Willow Child – Paradise & Nadir

Willow Child – Paradise & Nadir

Bluesiger Vintage-Rock ohne viel Staub und Abkupferei.

LP kaufen iTunes Vö: 11.05.2018 Stonefree

Willow Child aus dem Großraum Erlangen/Bayern (pardon: Franken) sind im vergangenen Jahr mit ihrer Debut-EP auf der Retro-Rock Bildfläche aufgetaucht. Gefrontet von Sängerin/Gitarristin Eva bildet das Quintett einen der interessanteren Neuzugänge auf dem Sektor, indem sie die tradierten Rock-Trademarks der letzten Jahrzehnte um moderne Highlights ergänzen. Bereits im Opener „Little Owl“ fallen zwei Dinge auf, denen hier im direkten Vergleich mit einigen Genrekollegen eine deutlichere Präsenz beigemessen wird. Die glasklare, ungekünstelte Stimme der Sängerin und die dröhnende, den typischen Retro-Touch generierende Orgel. Man kann es drehen und wenden wie man will, es handelt sich eigentlich genau um die Art von Musik, mit der man in den 1970er Jahren jede Wurst (heutzutage eher veganen Cashew-Käse) vom Brötchen gezogen hätte. Ich fühle mich im ersten Eindruck angenehm an mittelalte Deep Purple und frühe Graveyard erinnert. Das offensiv proggige „Eirene“ zeigt die kompositorischen und handwerklichen Fähigkeiten der Band und besticht durch eine coole Blues-Schlagseite. Hymnische und ausladende, teils mehrstimmige Gesänge, immer mal wieder Solo-Licks, aber niemals zu aufdringlich. Vor allem der Chorus schaukelt sich letztlich zum deutlichsten Akzent des Songs, der schon früh anfängt in den Hörgängen hängen zu bleiben. „Land Of Sloe“ glänzt durch einen aufrüttelnden Bass, die bluesigen Anteile werden erweitert und mit souligen Anleihen angereichert. Um die weiter angenehme Stimme der Sängerin im Vordergrund halten zu können, wurde die Musik etwas reduziert, was auf der anderen Seite auch leichte Druckeinbußen zur Folge hat, aber immer noch in einem kaum zu kritisierenden Bereich.

Was gerade noch an Druck gefehlt haben könnte, wird mit „Starry Road“ umgehend wieder wett gemacht! Hier regiert der astreine 70s-Prog, der den Franken ganz hervorragend zu Gesicht steht. Die Stimme gewinnt an Kraft und Lebendigkeit und das ganze Paket wirkt plötzlich viel transparenter. Die Qualität lässt auf bei „Beyond The Blue Fields“ und „Red Wood“ nicht nach! Solide, anspruchsvolle Rocksongs mit geilen Orgelparts und abwechslungsreichen, gefühlvolleren und wieder rockigeren Parts. Besondere Alleinstellungsmerkmale finden in der Musik zwar nicht, aber das muss ja auch nicht sein. Hier bekommt man letztlich genau das, was man bei dem Erwerb einer Vintage-Rock Scheibe erwartet, und zwar in guter Qualität. „Mayflies“ wiederum ist der der absolute Knaller! Ein Orgelriff für die Ewigkeit, progressiver Rock, den man sofort in der siebten Dekade, am wahrscheinlichsten auf der großen, europäischen Insel vermutet hätte. Erinnerungen an Größen wie King Crimson werden wach, leicht psychedelische Canterbury-Anteile blitzen auf, die Atmosphäre ist drogig und sicherlich bewusst violett. Das abschließende „Unspoken“ beginnt als feine Gitarrenballade, mit natürlich von feinem Gesang veredelt wird und wird gegen Ende wieder zu einem amtlichen Rocker.

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Von Veröffentlicht am: 10.05.2018Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018476 WörterLesedauer 2,4 MinAnsichten: 888Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Willow Child – Paradise & Nadir
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Über den Autor: Steffen Eggert

Ich bin 37, verheiratet, habe zwei Töchter, lebe in Bayern und bin im echten Leben Sozialpädagoge. Meine musikalischen Wurzeln liegen grundsätzlich im Bereich Indie, Punk und im klassischen Heavy Metal, bin aber eigentlich offen für alles, solange es gut gemacht ist...

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