Alcest – Shelter

Alcest – Shelter

Der Veröffentlichungszyklus von Alcest hat sich mit 2 Jahren pro Album inzwischen wohl gut eingependelt, 2 Jahre nach „Les Voyages De L’âme“ und 4 Jahre nach „Écailles De Lune“ steht nun das vierte Album „Shelter“ in den Startlöchern. Und trotz der relativ schwachen ersten Singleauskopplung „Opale“ ist „Shelter“ ein überraschend gutes Album geworden.

Überraschend auch das Artwork des Covers, weil Alcest mit alten Gewohnheiten brechen: Dem detailreich fantasievoll verspieltem Cover eines „Les Voyages De L’âme“ ist ein schlichtes, melancholisches Cover gewichen. Dieses repräsentiert aber gleichzeitig die neue musikalische Ausrichtung von Alcest mehr als passend. Zerbrechlicher und ruhiger sind die Mannen um Mastermind Neige geworden, ohne dabei auf gewohnte Stärken verzichten zu müssen. Die Melodien sind grandios, laden zum träumen und schwelgen ein, sind aber vom Gefühl her viel lebensbejahender als noch bei den Vorgängeralben.

Überhaupt ist Alcest schon immer ein sehr emotionales Projekt gewesen, wer aber angesichts der vielen Einordnungen in den Bereich „Black Metal“, „Progressive Black Metal“ oder „Shoegaze Black Metal“ täuschen lässt und ein Album voller Hass und Wut erwartet, der wird bitter enttäuscht werden. Shelter ist positiv. Nicht im Sinne von überschwänglicher Freude, viel mehr im Sinne davon, sich auch über die kleinen Dinge im Leben freuen zu können. Gefühlsmässig könnte man es folgendermaßen in Wort fassen: Man steht an einem kalten, Wintertag an einem See, am Vortag hat es geschneit und der Schnee liegt noch. Dann schliesst man die Augen und merkt wie sich warme Sonnenstrahlen unter blauem Himmel auf das Gesicht legen. Das ist auf der einen Seite kitschig, auf der anderen Seite aber auch unheimlich melancholisch, sprich letztendlich auch genau wie das Album selbst.

„Shelter“ bedeutet übersetzt „Zuflucht“. Die Platte symbolisiert eben diese Zuflucht vor der Wirklichkeit, vor Trauer, Schmerz und Enttäuschung.

Trotz all dieser lobenden Worte ist „Shelter“ bei Weitem kein Album was jederman auf Anhieb begeistern wird. Viele der Songstrukturen sind zu progressiv und haften sich nicht von Anfang an als Ganzes in den Gehörgang, in erster Linie sind es die sanften Klänge und Melodien die hängenbleiben. „Voix Sereines“ und „L’Eveil Des Muses “ seien hierbei nur als 2 von vielen Beispielen genannt.

Technisch ist das Album präzise wie ein Uhrwerk, Vergleiche mit Bands wie Tool oder Meshuggah sind hier durchaus angebracht, glücklicherweise lässt diese Präzision das Album aber nie kühl und steril wirken wie es beispielsweise bei der letzten Meshuggah der Fall war. Ganz im Gegenteil: Das Album hüllt einen in eine flauschige Decke zum wohlfühlen. Die sanfte Stimme von Neige füght sich hierbei wie ein zusätzliches Instrument ein, da sie sich nie in den Vordergrund drängt und gezielt Teil des musikalischen Konzeptes bleibt.

Das 10-minüttige „Délivrance“ verhilft dem Album zu dem Abschluss den dieses Album verdient hat. Selten gab es in der Vergangenheit Alben die so aus einem Guß wirkten wie „Shelter“.

Das Album legt schon zu Jahresanfang die Messlatte für kommende Veröffentlichungen sehr hoch und so wird es nur für mich weiterhin ein Rätsel bleiben warum man ausgerechnet den schwächsten Song „Opale“ als erste Singleauskopplung gewählt hat.

Pünktlich zum Release am 17.01. startet dann auch die „Shelter“- Tour durch Europa in Wien. An zwei Daten (21.01. in Köln und am 22.01. in Berlin) kann man Alcest auch in deutschen Städten bewundern.

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Von Veröffentlicht am: 12.01.2014Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018570 WörterLesedauer 2,9 MinAnsichten: 875Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , , , , , , , , 0 Kommentare on Alcest – Shelter
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Über den Autor: Dennis Thiel

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