Henri Parker and the Lowered Lids – Sing the Book of Etiquette
Vö: 17.10.2015 Heads Down Records LP kaufenAllein der Umstand, dass sie sich musikalisch am inzwischen auch im Mainstream angekommenen Folk-Pop orientieren, menschlich jedoch irgendwo zwischen Hardcore und Punk in der alternativen Szene befinden, macht Henri Parker and the Lowered Lids zu etwas Besonderem.
Und so ist es kein Wunder, dass die drei Herren aus Kiel in bester Mumford-and-Sons-Manier (als diese noch cool waren, versteht sich) mit Akustik-Gitarre und Cello spielen, ihre Platte aber über das tief in der Punk-Szene verankerte DIY-Label Heads Down Records veröffentlichten.
Das gute Stück hört auf den Namen „Sing the Book of Etiquette“ und enthält elf kraftvolle Titel für alle Gemütslagen. Im melancholisch anmutenden Opener „Parody“ halten es die Kieler noch sehr selbstkritisch und -ironisch („It’s a parody of my original intentions […] and now here I am, trying to find someone else to blame“), die beiden folgenden Stücke „Secrets“ und „Ward Round“ lassen jedoch deutlich optimistischeres Gedankengut durchschimmern.
Ihren vorläufigen Höhepunkt findet die Platte in „Light Sleeper“ – oder eben Tiefpunkt, zieht man Atmosphäre und Stimmung der Ballade in Betracht. Die wahrscheinlich sehr persönlichen, aber dennoch äußerst viel Interpretationsspielraum lassenden Lyrics werden mit Eleganz untermalt von sanften Gitarrenakkorden und einem tragenden Cello. Die Antwort folgt jedoch prompt: „The Postman“ bietet mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit sowie dem antreibenden Banjo den perfekten musikalischen Gegensatz.
Das bisher gezeichnete Bild verstärkt sich auf der B-Seite des Vinyls geradezu: Mit „Upside Down“ gibt es erneut einen schnellen Song mit Ohrwurmcharakter, während in der Ballade „Phone Song“ das gekonnte Wechselspiel von Trompete und Cello überzeugen kann. Mit liebevollem Text (“You’ll know quite well about these habits of mine – while some of them are easy to make do, it’s the others I’ll put you through”) und passend unaufgeregtem Chor klingt das Album mit “Green Curtain” nach knapp einer halben Stunde langsam aus.
Klar, die neuen Mumford & Sons wird das Kieler Trio nicht werden – den Anspruch hat es sicherlich aber auch gar nicht. Viel wichtiger als jeder Vergleich ist allerdings der Fakt, dass Henri Parker und die Augenlider mit „Sing the Book of Etiquette“ ein sympathisches und abwechslungsreiches Werk geschaffen haben. Durch den gekonnten Einsatz einer Bandbreite an akustischen Instrumenten und den bewussten Verzicht auf ein Schlagzeug weiß das Album durchweg zu überzeugen; Potenzial zur Dauerrotation ist somit zweifelsohne ausreichend vorhanden.
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