KRITIK: Ellyster – Paradies
Ellyster ist das Solo-Projekt des ehemaligen Ramazuri-Frontmanns Sandro Kallinger.
Nachdem sich die Skapunk-Band 2019 nach rund 15 Jahren Bandgeschichte ‒ mit über 200 Konzerten und mehreren Studio-Alben ‒ aufgelöst hat, entschloss sich Sandro ein neues Projekt ins Leben zu rufen. Über drei Jahre wurde in verschiedenen Genres experimentiert, bis 2021 schlussendlich Ellyster geboren wurde. Nun erschien das Debütalbum Paradies.
„Willkommen im Paradies / Wo einfach alles möglich ist“ begrüßt Kallinger die Hörer:innen im Titeltrack und Opener seines Debütalbums. Obwohl lediglich im Homestudio aufgenommen, krachen hier die Gitarren in bester Royal Republic-Manier durch den Track. Lyrisch wird es äußerst politisch und Kallinger macht klar, dass das von ihm besungene Paradies nur wenig mit dem Garten Eden gemein hat und die Menschheit sich mal wieder selbst im Weg steht.
Im Paradies / Kann man mit ein bisschen Glück das Meer in Flammen sehn / In den sommerlichen Hochwässern mal baden gehen / Die Zeit tickt doch keiner widmet sich dem Problem.
Das lediglich zwei Minuten dauernde Verrückt marschiert stilistisch in die gleiche Richtung und Mein König dürfte sich mit seinem treibenden Schlagzeugbeat als Live-Opener bei kommenden Ellyster-Shows aufdrängen. Ohnehin verspricht die Liveperformace von Ellyster ein spannendes Unterfangen zu werden. Schließlich wird das gesamte Repertoire mit einer vierköpfigen Band, ordentlich viel Krach und unendlich viel Energie dargeboten ‒ sitzen bleiben unmöglich!
Nicht der Weisheit letzter Schluss
Die zweite Albumhälfte von Paradies hört sich dann an wie ein Streifzug durch eine Best Of German Alternative Playlist bei Spotify. Unendlich klingt wie eine Bela B.-Nummer von die Ärzte, Im kalten Regen orientiert sich an deutschen Punkbands à la Montreal und Fließbandprodukt erinnert an Madsen. Das sind alles keine ganz schlechten Referenzen, kann aber nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Erst im Closer Utopia befreit sich Kallinger aus dem Schatten seiner musikalischen Vorbilder und lässt einen doch noch einmal genauer hinhören.
Unterm Strich sammelt sich auf Paradies eine ganze Menge Energie und Haltung, was durchaus keine schlechten Zutaten für ein Debütalbum sind. Dennoch wünscht man Kallinger in Zukunft etwas mehr Risikofreude beim Ausloten neuer Songstrukturen.
Der Song für die Playlist/das Mixtape: Utopia
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