Labels im Porträt: Tonzonen Records

Labels im Porträt: Tonzonen Records

Das Label Tonzonen Records aus Krefeld hat sich in den letzten Jahren einen guten Ruf bei Fans von Krautrock, Psychedelic, Space Rock und Stoner erarbeitet und ist ordentlich gewachsen. Wir sprachen mit Gründer und Inhaber Dirk Raupach.


Wer steckt hinter dem Label und wie lange betreibst Du das Label schon?

Tonzonen wurde 2012 gegründet und die erste Veröffentlichung erschien 2014. Das Label ist im Grunde ein DIY-Betrieb, aber ich habe viele gute Freunde, die immer wieder helfen.

Kannst Du kurz das mittlerweile ja schon gut gewachsene Programm von Tonzonen umreißen? (Künstler und deren „Arbeitsgebiete“)

Kurz ist schwierig. Naja, bei Tonzonen gibt es viel Instrumental-Musik. Zum Beispiel Psychedelic Rock mit Knall und The Spacelords sowie Space / Post Rock von Nazca Space Fox. Die Österreicher Les Lekin kommen aus der Ecke Heavy Psych / Doom. Karakorum hingegen spielen lupenreinen 70er Jahre Prog Rock mit mehrstimmigen Gesang. Grombira ist eine Oriental Space Rock Band aus Würzburg. Kalamata und Pyrior hauen in die Kerbe Stoner Rock und mein eigenes Projekt mit Alex Djelasi geht wieder in eine ganz andere Richtung. Wir mischen Space Rock mit Neo-Krautrock / Elektronik. Die Ambient / elektronische Fraktion wird von Autumn Of Paekward und Björn Gögge komplettiert. Aber es gibt natürlich noch weitere spannende Bands, wie zum Beispiel Volvopenta, von denen ich großer Fan bin. Sie haben ein atmosphärisch eindrucksvolles Album erschaffen.

Wie kamst Du dazu, dass Label zu gründen?

Zum einen, weil ich Bands und Musik unterstützen wollte, die ich selbst privat höre. Zum anderen haben Alex Djelassi und ich 2012 das Projekt Sounds Of New Soma ins Leben gerufen, mit dem Ziel ein Album auf den Markt zu bringen. Beyond The Acid Dream war dann auch die erste Veröffentlichung von Tonzonen Records.

Warum der Schwerpunkt Krautrock, Psychedelic, Space Rock, Stoner?

Ganz einfach: Es ist die Musik, die ich auch privat gerne höre. Der Sound, der die größte Rolle in meinem Musikleben gespielt hat.

Welche Schwierigkeiten hattest Du bei der Gründung und später beim Betrieb zu überwinden? Z.B. finanziell, personell, persönlich, Zusammenarbeit mit Presswerken. Würdest Du es so noch einmal machen?

Man benötigt natürlich eine finanzielle Grundlage. Da kam mir zu Gute, dass ich einen regulären Job ausübe und das Label nebenberuflich gegründet habe. Der Zeitaufwand war schon enorm, da Tonzonen in den ersten Jahren auch als Mailorder für Fremdprodukte gedient hat. Da aber die eigene Labelarbeit immer mehr wurde, habe ich das eingestellt. Ein sinnvoller Schritt, wie sich herausgestellt hat. Direkt ab der zweiten Tonzonen-Produktion habe ich mit einer Agentur zusammen gearbeitet, sie kümmert sich um die Belange beim Presswerk. Das klappt in der Regel reibungslos bis zum heutigen Zeitpunkt.

Du betreibst das Label in Teilzeit. Ist das sehr zeitaufwendig, stressig? Was hält Dich ggf. bei der Stange?

Vom Zeitaufwand ist es quasi ein Fulltime-Job. Aber es macht mir großen Spaß, den Kontakt mit den Bands und Kunden zu pflegen, und wenn ein neues Album veröffentlicht wird, ist das immer wieder etwas Besonderes. In meinem Hauptberuf habe ich mittlerweile die Arbeitszeit reduziert, sonst wäre die Labelarbeit auf diesem Niveau nicht machbar.

Was sind Deine Kriterien für die Aufnahme eines Künstlers / die Veröffentlichung eines Albums?

Ich sage immer, ich muss selber Fan der Band sein. Dann gibt es auch eine realistische Möglichkeit einer Veröffentlichung. Wichtig ist auch eine gewisse Live-Präsenz der Band. Konzerte spielen ist einer von mehreren wichtigen Punkten um Musik zu verbreiten.

Wie kamen die Kontakte zustande? Einige Künstler stammen nicht aus Deutschland und sind hier meines Wissens auch noch nicht aufgetreten.

Das ist richtig. Viel läuft über E-Mail-Kontakt. Ich bekomme nahezu täglich Anfragen von Bands. Ansonsten entstehen Kontakte auch sehr gerne über Facebook. Dort tummelt sich eine große Underground-Szene.

Inwiefern nimmst du Einfluss auf das Ergebnis? Musikalisch, Gestaltung des Covers usw.?

Ich lasse den Bands nahezu komplett freie Hand. Natürlich werde ich in den Entstehungsprozess mit eingebunden. Es ist allerdings erst einmal vorgekommenen, dass ich bei einem Artwork mein Veto einlegen musste. Das ging leider nicht anders, da musste ich auf ein komplett neues Design bestehen. Das hat sich in meinen Augen aber auch ausgezahlt. Musikalisch hatte ich bislang, Gott sei Dank, noch nie etwas zu bemängeln.

