KRITIK: Horsegirl – Versions Of Modern Performance

KRITIK: Horsegirl – Versions Of Modern Performance

Horsegirl, die drei befreundeten Studentinnen aus Chicago kontern mit ihren Versions Of Modern Performance.

Nostalgie und Revival fanden schon vor vielen Monden zueinander, gingen eine Dauerbeziehung ein und gehören seit Beginn ihrer Partnerschaft wie uns Chris Lombardi eindrucksvoll zeigt zusammen. Der Matador Records Gründer teilt sich seit 1990 anfallende Label-Arbeit mit Gerald Coslo, der davor bereits Geschmack im Geschäft mit seinem alten Label Homestead Records unter Beweis stellen konnte. Gut Ding will ja bekanntlich Weile haben, aber die drei Horsegirl Musiker:innen Nora Cheng, Penelope Löwenstein und Gigi Reece benötigten dazu nur einen geringen Bruchteil der Zeit, lieferten vier beeindruckende Songs in den letzten drei Monaten ab, die nun auf ihrem Album enthalten sind.

Anti-Glory, ein schiebender Indie-Disco-Smasher, die mit gekonnt unterschwelliger Melancholie auftrumpfende World Of Pots And Pans sind nicht weniger als die große Ära des krachigen Indie-Pop feiernde Lieder, verbeugend vor den Klassikern ihrer Hoch Zeit, ohne Angst davor zu zeigen mal eben den eigenen Klassiker in das gleiche Regal dazu zustellen.

Während Anti-glory ungemein drückend ein hohes Tempo vorlegt, die sich überlagernden Gesangslinien kontrastreich einer Fülle an Dissonanzen gegenüberstellt, schlägt nach dem Break unvermittelt und überraschend eine zackige Gang Of 4 Dance-Gitarre ein und ruft dich mit „Dance, dance, dance with me“ zum tanzen auf, bevor die drei Frauen sich wieder ihrem Hauptthema widmen.

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Fast immer schwingt eine samtweiche, unterschwellige Brise sommerlicher Melancholie mit, wacht über den Song und von rockig bis balladesk wird mit Angst machender Professionalität jede gestellte Aufgabe meisterhaft gelöst, wie zum Beispiel in der Ballroom Dance Scene von 2021, wo hörbar die These des Anti-Folk eindrucksvoll umgesetzt wurde. Belle and Sebastian sind in dem Zusammenhang schon artverwandt wenn es darum geht, unterschwellige Stimmungen entstehen zu lassen, auch wenn die Indie-Folk-Popper:innen viel softer und eindeutiger im Sound der sechziger Beat-Girl-Group-Bewegung verankert sind.

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Die Gitarre darf hier noch sein, maßgebliche Akzente setzen und ertrinkt nicht in einer bis zur Unkenntlichkeit glatt polierten Produktion, über der ein arg überzogen pathetisch aufgeladener Gesang im Vordergrund steht. Horsegirl sind so cool wie die 1979 in Essex, England gegründeten Post-Punker:innen Au Pairs, laden dich auf komplexe Exkursionen mit den Minutemen in Richtung kalifornischen Art-Core ein und niemand käme wohl auf die verrückte Idee, dass dies gerade mal das erste Album ihrer noch jungen Existenz sein soll.

Lush, eine der kommerziell erfolgreicheren Bands aus dem Kontext Shoegazer-Indie-Rock gehören zum musikalischen Reigen dazu wie eben auch Sonic Youth und Pavement. Da Stephen Malkmus und seine langersehnt erwartet, wieder musizierenden Pavement wie ein Fels an Nummer 1 der Bandinternen Favoriten stehen, werden am Horsegirl am 2.10.2022 in Brooklyn für die 1989 gegründete Formation eröffnen.

Auf das Konto von Matador Records gingen in den letzten 20 Jahren einige Klassiker der Independent-Szene, die da von Belle and Sebastian, Mission Of Burma, Yo La Tengo, Sonic Youth bis Pavement reichen und somit scheint die Entscheidung Horsegirl einen Plattendeal zu ermöglichen vortrefflich gewählt.

Giggi, Nora und Penelope überlassen nichts dem Zufall, Option 8, Homage to Birdnucolars offerieren den Hörer:innen nachdenkliche Joy Division-Basslinien, geben der Gitarre den Freifahrtschein und die Schlagzeugelemente ziehen auf Augenhöhe gleichermaßen mit. Federleicht mit Twang vor den Verstärkern bekommen wir mit Live and Ski dann auch noch eine kurze No Wave Nummer zugesteckt, die mit reduziertem Fingerpicking den Wechsel zur schrägen Haupteskapade darlegt in der die Saiten uns Glauben machen, die drei würden auf verstimmten Instrumenten musizieren. Ein Instrumental-Stück wird auch mal eingestreut und die Damen verstecken ihre Vorliebe für Experimente und Improvisationen keineswegs, formen mit John Agnello, der bereits The Breeders und für Dinosaur Jr. seine Finger an den Aufnahmetasten hatte ein Album, dass für alle Ohren perfekt klingen sollte, die sich mit mindestens zwei der genannten Bands identifizieren können.

Definitiv schon jetzt ein Klassiker der Gegenwart und wenn eine Band Lieder schreibt, die trotz einer großen Schaufel Eingängigkeit Ecken- und Kanten aufweisen, nach drei Hördurchläufen du dich dabei erwischst dass die Textzeilen über deine Lippen rutschen, dann wurde in einem Zug gekleckert und geklotzt wie es von der World of Pots and Pans abschließend untermauert wird.

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Von Veröffentlicht am: 07.08.2022Zuletzt bearbeitet: 07.08.2022721 WörterLesedauer 3,6 MinAnsichten: 571Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on KRITIK: Horsegirl – Versions Of Modern Performance
Von |Veröffentlicht am: 07.08.2022|Zuletzt bearbeitet: 07.08.2022|721 Wörter|Lesedauer 3,6 Min|Ansichten: 571|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on KRITIK: Horsegirl – Versions Of Modern Performance|

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Über den Autor: Nico Pfueller

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