Empire Years – Come Alive
Sequels sind ja immer kacke. So viel steht fest. Und früher war alles besser. Auch das eine (besonders von mir) gern verbreitete Binsenweisheit. Auch Empire Years scheinen diesem Diktum gerne zu folgen – wen wundert’s da, wenn der Nachfolger zur Caveman EP nun also erneut schön wie von gestern klingt?
Auch 2012 war dieser Sound, den die Dortmunder hier anbieten, zwar angesagt, aber nicht modern. Knapp eineinhalb Jahre später sieht’s auch nicht anders aus – die fünf Songs auf Come Alive klingen alle irgendwie so angestaubt, wie von irgendeiner eher unbekannteren Band zu Zeiten des eineinhalbten Post-Punk-Revivals gepresst und dann von irgendeinem halbarschigen Fan in irgendeiner Ecke vergessen.
Und dass das so klingt ist tatsächlich auch gut so. Dann, erneut, klingt die Musik von Empire Years vor allem authentisch und überraschend nicht-aufgesetzt. Der Sound wirkt professioneller, aber trotzdem nicht zu rund, als dass es schon wieder stören würde. Weniger Revival oder Update als eher Hommage. Gut gemacht! Zwar hat man den Hall auf Gitarre und Gesang anscheinend ein Stück weiter aufgedreht als auf dem Vorgängerwerk, was das ganze zwar athmosphärisch, zeitweise aber ein wenig zu matschend klingen lässt, aber wenn das ein Symptom der weiteren Stilfindung von Empire Years sein sollte, kann man das gerne verzeihen. Der trockenere Sound der Caveman EP gefällt aber in Kombination mit der dort ebenfalls zu findenden etwas größeren musikalischen Varianz ein wenig besser als die Darbietungen auf Come Alive. Klar, sich bei Post-Punk zu beschweren, dass die Songstrukturen alle ziemlich ähnlich sind, ist wie, sich bei Post-Rock zu beschweren, dass… die Songstrukturen alle ziemlich ähnlich sind. Hier kann man sich, vom guten Songwriting abgesehen, ein wenig mehr Emanzipation und insgesamt mehr Alleinstellungsmerkmale wünschen. (Wenn post-punkeske Musik aus Dortmund nicht schon Alleinstellungsmerkmal genug sein sollte)
Dafür haben die Lieder dieser EP neben ihrer musikalischen Ausgestaltung noch eine weitere Gemeinsamkeit: Ohrwürmer sind sie allesamt. Ob das nun ein Nach- oder Vorteil ist, mag jeder für sich selbst entscheiden, ich nicke derweil weiter mit dem Kopf und summe den Refrain von ‚Disposition‘ mit. Und das vermutlich noch für die nächsten Stunden.
Insgesamt geht das musikalische Konzept im Vergleich zum Vorgänger dann noch ein wenig stärker in Richtung pop-orientierter, melodischer Shoegaze denn reiner Post-Punk – Joy Division oder Twilight Sad lassen zwar immer noch mit Nachdruck grüßen, winken aber zeitweise eher aus der Ferne. Man mag hoffen, dass dieses Winken kein Abschiedwinken ist, denn Empire Years werden und sollten, wenn sie so weiter machen, noch mehr von sich hören lassen.
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