The Strokes – The New Abnormal
Mit einem Titel, der der feuchte Traum jeder PR-Agentur in diesen Tagen ist, melden sich The Strokes nach langer Pause mit einem Album zurück, das auch emotional nicht besser in diese seltsame Zeit passen könnte.
Vö: 10.04.2020 Sony LP kaufenThe New Abnormal fühlt sich an, wie der schlimmste, depressive Sonntagnachmittag nach dem einsamen Ausrasten, das Samstagnächte nach Trennungen und schlimmen Streits manchmal so in sich haben können. Man ist froh, dass die Seele nicht mehr schreit, eingelullt in man weiß nicht mehr welche Substanzen es alle waren, der Kopf dröhnt, das Herz ist schwer – natürlich gibt es einen Song, der Why are Sunday’s so Depressing heißt.
The Strokes bleiben ihrem musikalischen Minimalismus über schmale neun Songs durchweg treu. Auch inhaltlich gibt es wenig große Geschichten oder Gefühle. Aber darunter. Aber sowas von. Allein, was Casablancas stimmlich für Nuancen auffährt, lässt einen in jeder zweiten Strophe, an jedem Pre-Chorus zwischen Tränentief und glückseligem Grinsen entlang schlingern.
Und wenn es mal etwas zu egalig, zu beliebig, zu meta wird wie bei Brooklyn Bridge to Chorus, dann kommt zwei Songs später mit Eternal Summer eine so perfekte Gratwanderung am College-Rock-Indie-Pop-Schmalz entlang, dass man das etwas nervtötende Riff sofort vergessen hat. Überhaupt, das sich verlieren und vergessen, in Zwischenparts innehalten, große Spannungsbögen mit nölig vorgetragenem Gesang so zu halten. Nicht schlecht.
Wo Songlängen gerade gerne an der Zwei-Minuten-Marke kratzen, Intros sowieso schon nicht mehr en vogue sind, da wirken die im Schnitt über vier Minuten langen Songs auf The New Abnormal wie aus der Zeit gefallen und doch irgendwie frisch. Und das nicht irgendwie nostalgisch und retro.
The-Strokes-Fans, Nuller-Ellbogen-Ententanz-Jeansjacken-Musiknerds und vielleicht ein paar Daft-Punk-Jünger werden diese Platte lieben. Alle anderen müssen sich die Zeit nehmen, den Skip-Button nicht sofort zu hämmern.
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