WӔLDER – Anachronie
Erfolg ist WӔLDER beinahe garantiert mit ihrer Mischung aus schicker Ӕsthetik, tanzbarer Musik und einem nichtsdestotrotz bodenständigem Bewusstsein fürs organische Soundarbeiten. Neo-Hippies und Sidecut-Brigade nehmt euch in Acht, ihr werdet an WӔLDER zukünftig nicht vorbeikommen.
Die Ligatur aus A und E, also der Buchstabe Ӕ, wird in folgenden Sprachen verwendet: Mittellatein, Mittelhochdeutsch, Altenglisch, Dänisch, Färöisch, Französisch, Isländisch, Norwegisch und Ossetisch. Wieder was gelernt, danke WӔLDER. Auch wenn es sich bei den zwei Köpfen hinter dem Duo nicht um Vertreter jener Sprachen handelt, sondern einen Wiener und einen Berliner, die hoffentlich nicht fließend mittelhochdeutsch sprechen. Was wiederum grandios wäre. Jedenfalls darf man der Band mit dem informativen Namen auch dankbar für ihre erfrischende Musik sein.
Am Stimmungsbarometer könnte man von einer ambivalenten Melange aus der immerwährenden Berliner Aufbruchsstimmung und der pessimistischen Wiener Verkopftheit sprechen. Mal antreibend, dann wieder eher drückend. Unheimlich und verstörend genauso wie lieblich und befreit, alles in petto quasi.
WӔLDER bewegen sich in einer interessanten Mischung aus organischen Beats, sich in die Nervenzellen einfräsenden Synthesizern und einer vielfältigen Herangehensweise Vocals zu verwenden. Diese kommen mal gewispert, gesampelt oder überhaupt nur knapp über der Wahrnehmungsschwelle auf den Zuhörer zu und verstehen sich mehr als zusätzliche Klangfacette denn als Gesang in einem ohnedies schon dichten Klangfeld. Man erahnt ab dem ersten riskierten Ohr, dass hier zwei Soundtüftler am Werk sind, die mit akribischer Liebe zum Detail ihre Beats aus analogen Sounds zusammensetzen. Auch wenn sich diese Akribie im ersten Moment vielleicht nicht völlig offenbart, so wird die Vorahnung Gewissheit bei Genuss des Albums via Kopfhörer.
Der erste Longplayer von WӔLDER hört auf den Namen „Anachronie“, was auch dahingehend Sinn macht, dass die Tracks des Albums wie aus einem Guss wirken und stellenweise eine strikte Reihenfolge nicht zwingend notwendig wäre. Einerseits ist es immer ein gutes Zeichen, wenn gerade eine junge Band diese wünschenswerte Homogenität bei ihren Tracks erreicht, andererseits wird die beachtliche Leistung lediglich dann zur Meisterleistung, wenn sich nichtsdestotrotz aufdringliche Höhepunkte auf dem Album befinden.
Auch wenn einige Tracks hervorstechen, wie etwa der schön impulsive Opener „Feder“ oder das wunderbar arrangierte „Gruen“, bei dem sich geschickt Layer für Layer übereinander legt, bis eine ganz eigenständige Stimmung entsteht, so fehlt bei manch anderen Kompositionen trotz wohlüberlegter Grundausrichtung des Sounds doch das gewisse Etwas. Dieses Etwas wird bei ganzheitlichem Genuss des Albums allerdings doch wieder vernachlässigbar, da „Anachronie“ als Gesamtwerk eben überzeugend gut funktioniert. Will man dem im Pressetext beschriebenen Anspruch nach „elektroide[n] Popsongs“ allerdings gerecht werden, wird es über kurz oder lang jedoch Songwriting benötigen, welches noch mehr auf den Punkt kommt.
Erfolg ist WӔLDER beinahe garantiert mit ihrer Mischung aus schicker Ӕsthetik, tanzbarer Musik und einem nichtsdestotrotz bodenständigem Bewusstsein fürs organische Soundarbeiten.
Neo-Hippies und Sidecut-Brigade nehmt euch in Acht, ihr werdet an WӔLDER zukünftig nicht vorbeikommen.
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