Im Stream: Freakscene – The Story Of Dinosaur Jr.
In einer Band spielen bedeutet Party und Spaß? Mag sein, aber nicht bei Dinosaur Jr.. Bei ihnen geht es um das Leben, um Blut, Schweiß und Tränen.
Was sich anhört wie aus dem Platten-Info einer New York-Hardcore-Band ist unter dem Strich der rote Faden von Freakscene – The Story Of Dinosaur Jr.. „Wir sind keine Freunde, wir sind wie eine Familie. Spaß ist anders, die Macht der Songs bindet uns an diese Band.“
Musik und Kunst sind ein Geschenk
Murph / Drummer Dinosaur Jr.
Als ich 1989 mit zwei Freunden die Band Speed Niggs gründete, waren Dinosaur Jr. unsere unangefochtene Lieblingsband. Nachdem wir unser Debüt veröffentlichten und unsere erste Europatour spielen durften, endete dieses Jahr für uns auch noch mit einem Silvester-Konzert in Berlin, wo wir mit Evan Dando von The Lemonheads einige Songs live auf der Bühne spielen durften! Evan war zu dieser Zeit mit einem Mädchen aus Berlin liiert, ihr Name: Luisa Reichenheim, heute Ehefrau von J Mascis und Schwester des Freakscene-Regisseurs Philipp Reichenheim. Die Welt ist klein!
Freakscene – The Story Of Dinosaur Jr. stellt die Geschichte der Band in einem chronologischen Ablauf vor.
Das ist nicht nur sehr informativ, das hält den Film auch in einem angenehmen Flow, der den Kinobesuch zu einem kurzweiligen fesselnden Event macht. Überhaupt fällt einem sofort der riesige Berg von VHS-Schnipseln, Fotos, Videoclips und Interview- und Live-Sequenzen auf, die von Philipp Reichenheim in mühseliger Arbeit zu einem wunderbaren Ganzen zusammengefügt wurden. Allein die Anfangssequenz mit dem Titelsong präsentiert gleich unzählige Schnitte im Sekundentakt, was schon sehr beeindruckend ist.
1982 gründeten J und Lou in Amherst/Massachusetts (die übrigens lange als sicherste Stadt Amerikas galt) ihre erste Hardcore-Band Deep Wound die gleich zu Anfang des Films in vielen Interviews, O-Tönen und Live-Sequenzen vorgestellt wird. 1985 starteten sie dann, zusammen mit Schlagzeuger Murph, Dinosaur (damals noch ohne ‚Jr.‘) und es wird sofort klar: Freakscene – The Story Of Dinosaur Jr. ist ein Film über J, Lou und Murph. Die Zeit bis 1988 (das Jahr, wo Lou Barlow die Band verlassen musste – 1993 flog dann auch Murph aus der Band) und die Zeit der Wiedervereinigung ab 2007 sind in diesem Film die wichtigen und relevanten Phasen. Die Gründe, warum Lou und Murph die Band verlassen mussten, werden von allen Seiten beleuchtet, die Reunion der Band natürlich sowieso, alles wird sehr respektvoll, professionell, oft sogar sehr unterhaltend und ohne großen Groll in Szene gesetzt, obwohl alle Akteure ganz sicher viele Fehler gemacht haben. Doch es geht nur um die Musik, und so kommen auch viele Kollegen und Wegbegleiter wie Henry Rollins, Bob Mould, Thurston Moore oder Kevin Shields ausführlich zu Wort, die viele Anekdoten erzählen und auch den einen oder anderen Kalauer raushauen, z.B. dass Kurt Cobain J Mascis unbedingt als Nirvana-Girarrist abwerben wollte! Es gibt seltene Aufnahmen vom 30 Jahre Dinosaur Jr.-Festival, von Bug-In The Hand Of The Fans-Projekt und sogar von Js Gastspiel bei The Stooges. Kaum Beachtung findet allerdings die Zeit von 1991-1997, in der J der alleinige Kopf und Chef der Band war und immerhin fünf Dinosaur Jr.-Alben in unterschiedlichen Besetzungen beim Warner Sublabel Blanco y Negro Records veröffentlichte.
Gelegentlich vermisse ich auch etwas nerdiges Mucker-Geplauder, das ja typisch für viele Band-Dokus ist. Immerhin hat J ja seine eigene Fender J Mascis Telecaster – von Band-eigenen Chucks oder Nike Dunk-Turnschuhen, Ski oder Fleecedecken möchte ich hier gar nicht erst anfangen. Das ist zwar schade, aber auch definitiv nötig, um die Idee hinter Freakscene – The Story Of Dinosaur Jr. umzusetzen. Konsequent hält Philipp Reichenheim den Fokus auf dem magischen Dreieck, und so bleibt er mit seinem Film auch locker im 90 Minuten-Zeitrahmen. Freakscene – The Story Of Dinosaur Jr. macht Spaß und ist auch für Neueinsteiger interessant. Man darf hier also auch ruhig mal seinen Schwiegervater oder den Musiklehrer ins Kino einladen.
DINOSAUR JR. Discographie:
- Dinosaur (Homestead Records 1985)
- You’re Living All Over Me (SST Records 1987)
- Bug (SST Records 1988)
- Fossils (SST Records 1991)
- Whatever’s Cool With Me (Sire Records 1991)
- Green Mind (Blanco y Negro Records 1991)
- Where You Been (Blanco y Negro Records 1993)
- Without A Sound (Blanco y Negro Records 1994)
- Hand It Over (Blanco y Negro Records 1997)
- BBC – In Session (Strange Fruit 1999)
- Ear Bleeding Country – The Best Of Dinosaur Jr. (Rhino/Cherry Red 2001)
- Deep Wound – Complete Collection (Damaged Goods/Baked Goods 2006)
- Beyond (Fat Possum 2007)
- Farm (Jagjaguwar 2009)
- Bug: Live At The 9:30 Club Washington DC (Outer Battery Records 2012)
- Chocomel Daze – Live (Merge Records 2012)
- I Bet On Sky (Jagjaguwar 2012)
- Give A Glimpse Of What Yer Not (Jagjaguwar 2016)
- Live In The Middle East 2006 (Baked Goods 2021)
- Sweep It Into Space (Jagjaguwar 2021)
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Titelbilder: Dinosaur Jr. | (c) Rapid Eye Movies:Virus Films:Dinosaur Jr. Inc
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