Du veröffentlichst meist auf Vinyl und CD. Was ist der Grund für diese Entscheidung?

Gestartet bin ich 2012 mit der Intuition ausschliesslich auf Vinyl zu veröffentlichen. Das ist das Medium, welches ich auch privat fast nur noch nutze. Allerdings gibt es nach wie vor viele Käufer von CDs und die sollen sich auch an den Bands erfreuen. Gerade mit meinem neuen, weltweiten Vertrieb, den ich seit 2017 habe, ist die Veröffentlichung auf CD fast schon zwingend notwendig. Trotzdem wird es unverändert dabei bleiben, dass das Hauptaugenmerk auf qualitativ hochwertige Vinyl-Veröffentlichungen gelegt wird.

Wo lässt Du die Tonträger fertigen?

Gepresst wird ausschliesslich in Deutschland. Mit Pallas und Optimal haben wir zwei der besten Presswerke in Europa vor Ort. Alternativen tun sich aber durchaus gerade auf. Ein kleines, feines Presswerk hat kürzlich in Berlin aufgemacht.

Was ist Deine Meinung zur Entwicklung der Fertigung beim Vinyl? Viele Hörer und auch Label beschweren sich über hohe Preise, schlechte Pressqualität und lange Lieferzeiten.

Schwieriges Thema. Man muss halt rechtzeitig mit der Planung beginnen. Eine Fertigung dauert gut drei Monate. Vinyl ist wieder in und das spiegelt sich auch bei den Lieferzeiten wieder. Die Preise sind natürlich um ein vielfaches höher, als bei der Herstellung von einer CD. Trotzdem möchte ich meinen Kunden ein bestmögliches Produkt liefern. Das beinhaltet für gewöhnlich 180 g Pressung, Gatefold-Cover und auch Beilagen. Noch kann ich dem Endkunden solch ein Album für 20€ anbieten. Mal schauen, ob die Presswerke 2018 ihre Preise wieder erhöhen, dann wird es schwierig. Noch ein Wort zur Pressqualität: Ich habe bislang Retouren von unter 1%. Das ist enorm gut.

Deine Releases stehen im Ruf, eine hohe Pressqualität zu haben. Wie hast Du es geschafft, diese zu erhalten und beizubehalten?

Wie erwähnt lasse ich ausschliesslich in Deutschland herstellen. Die Qualität ist sehr gut, ich habe nur ganz wenige Reklamationen. Aktuell gab es Probleme mit einer Splatter-Vinyl-Produktion. Da musste die komplette Edition neu gefertigt werden, aber das lag an einem Fehler innerhalb der Maschine. Es war nur leider erst im Nachhinein aufgefallen. Ansonsten toi, toi, toi, vielleicht einfach das Glück des Tüchtigen.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Eroc und dem Psychedelic Space Rock Festival?

Das sind ja zwei verschiedene paar Schuhe. Eroc ist ein ganz unkomplizierter Typ. Als Alex und ich unser erstes Album produzierten, waren wir recht ahnungslos, was das Mastering betrifft. Wir haben dann Eroc kontaktiert, da er ein Inbegriff für gutes Mastering im Bereich von Psychedelic / Space Rock ist. Seitdem mastert er immer mal wieder für Tonzonen Records. Das Psychedelic Space Rock Festival habe ich über die Macher des Internetradio Radio Sunrise kennengelernt und war dort auch zwei Jahre mit Bands und Stand vertreten. Ein kleines, nettes Festival in OWL. Für 2018 zeichnet sich eine Kooperation mit dem Krach am Bach Festival in Beelen ab. Ein tolles Festival über zwei Tage mit ca. 2500 Besuchern. Schön übersichtlich und klasse organisiert.

Kannst Du uns etwas zu Deinen Plänen für das nächste Jahr verraten?

2018 wird es wieder neben Veröffentlichungen von Labelbands (zum Beispiel Uluru, Grombira, Sounds Of New Soma) auch neue Bands bei Tonzonen geben. Ich erweitere das Spektrum ein wenig. Moto Toscana ist ein Trio aus Heidelberg, sie nennen ihren Sound Sludgefunk Doomdisco. Sehr spannend. Und mit The Shadow Lizzards und Mouth habe ich gleich zwei Bands im Programm, die einen enorm coolen Retro-Rock-Sound zelebrieren. Im April findet die zweite Tonzonen-Labelnacht in der Kulturfabrik Krefeld statt. Dabei sein werden The Spacelords, Grombira und Kalamata. Karten gibt es bereits an allen bekannten VVK-Stellen zu kaufen. Im August freue ich mich sehr auf das erwähnte Krach am Bach Festival. Eine Tonzonen Band wurde bereits bestätigt.

Wir danken für das Gespräch und wünschen alles Gute für die Zukunft.


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Anspieltipps:

Barrows – Zenith

Sounds Of New Soma – Garten Des Lichtes

Indica – Stone Future Hymns

Love Machine – Circles

The Spacelords – Synapse

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Über den Autor: Christian Hennecke

Wenn Christian Hennecke (Jahrgang 1971) nicht gerade als freier Autor für Pretty in Noise oder das MINT Magazin für Vinylkultur schreibt, findet man ihn z.B. vor seiner Stereoanlage, im Wald auf der Suche nach Tupperdosen oder im Kino. Im Ernst des Lebens ist er Redakteur, Übersetzer und Projektleiter.

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