H E X – H E X

H E X – H E X

Einnehmende Soundlandschaften mit Spannungsbogen und Soundtrack-Feeling.

LP kaufen Vö: 25.05.2018 Hummus Records

Die Musik Schweizer Künstlerkollektivs H E X erinnert an die Filmmusiken der letzten 40 Jahre, wobei die 1980er Jahre hier ganz klar im Vordergrund stehen. Das liegt nicht zuletzt am inflationären Einsatz von breiten und vielfältigen Synthesizersounds, wie sie in jener Dekade vor allem für Horror-, Thriller-, und Horrorfilme verwendet wurden. Man denkt sofort an John Carpenters Werke oder an die italienischen Zombie- und Gruselfilmspezis von Goblin, allerdings wurde hier noch eine gute Schippe EBM und Industrial beigelegt. Man kann durchaus behaupten, dass hier (80er-Film)Klassik und Moderne ziemlich gut korrelieren, das habe ich persönlich in dieser Form noch nicht gehört.

Der Opener „Metaheaven“ beginnt mit Paukenschlägen und daherschwebenden, leichten Beats, die gemeinsam eine etwas gehetzte Atmosphäre einläuten. Man hat sofort das Gefühl, als würde sich etwas Unheilvolles zusammenbrauen. Organische Drums und Synthesizerteppiche, spielen hervorragend zusammen, wobei das Schlagwerk schon relativ anspruchsvolle Rhythmen vorgibt. Letzteres bleibt eigentlich die komplette Spielzeit in seiner Spur, allerdings ändern sich die darüber gespielten Themen. Eine schauderhafte Melodie, die von Zerre und Druck elektrischer Gitarren unterlegt ist, platzt in die Szenerie, nach und nach wird die Dynamik gesteigert. Also, zum „nebenher hören“ ist das jedenfalls nichts. Das bereits als Teaser veröffentlichte „Collider“ verschreibt sich mehr den moderneren Klängen und wirkt dabei wie ein Actionfilm-Soundtrack. Hier kommt zum ersten mal der etwas entrückte, verhaltene Gesang auf den Plan. Die geisterhafte Stimme der Sängerin wurde allerdings recht in den Hintergrund gemischt, was sie eher wie ein Instrument wirken lässt. Das Thema Spannungsaufbau wird auch hier wieder groß geschrieben und nach einem reduzierten Synth-Intermezzo wieder ausladend um fette Drums herum gegrooved. Ein bisschen irrsinnig wirkt es, aber das macht es hier aus.

Wie der etwas gruftiger kommt „Process“ um die Ecke. Die Stimmung ist finster, drückend, ungemütlich und bedrohlich, die spukigen Melodien verändern sich stetig und schwirren im Kopf des Hörers umher. Irgendwann setzt ein stampfender Beat, wie vom Heck einer Sträflingsgaleere kommend ein, die Synthesizer umspielen das stoische Gewummer eher vorsichtig. Alles verdichtet sich und irgendwie ist man in einer Metal-artigen Spielart angekommen, verzichtet dabei aber auf die typischen Brettgitarren. Es wird kranker und gefährlicher. Es erscheinen regelrecht Bilder vor dem geistigen Auge. Das fette und schwere Industrialgehämmer von „Highrise“ unterstreicht diese Bilder zum Ende hin sehr deutlich. Das mächtige, martialische Finale, diesmal mit etwas deutlicherem Gesang hämmert völlig ungeniert auf mich ein, wobei sich die Melodien im Stück wieder regelmäßig verändert.

Wie oft empfehle ich hier den Gebrauch von Kopfhörern und appelliere an die Bereitschaft, sich auf das Album einzulassen. Irgendwie schade, dass es keinen Film dazu gibt.

https://prettyinnoise.de/h-e-x-exklusive-albumpremiere-des-genfer-kollektivs.html

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Von Veröffentlicht am: 25.05.2018Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018469 WörterLesedauer 2,3 MinAnsichten: 907Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on H E X – H E X
Von |Veröffentlicht am: 25.05.2018|Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018|469 Wörter|Lesedauer 2,3 Min|Ansichten: 907|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on H E X – H E X|

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Über den Autor: Steffen Eggert

Ich bin 37, verheiratet, habe zwei Töchter, lebe in Bayern und bin im echten Leben Sozialpädagoge. Meine musikalischen Wurzeln liegen grundsätzlich im Bereich Indie, Punk und im klassischen Heavy Metal, bin aber eigentlich offen für alles, solange es gut gemacht ist...

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