in einem Gefühl gewisser Anspannung, die sich Track für Track aufbaut. Den großen Knall gibt es nicht als Erlösung, aber am Ende steht die Erkenntnis, dass das Gefühl von Zuhause nicht nur durch Orte, sondern vor allem durch Menschen bestimmt wird.
Musikalisch große Kunst, die man sich bisweilen erarbeiten muss. Aber es lohnt.
Der Song für die Playlist/das Mixtape: Rooms.
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