Girls In Synthesis – Now Here’s An Echo From Your Future
London Calling? Das Undergroundkollektiv Girls In Synthesis aus der britischen Metropole nimmt das Präfix in Post-Punk ernst und macht Punk dabei wieder auf unbequem und gefährlich.
Zugegeben: Über weite Strecken ist Now Here’s An Echo From Your Future vor allem eins – nervenzerrend. Übersteuerte Produktion, konsequent dissonante Gitarren, stoische Beats, darüber ein beschwörender Halbsprechgesang und obendrauf noch eine Menge Effekte und Störgeräusche. Aber: Girls In Synthesis wollen das so, es gehört zum Konzept, das weit über die Musik hinausgeht und Punk dabei weiterdenkt. Mehr Kollektiv als klassische Band, verschreiben sich die Londoner voll und ganz dem DIY-Gedanken, aus dem dann auch Projekte wie Ausstellungen, Buchprojekte oder Videos entstehen.
Mit Now Here’s An Echo From Your Future erscheint nun nach drei streng limitierten EPs das Debütalbum von Girls In Synthesis.
Zehn Songs in 30 Minuten, allesamt experimentell, noisig und maximal unbequem. Einerseits. Anderseits übt dieser widerborstige Soundbastard eine nicht zu leugnende Faszination aus. Pressure etwa erinnert mit seinem tanzbaren Beat und dem Sprechgesang stark an die dadaistischen Labelmates von Sleaford Mods und lässt den Kopf rhythmisch nicken. Das folgende The Images Agree geht beinahe als melodisch und ist doch irgendwie verstörend. Und They’re Not Listening hätte fast das Zeug zum Indiehit, würde es nicht alles daransetzen, sich so unangenehm und wütend wie möglich zu geben.
Überhaupt: Diese Art nervöse Energie und schnoddrige Angepisstheit, die man sie so wohl nur in London finden kann, machen auf eine seltsame Art und Weise Spaß. Gleichzeitig wirkt der Sound dadurch maximal authentisch: Girls In Synthesis biedern sich nichts und niemandem an, das wird spätestens klar, wenn Human Frailty mit doomartigen Riffs und Schellenkranz an den Nerven zerrt oder Set Up To Fail mit Trompeten und Dub-Beats startet und sich im Laufe der über fünf Minuten in eine Art Freejazz-Post-Punk-Orgie wandelt.
Es gibt dabei keine scharfen Trennlinien zwischen den Songs, viel mehr fließen sie organisch ineinander. Ein Teil der Aufnahmen entstand im Rockit Studio in Hull, wobei Studiobesitzer Sean Tomlinson das Engineering übernahm, der Großteil des Albums wurde aber von der Band selbst in einem Proberaum der Gun Factory Studios in Homerton aufgenommen, das Finishing wiederum fand im S.I.C.K.-Studio statt, dem Studio von Bassist John – DIY eben, mit Hilfe einiger Kollaborateure und Unterstützer.
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