KRITIK: Lost in Kiev – Rupture

KRITIK: Lost in Kiev – Rupture

Lost in Kiev brechen auf Rupture gleich mit zwei Dingen, die ihren Sound bisher ausgemacht haben: Selbstkreierte Spoken-Word-Samples und der völlige Verzicht auf Gesang.

Nicht nur gibt es gar keine Samples mehr, es gibt gleich zwei Tracks mit Gesang! Zum einen Prison of Mind mit Loic von The Ocean, zum anderen Dichotomy mit Vocoder-Gesang. Der Song mit Loic hat die unmittelbare Konsequenz, dass man die ganze Zeit an The Ocean denkt und Vergleiche anstellt. Das ist nicht so gut, denn leider ist der Song kein absoluter Killer. Zwar nicht mies, aber auch nicht so, dass ich den Song sofort noch mal hören muss. Irgendwie verzichtbar. Die anderen Songs des Albums sind deutlich besser.

Cool fand ich bisher an Lost in Kiev, dass sie instrumental Post-Rock mit einer entfernten Synth-Wave-Note gespielt haben. Das ist jetzt immer noch da, die Synths sind nach wie vor super präsent. Das löst die Melancholie des Post-Rocks etwas auf und erzeugt ein deutlich leichteres Feeling, weitaus weniger düster als etwa Russian Circles. Dennoch bin ich nach nun knapp 3 Monaten mit dem Album nicht mehr uneingeschränkt happy.

Als Redakteur hat man ja manchmal das Glück, Alben sehr viel früher vor Release zu bekommen. Das war bei Rupture auch der Fall – ich hatte das Privileg, schon im August das Album zu haben. Zu dem Zeitpunkt war es das perfekte Album, weil die ganzen Alben des Septembers noch nicht released waren. Ende September/Anfang Oktober muss es mit anderen Alben wie The Mars Volta oder Nils Frahm konkurrieren – und da kommt es nicht mit. Zu sehr fehlt mir die individuelle Note des bisherigen Sounds. Denn der Verzicht auf Samples ist unfassbar schade, weil genau das eine der Besonderheiten von Lost in Kiev waren, die besonders auf Nuit Noire bis zur Perfektion getrieben wurden und die Lost in Kiev von anderen Post-Rock-Bands abhoben. Die Samples schafften es, einen Film vor Augen zu kreieren, den es freilich nicht gab, der lediglich durch die Musik Realität wurde. Man konnte richtig eintauchen in diesen imaginären Film. Es bleibt nur übrig, das irgendwie hinzunehmen. Und so muss man sich als Hörer:in neu orientieren.

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Lost in Kiev klingen durch diese Entscheidung etwas weniger besonders, etwas mehr wie viele andere instrumental Post-Rock/Post-Metal-Bands. Konkret klingen sie auf Rupture auf vielen Songs extrem nach pg.lost mit etwas mehr Synths. Das ist im Grunde eine fantastische Referenz, zeigt aber auch, dass ohne die Samples einfach etwas fehlt, um die Musik zu etwas eigenem zu machen. Sicher, es sind mehr Keyboards im Sound als bei pg.lost, es gibt die zwei Songs mit Gesang und die Produktion ist einfach nur grandios. Und die Songs sind auch echt gut – nur drohen sie im Wust der ganzen ähnlich klingenden Bands unterzugehen. Mono, Barrens, pg.lost, The Ocean – wer die mag, wird hier sehr glücklich, wartet aber bestimmt gerade eher auf neue Musik von denen als auf Lost in Kiev.

Fazit: Das ist kein schlechtes Album, ganz und gar nicht. Ich habe das Album im Sommer wochenlang gehört und durchaus gemocht. Aber bei mir war es eher eine Überbrückung der Zeit bis andere Alben erschienen sind und weniger Instant-Repeat. Würde morgen ein pg.lost-Album erscheinen, ich würde sofort nur noch das hören. Ich hatte mich sehr auf das Lost in Kiev-Album gefreut und am Anfang habe ich gar nicht gemerkt, was genau fehlt. Aber als mir das klar wurde, konnte ich darüber nicht mehr hinweghören. Das ist etwas ärgerlich, denn dieses Album hat mehr Applaus verdient.

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Von Veröffentlicht am: 18.10.2022Zuletzt bearbeitet: 18.10.2022606 WörterLesedauer 3 MinAnsichten: 1010Kategorien: Alben, Kritiken0 Kommentare on KRITIK: Lost in Kiev – Rupture
Von |Veröffentlicht am: 18.10.2022|Zuletzt bearbeitet: 18.10.2022|606 Wörter|Lesedauer 3 Min|Ansichten: 1010|Kategorien: Alben, Kritiken|0 Kommentare on KRITIK: Lost in Kiev – Rupture|

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Über den Autor: Arne Krause

Mein Fokus bei PiN liegt auf Neoklassik, Ambient, Progressive Rock, Post Rock und Electro. Und allem dazwischen (außer Indie).

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