BUCHKRITIK: Virginia Cowles – Looking For Trouble
Ich muss ehrlich sein. Vor dem Lesen des Buchs Looking For Trouble (Bericht einer unerschrockenen Kriegsreporterin) war mir Virginia Cowles gänzlich unbekannt.
Ganz im Gegenteil zu den im Buch genannten männlichen Kollegen wie beispielsweise Ernest Hemingway. Was uns das über die Geschichtsschreibung der Vergangenheit sagt, muss meiner Meinung nach nicht beantwortet werden. Es ist offensichtlich. Beschämend könnte man(n) es durchaus nennen. Der DuMont Buchverlag mit Sitz in meiner Wahlheimat Köln hat nun die Reportagen einer beeindruckenden Frau aus dem 20. Jahrhundert veröffentlicht. Virginia Cowles, geboren in Brattleboro einer Kleinstadt in Vermont, war eine der spannendsten Reporterinnen des letzten Jahrhunderts.
Eine Woche nach der Schlacht um Guadalajara 1937 reiste Cowles nach Spanien. Der Bürgerkrieg war bereits ein Dreivierteljahr alt. Es war die Zeit der Diktaturen. Die amerikanische Reporterin beschreibt ihre ersten Eindrücke und Erlebnisse. Selbstironisch mit dem Blick auf das Menschliche, auf das Nicht-Offensichtliche. Bereits auf den ersten Seiten kristallisiert sich ihre besondere Gabe heraus. Das Verborgene wird offensichtlich. Virginia Cowles hat großes Talent. Unverblümt und nüchtern erzählt sie (Alltags-) Situationen aus dem Spanischen Bürgerkrieg und hat auch kein Problem damit, sich eigene Fehler einzugestehen und zuzugeben. Von Spanien aus geht es weiter. Sowjetunion, Nazideutschland, Frankreich, Finnland und so weiter. Während des Lesens der Zeitdokumente, die in all der Grausamkeit erschreckend in einer schönen Sprache geschrieben sind, spürt man auch Veränderungen bei der Reporterin selbst. Die anfängliche Unerfahrenheit entwickelt sich zu einem souveräneren Umgang mit kniffligen Situationen. Virginia Cowles trifft die großen und grausamen Persönlichkeiten der Geschichte und hat uns einen eindrucksvollen Bericht hinterlassen. Aufwühlend, beeindruckend, schockierend. Looking For Trouble ist ein unheimliches Zeitdokument über einen Kontinent in Trümmern, über einen Kontinent getrieben von Macht und Gewalt.
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