KRITIK: pigments – pigments

KRITIK: pigments – pigments

Das Hamburger Electro-Pop-Trio pigments veröffentlicht am 17. November 2023 sein selbstbetiteltes Debütalbum über popup records.

Das Album bietet eine bunte Welt aus Klängen, geprägt von analogen Synthesizern, vielschichtigen Gesangsarrangements und elektronischen Drums. Dabei ist die Band immer auf der Suche zwischen der perfekten Synthese zwischen Mensch und Maschine. 

Zehn Songs finden sich auf pigments, welche allesamt ein fast schon einzigartiger Stil vereint, der elektronische Elemente mit einer menschlichen Note kombiniert. Dabei dominiert allerdings keine Seite, sondern der Dialog zwischen Mensch und Maschine steht im Fokus. Selbstredend dominieren elektronische Beats als zentraler Soundbestandteil, dennoch klingen pigments in ihren besten Momenten emotional und verletzlich, wie zum Beispiel in der emotionalen Ballade janosch, die die traumatische Geburt vom Sohn des Keyboarders behandelt. Doch bevor man auf diese Nummer stößt, nimmt einen die A-Seite des Albums erst einmal verstohlen an die Hand und pendelt zwischen poppigem Club und Bar-Sound. Das introhafte bloom bleibt dabei zunächst nicht nachhaltig haften, ganz im Gegenteil zum bereits als Vorab-Single ausgekoppelten Track easy. Diese musikalische Einladung zur Introspektion kann man auch hier im Bild verfolgen: 

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Einen interessanten erzählerischen Kniff wenden pigments auf blood lemonade an. Der Track handelt vom drohenden Weltuntergang nach der Zombie-Apokalypse. Dass diese Nummer denoch recht beschwingt klingt, dürfte daran liegen, dass sie aus der Sicht eines frisch Infizierten erzählt wird. Diesem erscheint der Untergang der Welt wie eine riesengroße Party, zu der alle herzlich eingeladen sind. Ähnlich originell ist auch die lyrische Ebene von rainbow road, welche sich nicht nur klanglich an Nintendo Sounds orientiert. Die Nummer erzählt die Liebesgeschichte zwischen Mario und seiner Prinzessin Peach. Und eine Prise King Of Pop schimmert ebenfalls durch.  

Wie die Band auf die auf den ersten Blick völlig abgedrehten Texte kommt, verrät Robin Helm, Sänger und Bassist der pigments: 

Für meine Texte versetze ich mich gerne in unterschiedliche Figuren und projiziere meine Gefühle und Gedanken in deren Erfahrungswelt hinein. Wenn ich über Zombies oder Super Mario singe, geht es mir nicht darum, Fans dieser oder jener Popkultur zu bedienen – diese Subjekte eröffnen mir lediglich eine Welt, in der der Song stattfinden kann. Wenn ich also meine Emotionen durch die Augen von Kunstfiguren betrachte, entsteht eine neue Wahrnehmung auf meine eigene Realität, die mir vorher verborgen geblieben ist. Genauso verhält es sich mit allen anderen Songs, egal ob Liebeslieder oder düstere Balladen. Selbstverständlich fließen an vielen Stellen meine eigene Biografie und Erfahrungen mit ein, jedoch sind die Texte, so emotional aufgeladen sie auch sind, nicht unbedingt autobiografisch. 

Robin Helm

Das bereits erwähnte janosch bildet dabei eine rühmliche Ausnahme, ist aber perfekt als Türsteher für die zweite Hälfte der Platte platziert. Die Tracks kommen hier durchaus etwas ruhiger und mit leichtem Souleinschlag um die Ecke. virtual world erzählt von einem Soziopathen in seiner digitalen Parallelwelt, während waiting game die Aussichtslosigkeit einer festgefahrenen Situation beschreibt. Die Tür zum RnB stößt dann belong auf, welches ebenfalls als eine Vorabsingle erschienen ist. 

Unterm Strich begeistert pigments‚ selbstbetiteltes Debütalbum durch eine vielfältige Klanglandschaft und die einzigartige Fusion von elektronischen Elementen und menschlicher Emotion. Das größte Problem dürfte sein, dass sich die Band nicht in eine Genre-Schublade einordnen lässt, was ich persönlich aber stets als Stärke einer Band auslege. Debüt gelungen. 

Der Song für die Playlist/das Mixtape: easy

Bewertung: 4 von 5.

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Von Veröffentlicht am: 16.11.2023Zuletzt bearbeitet: 16.11.2023587 WörterLesedauer 2,9 MinAnsichten: 460Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on KRITIK: pigments – pigments
Von |Veröffentlicht am: 16.11.2023|Zuletzt bearbeitet: 16.11.2023|587 Wörter|Lesedauer 2,9 Min|Ansichten: 460|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on KRITIK: pigments – pigments|

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Über den Autor: Marc Erdbrügger

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