KRITIK: Garbage – Anthology

KRITIK: Garbage – Anthology

Das letzte Jahresquartal hat gerade begonnen und so tummeln sich mal wieder eine ganze Reihe von Best-Of-Compilations, Special Editions und streng limitierte Neuauflagen zwischen den letzten Platten-Releases des Jahres. Dazu zählt auch Anthology, die bereits zweite Best-Of-Platte von Garbage, nach der 2007 erschienenen Absolute Garbage.  

Ohne Frage zählen Garbage zu den einflussreichsten Alternative-Rock-Bands der 1990er und 2000er. Als sie 1995 mit ihrem selbst betitelten Debütalbum auf den Plan traten, war es vor allem der Name des Schlagzeugers Butch Vig, der das Interesse der Musikfans weckte. Schließlich hatte er als Produzent kein geringeres Album als Nirvanas Nevermind zu verantworten. Dennoch entwickelte Garbage direkt eigene Trademarks im Sound. Wie zum Beispiel die wabernden Gitarrenschichten von Douglas „Duke“ Erikson und Steve Marker. Und vor allem die einzigartige Stimme und Ausstrahlung von Sängerin Shirley Manson, welche immer eine gewisse Portion Erotik in die Songs von Garabage transportieren konnte. 

Anthology markiert bereits die zweite Werkschau der Band

Die angekündigte Bandpause von Garbage im Jahr 2007, diente erstmalig als perfekter Zeitpunkt für eine umfassende Werkschau, welche sich mit der Best-Of-Zusammenstellung Absolute Garbage manifestierte. 2012 setzte die Band mit Not Your Kind Of People der Pause ein Ende und fünfzehn Jahre nach Absolute Garbage folgt nun mit Anthology eine weitere Songsammlung der Band, welche sich nun aus einer dreißigjährigen Karriere und sieben Studioalben bedienen konnte. 

Diese Anthology ist ein Zeugnis von fast drei Jahrzehnten gemeinsamer kreativer Arbeit, unserer kollektiven Hartnäckigkeit und unserer erschreckenden Fähigkeit als Gruppe, regelmäßig rituelle Demütigungen zu ertragen. Ungeachtet der unvermeidlichen Veränderungen und Gezeiten in der Musikindustrie sind wir überrascht, dass wir immer noch hier sind, Platten machen und um den Globus touren. Das ist zu einem nicht geringen Teil das Ergebnis der erstaunlichen Unterstützung, die wir von unseren Fans erhalten. Unsere Liebe und unser Dank an alle, für alles“.

Shirley Manson über Anthology

Auf den ersten Blick scheint Anthology einen zu erschlagen, das Doppel-CD-Album erscheint mit 35 Songs und die Doppel-LP immerhin mit 20 Tracks, wobei die Entscheidung, welche Songs in der Vinylauswertung weichen mussten, recht willkürlich wirkt. 

Eine beliebig wirkende Songauswahl und ein Fanliebling

Befasst sich nun eingehender mit Anthology muss man leider feststellen, dass die Zusammenstellung weitestgehend überraschungsfrei daherkommt und den Fan der ersten Stunde sicherlich enttäuschen wird. So ist der erste Teil des Albums fast schon eine Eins-Zu-Eins Wiederveröffentlichung des bereits 2007 erschienenen Best Of Albums. Alle damals zusammengetragenen Tracks finden sich hier wieder und das zum großen Teil in identischer Abfolge. Dazwischen mogeln sich Subhuman, The Trick Is To Keep Breathing, Androgyny, Breaking Up The Girl und Sex Is Not The Enemy irgendwie mit aufs Album. Warum ausgerechnet diese Tracks ausgewählt wurden, erschließt sich einem jedoch nicht weiter.  

So ist man nun schon bei Track 24 angekommen und erlebt nun endlich ein kleines Überraschungsmoment. Mit Witness To Your Love hat man tatsächlich einen Rare Track ausgegraben, welcher in der Bandpause auf einer Charity-Compilation veröffentlicht wurde und bis heute auf keinem Album erschienen ist. Noch nicht einmal auf Spotify. Und das obwohl sich der Track als kleiner Fanliebling etablieren konnte. 

Ideal für Neueinsteiger

Im Anschluss bleibt es dann leider überraschungsarm. Zunächst bedient man sich ganze fünf Mal beim Quasi-Comeback Album Not Your Kind Of People. Zumindest führt einem dies vor Augen, was für ein verdammt catchy Popsong Blood For Poppies mit seinen zackigen Licks eigentlich ist. Komischerweise fällt das geniale und erhabene Not Your Kind Of People der irgendwie beliebig wirkenden Songauswahl zum Opfer.  

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Abschließend gibt es jeweils drei Tracks der beiden letzten Studioalben, wobei man sich in der Werkschau erneut an Singleauskopplungen orientiert. 

Die Motivation seitens Garbage für diese Zusammenstellung bleibt letztendlich rätselhaft. Neue Songs gibt es gar nicht und auch Hardcore-Fans werden sich an dieser Zusammenstellung die Zähne ausbeißen. Ich für meinen Teil hatte mehr erwartet und dass die Band einige Perlen im Backkatalog versteckt hat, haben die üppig ausgestatteten Deluxe- und Anniversary Editionen der früheren Alben bereits bewiesen. Somit ist Anthology ein Muss für Neueinsteiger:innen, jedoch verzichtbar für die Fans. Außer man möchte sich eine schicke Doppel-LP in transparentem Gelb ins Regal stellen. 

Der Song für die Playlist/das Mixtape: Witness To Your Love 

Bewertung: 3 von 5.

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Von Veröffentlicht am: 19.10.2022Zuletzt bearbeitet: 19.10.2022725 WörterLesedauer 3,6 MinAnsichten: 1063Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , , , , 0 Kommentare on KRITIK: Garbage – Anthology
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Über den Autor: Marc Erdbrügger

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