KRITIK: Dinosaur Jr. – Sweep Into Space

KRITIK: Dinosaur Jr. – Sweep Into Space

Knapp 5 Jahre nach Give A Glimpse Of What Yer Not veröffentlichten Dinosaur Jr. am 23.04.2021 ein neues Album.

Genau genommen könnten J Masics, Lou Barlow und Murph mittlerweile das „Jr.“ aus dem Bandnamen streichen, da ein Junioren-Alter mit den Jahren langsam überschritten ist.

Gegründet wurde die Band von J und Lou nach der Auflösung ihrer Hardcore-Band Deep Wound im Jahr 1984 in Massachusetts. Grob umrissen spielt die Band eine Mischung aus Punk, Rock und Noise, wobei für nicht wenige Dinosaur Jr. als die Erfinder des Grunge gelten.

Bedingt durch die Auflösung 1998 pausierten sie bis zur Reunion 2005 und veröffentlichten bis dato 5 weitere Studioalben. Der Pandemie und dem Lockdown sei es geschuldet, dass sich die Veröffentlichung des neuen Albums um fast ein Jahr verschob. Im sozusagen 38. Jahr des Dinosauriers, lässt man die Auflösung mal außer Acht, veröffentlichte die Band mit Sweep Into Space nunmehr ihr zwölftes Album.

Bereits I Ain’t versprüht nach wenigen Sekunden dieses spezielle Etwas, wie das öffnen einer guten Flasche Wein, ein langersehntes Wiedersehen mit dem besten Freund, der besten Freundin.

I Met The Stones und To Be Waiting warten danach mit im Midtempo gehaltenen Gitarren Breitseiten auf, bevor mit I Ran Away halb akustisch die Handbremse etwas gelöst wird. Sehr eingängig und melodisch läuft I Ran Away ins Ohr, wobei die obligatorischen Solos von J Masics natürlich nicht fehlen dürfen. Kurt Vile, der das Album mit produzierte, spendierte nebenbei für I Ran Away Riffs auf seiner 12-Saiten-Gitarre.

Traditionen können im Falle von Dinosaur Junior eigentlich nicht negativ behaftet sein, denn Lou Barlow bedient wieder auf zwei Songs das Mikrofon.

Unter der gemeinsamen Regie von Adelle und Lou Barlow entstand das Video zu Garden. Eine verschneite Landschaft gesellt sich zu dem sehr mellow agierendem Song, wo Lou erstmals den Gesang übernimmt. Unter Einhaltung der AHA-Regel musizieren J, Lou und Murph kältefest eingemummelt in einem Wintergarten und Buntstift-Malereien, die wie Kinderzeichnungen aussehen, werden immer wieder eingeblendet. Treffend reflektiert der Garden stimmungstechnisch wie optisch eine Art Gefühl, das gut für ein von Isolation und Unruhe geprägtes vergangenes Jahr steht. Auf das nötigste reduziert bleibt die Gitarre im Hintergrund agierend, umso schöner hebt sich stattdessen ein stetig nach oben hangelnder, melancholischer Schlussteil in den Vordergrund. Größtenteils funktioniert Sweep Into Space in gemäßigten Temporegionen. I Except It Always ist ebenso einer der schnellsten und rockendsten Tracks des Albums geworden, dem N Say in nichts nachsteht.

Genau genommen ist alles beim Alten und doch gibt es Neues zu entdecken.

Eine Klaviermelodie begleitet in diversen Variationen den wohl ungewöhnlichsten Song des Albums, vielleicht sogar der gesamten Dinosaur Jr.-Epoche. Aber Gesang und ein sich in der Ferne ordentlich austobendes, nach Prog-Rock hallendes Gitarren-Solo, bringen nach anfänglicher Verwirrung die Gewissheit, dass es sich nicht um einen Pressfehler handelt.

Die Melancholie, die nie aussichtslos erscheint, ein leicht ächzender Gesang, emporsteigende Gitarrenriffs, pumpende Basstöne, ergänzt von laut klopfenden Schlagwerk-Takten – alles ist da wo es hingehört. Im Gegensatz zu seinem Vorläufern mag Sweep Into Space vielleicht etwas eingängiger, melodiöser daherkommen, aber wer würde denn böse sein, wenn es jenseits der 50 einmal etwas ruhiger wird und sich die ein oder andere Powerballade einschleicht?

Richtig kommerziell erfolgreich waren Dinosaur Jr. ja nie, aber vielleicht ist die Zeit nach der Pandemie genau die richtige.

Sweep Into Space beinhaltet schöne halbakustische Songs, die mit lauteren Eruptionen, wie erstarrte Lava zu einem in sich geschlossenem Vulkan verschmelzen.

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Von Veröffentlicht am: 06.06.2021Zuletzt bearbeitet: 06.06.2021592 WörterLesedauer 3 MinAnsichten: 836Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on KRITIK: Dinosaur Jr. – Sweep Into Space
Von |Veröffentlicht am: 06.06.2021|Zuletzt bearbeitet: 06.06.2021|592 Wörter|Lesedauer 3 Min|Ansichten: 836|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on KRITIK: Dinosaur Jr. – Sweep Into Space|

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Über den Autor: Nico Pfueller

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