KRITIK: Beach House – Once Twice Melody

KRITIK: Beach House – Once Twice Melody

Das amerikanisch-französische Dream-Pop-Duo Beach House, bestehend aus der in Frankreich geborene Sängerin Victoria Legrand und dem Gitarristen Alex Scally, präsentieren ihr neues, achtes Album Once Twice Melody, das bei Sub Pop veröffentlicht wird.

Statt der klassischen Vorab-Singles, wird das Album in vier Kapiteln unterteilt veröffentlicht. Jeweils vier bis fünf Songs sind seit November auf diesem Wege vorgestellt worden.

Aufgenommen wurde das erneut von den beiden Musiker:innen produzierte Album im Pachyderm Studio in Cannon Falls, Montana, im United Studio in Los Angeles, Kalifornien, und in den Apple Orchard Studios in Baltimore, Maryland. Zum ersten Mal wurde anstelle der digitalen Version für die Aufnahmen ein Live-Streicherensemble eingesetzt, dessen Arrangements von David Campbell stammen.

Neben den beiden Band-Mitgliedern haben zudem noch James Barone am Schlagzeug sowie Michael Scally mit Gitarren-Soli im Track Pink Funeral ihre Handschrift auf dem Album hinterlassen. Für das Mixing und Mastering waren Trevor Spencer, Gabe Burch, Travis Warner, Alan Moulder, Caesar Edmunds und Dave Fridmann verantwortlich. Man hört dem Album an, dass es durch viele Hände gegangen ist und jeder an einem anderen Schräubchen gedreht hat, so dass nun ein im wahrsten Sinne komplettes Album vorliegt.

Wer die aus den Vorgänger-Alben bekannte Mischung aus Dream-Pop, Electronica und Shoegaze mag, der wird dieses Album vom ersten bis zum letzten Ton lieben. Am besten hört man die 18 Songs mit insgesamt 84 Minuten Laufzeit in einem Durchgang ohne Unterbrechung. So kann man die Sogwirkung des Gesamtalbums erfahren und jeder Song hat an seinem Platz genau den richtigen Einfluss auf Gefühle und Stimmungen. Nach dem letzten Ton hat schon so mancher angesichts der schieren Schönheit und Grazie der Tracks Tränen in den Augen gehabt.

Tatsächlich fällt es schwer einzelne Songs besonders hervorzuheben, denn die Tracks in den Kapiteln fließen ineinander und erzeugen einen Teppich aus wohligen Klängen und Stimmen. Von Kapitel zu Kapitel gibt es dann leichte Stimmungsänderungen, an denen man beim Durchhören den Übergang zum nachfolgenden Kapitel festmachen kann.

Selbstverständlich ist der Titeltrack und Opener ein Song, der sich auf lange Zeit im Gehörgang einnistet, was an dem sehr prägnanten Refrain fest zumachen ist. Aber auch der zweite Song des Albums Superstar hat Hit-Single-Qualitäten und sticht deutlich hervor. Hier ist es die begleitende Keyboard-Linie, die im Gedächtnis bleibt.

Gerade in den ersten beiden Kapiteln bzw. den ersten acht Songs, spürt man den ständigen Vorwärtsdrang, den die Tracks erzeugen. Die Dynamik, die insbesondere im zweiten Kapitel auch zum Tanzen anregen kann, ist ansteckend und wirkt euphorisierend. Einzig das mystisch verträumte Pink Funeral im ersten Kapitel und ESP im zweiten Kapitel durchbrechen das Streben nach Schneller und Weiter.

Das dritte Kapitel beginnt mit dem akustisch und pastoral anmutenden Sunset bevor das langsam beginnende Only you know kräftig an Fahrt gewinnt und die Hörer:innen wieder auf die Tanzfläche zieht. Die folgenden Songs sind nicht so eindrucksvoll aber fügen sich gehorsam in das Album-Konzept bis Finale, der erste Track im letzten Kapitel wieder für Struktur sorgt. Klare Arrangements und ein striktes Storytelling. Hier passt wieder alles zusammen, auch wenn man schon den Hauch des Abschieds spürt.

Bis hierhin war alles ab dem dritten Kapitel sehr melodielastig aber ab The Bells sind es wieder die Lyriks, die schon zu Beginn des Albums überzeugt haben, die das Ruder übernehmen. Ein erster toller Song, der zurecht in Erinnerung bleibt, dem aber das genauso schöne Hurts to love folgt. Leider hat sich mit Many Nights ein eher schwächerer Song in da gute Finale geschlichen, auf den man gut hätte verzichten können. Zum Abschluss des Albums gibt es mit Modern Love Stories einen letzten Höhepunkt, der sowohl Lyriks als auch Melodien im Überfluss mit sich führt und im Ausklingen mit einer kleinen Reminiszenz an David Bowies Life on Mars ein durchweg gutes Gefühl hinterlässt.

Im Ganzen gehört ist dieses überdurchschnittlich gute Konzept-Album sicher unter den besten drei Beach House-Alben und dürfte zurecht die Bekanntheit des Dream-Pop-Duos weiter steigern.

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Von Veröffentlicht am: 22.02.2022Zuletzt bearbeitet: 22.02.2022685 WörterLesedauer 3,4 MinAnsichten: 976Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on KRITIK: Beach House – Once Twice Melody
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Über den Autor: Richard Kilian

"Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik" Wer mit Stephen King, Charles Bukowski, Andrew Vachss und Elmore Leonard sowie Marillion, Cigarettes after Sex, Motorpsycho, The Jayhawks, Sufjan Stevens, Rush und God is an Astronaut etwas anzufangen weiß, der ist bei mir richtig.

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