Eels – The Deconstruction

Eels – The Deconstruction

Das 12. Album der Eels. Bei einem so riesigen Werk, wo ganze Trilogien, verschiedenste Bandkonzepte, mal Episches mal LoFi ausprobiert wurde, kommt dann schon irgendwann die Frage auf, was jetzt? Was noch? 12 Alben in 18 Jahren, wann geht die Puste aus, wann kommt das Lulu, das Chinese Democracy? Jetzt nicht.

LP kaufen iTunes Vö: 06.04.2018 PIAS

Groß kann er, klein, zutiefst traurig und kaum zum denken in der Lage, bitterböse oder beschwingt, Mark Oliver Everett hat sich über seinen Albumkanon vor kaum einem musikalischen Experiment gescheut. Und so ist The Deconstruction ein wunderschönes Potpourri der Eels Historie geworden. Man kommt um den abgedroschenen „Für-jeden-(Eels-Fan)-was-dabei“ kaum herum.

Und so gibt es typische Eels-Songs wie „Premonition“, „Sweet Scorched Earth“, und „There I said it“, wo geklagt, wo geprangert und Seelenstriptease betrieben wird. Man scheut sich vor der Phrasenhölle: Es ist alles „in-guter-alter-manier“, aber ein Mark E. Smith muss tun, was ein Mark E. Smith tun muss: traurigste, selbstmitleidigste Glitzerperlen schreiben.

Aber es gibt auch und Gott sei Dank Abwechslung. Die neue Beschwingtheit der Eels. Dass es im Indie-Alternative-Universum ein 50er Rock ’n‘ Roll-Revival geben wird, posaunt JD McPherson bereits eine Weile von den Dächern. Die Eels springen, in ihrer ganz eigenen Art natürlich, auf den Boogie-Woogie-Zug auf.

„You are the shining Light“ ist das (pardon) shining light diesesr Welle. Es erinnert stark an ein „A Girl Like You“ (Edwyn Collins) auf Speed im Sonnenschein, raus aus dem Jazzkeller. „Tofay is the Day“ hält die Launenfahne hoch, man möchte das Fenster öffnen, die Füße baumeln und die Plauze bräunen lassen, mit schickem Longdrink in der Hand.

Überhaupt ist The Deconstruction ein stark an Genres aus den 50ern bis 70ern angelehntes Album geworden. Der Titeltrack und „Rusyt Pipes“ croonen so cool vor sich hin, man kriegt sie Sonnenbrille gar nicht mehr runter und den Joint nicht aus dem Mund. Das Gitarrenriff in „Be Hurt“ hat sich aus jedem Vietnamfilm ever bedient, und den 60ern Hallo gesagt, „Bone Dry“ kommt mit seinen knarzenden Tremolo-Gitarren und dem groovigen Schepperschlagzeug den souligen 70ern gefährlich nahe.

Und die Interludes. 4 Stück. Irgendwie schön, irgendwie konzeptig, irgendwie irgendwie. Man bleibt ein bisschen ratlos. Ist schön, kann aber auch ohne. Aber das verzeiht man den Eels, schließen sie doch mit „In our Cathedral“ mit einem so schön sperrigen Balladenstück ihre Platte ab, dass man über solche musikalischen Spitzfindigkeiten nicht mehr lange nachdenkt.

The Deconstruction ist ein tolles Album. Toll, weil bei allem Sich-nicht-um-die-Welt-scheren die Tür zu neuen musikalischen Einflüssen, zu neuen Ideen, sehr weit aufgemacht wurde. Toll, weil es trotzdem ein absolutes Eels-Album, mit großen Glanzstücken und kleinen Ausfällen geworden ist. Toll, weil The Deconstruction im Sommer, wie im Winter funktioniert. Echt toll.

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Von Veröffentlicht am: 05.04.2018Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018463 WörterLesedauer 2,3 MinAnsichten: 1147Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Eels – The Deconstruction
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Über den Autor: Julian Schmauch

Dozent für Musikproduktion an der Deutschen Pop und der EMS in Berlin. Autor bei BackstagePro, Bonedo und Reverb. Spielt bei Chaos Commute. Remixer, Songwriter und Sounddesigner.

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