Parqks – Slow Ascent Melancholia

Parqks – Slow Ascent Melancholia

Ich habe selten ein Post-Rock Album so genossen wie dieses hier. Langeweile ist hier ein Fremdwort und jeder der 7 Songs setzt sich nach einmaligem Hören im Hirn fest.

Bevor hier irgendeiner wieder verzweifelt „ja, wo bleibt denn der Gesang??“ in die Runde ruft und sich fragt, wie denn Musik ohne den gesanglichen Leitfaden überhaupt funktionieren kann, gebe ich in weiser Voraussicht den Hinweis, dass das durchaus funktioniert und packend sein kann. Post-Rock ist das zum Schimpfwort avancierte Zauberwort für alle diejenigen, die denken, dass die deutsche Zeitschrift Musikexpress für Indiefans das non-plus-ultra ist. Indie? Independent Music – also unabhängig sein von gängigen Strukturen der arg gebeutelten Musikindustrie.

Damit wären wir bei den drei Franzosen von PARQKS. Diese starteten vor nicht allzu langer Zeit eine enorm erfolgreiche Crowdfunding Kampagne, mit der sie es in kürzester Zeit schafften, Geld für ihr erstes Album und die damit verbundenen Produktionskosten einer Schallplatte zu finanzieren. Unabhängig? DIY? PARQKS sind das beste Beispiel für diese beiden Begriffe. Ihr „Slow Ascent Melancholia“ betiteltes Album macht seinem Namen alle Ehre. Melancholie und Moll Töne, dargeboten in einer solchen Präzision und Schönheit, das einem ganz warm ums Post-Rock Herz wird.

Der Opener „The Evening Was Cold But We Feel Warm Inside“ macht sofort klar, wo die Reise hingeht. Wie ein kleiner Bachlauf, plätschern die perlenden Gitarren-Pickings langsam dahin und entwickeln sich mit zunehmender Spieldauer zu einem reißenden Fluß der in seiner Wucht selbst die größten Felsbrocken mit sich zu reißen scheint. Das Thema „Steigerung“ und „Dynamik“ haben die drei Herren in sich aufgesogen und zelebrieren eine Meisterleistung an kompositorischer Klasse. Ihre Mischung aus Post-Rock mit Noise, Indie und Shoegazer Einflüssen ist zwar keinesfalls neu, und mir fallen auch direkt an die dutzend andere mehr oder weniger bekannten Bands ein die ähnlich klingen. Aber das Songwriting von PARQKS ist einfach zum Niederknien und in jeder Sekunde überraschend und frisch.

Diese Wendungen in „Nubla 93“ sind schon eine Klasse für sich und man fragt sich ernsthaft, warum noch keine auf Post-Rock spezialisierte Plattenfirma mit PARQKS ins Geschäft gekommen ist. Besonders wirkungsvoll beweist die Band ihre kompositorische Klasse im Ambient artigen „All Fakes Of You, Miss“. Das mit Meeresrauschen unterlegte, nur von Gitarrenläufen getragene Stück, macht dem Albumtitel alle Ehre und ist ein wunderschöner Ruhepol auf dem 7 Songs umfassenden kleinen Meisterwerk. Das darauf folgende „Siberia“ ist für mich jetzt schon ein moderner Klassiker im Bereich Post-Rock. Ich würde jede Wette eingehen, dass sich Explosion In The Sky mächtig ärgern diesen Song nicht zu ihrer Discography zählen zu dürfen. Selten wurde Melancholie so schön vertont. „Say Goodbye & Goodnight“ ist in seiner Größe und Schönheit nur schwer zu beschreiben. Wer Musik braucht um einen Berg zu erklimmen wird mit diesem Song einen guten Soundtrack finden. Ein behäbiger Anstieg, bei dem mit jedem vollendeten Höhenmeter die Aussicht immer schöner und klarer wird. Und wenn man dann den Gipfel erklommen hat und man die überwältigende Aussicht genießen kann, erklingen die letzten 40 Sekunden von „Say Goodbye & Goodnight“ und man ist einfach nur glücklich.

Ich habe selten ein Post-Rock Album so genossen wie dieses hier. Langeweile ist hier ein Fremdwort und jeder der 7 Songs setzt sich nach einmaligem Hören im Hirn fest. Die gekonnte Kombination von unterschiedlichen Stilen im Post-Rock Gewand macht derzeit in Europa niemand so perfekt wie die Franzosen von PARQKS. Die Band schafft es auch deswegen auf Albumlänge zu überzeugen, da sie auf die sonst so Genre – typischen Songlängen von über 10 Minuten verzichten. Nur ein Song überschreitet knapp die sieben Minuten Marke, der Rest bleibt deutlich darunter.

Für alle diejenigen, die mit dem Begriff Post-Rock etwas anfangen können und denen Namen wie Explosions In The Sky, Mogwai oder auch My Bloody Valentine etwas anfangen können, sei dieses Album aufs herzlichste empfohlen. Und wer dazu noch eine Band unterstützen möchte, die sich langsam aber sicher ihren Weg zum Post-Rock Gipfel bahnt, sollte die Herren von PARQKS unterstützen. Sie sind das Beste Beispiel, dass die Plattenfirmen eigentlich vollkommen unnötig sind das es anscheinend möglich ist, hochwertige und anspruchsvolle Musik ohne Rückendeckung eines großen Labels zu produzieren. Es lebe Indie! Es lebe Post-Rock! PARQKS haben mich komplett überzeugt.

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Von Veröffentlicht am: 10.06.2015Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018737 WörterLesedauer 3,7 MinAnsichten: 834Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , , , , , , 0 Kommentare on Parqks – Slow Ascent Melancholia
Von |Veröffentlicht am: 10.06.2015|Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018|737 Wörter|Lesedauer 3,7 Min|Ansichten: 834|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: , , , , , , |0 Kommentare on Parqks – Slow Ascent Melancholia|

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Über den Autor: Jan Platek

Geboren 1976 Vater, Vinyl-Sammler und Musiker

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  1. Anonymous 11.06.2015 at 22:41 - Reply

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