Sigur Rós – Eine Werkschau (Teil 2)

Sigur Rós – Eine Werkschau (Teil 2)

Ágætys ByrjunÁgætys Byrjun (1999)

Das Jahr 1999 besiegelte zwar das Jahrtausend, aber läutete auch ein neues Zeitalter ein: Die Welt konnte zum ersten mal die Stücke hören, die auch vierzehn Jahre später noch Schauer über den Rücken laufen lassen können. Klingt alles sehr pathosgeladen, aber ist tatsächlich so. Alleine der Opener dieses vielleicht großartigsten Album der letzten… tausend Jahre kann als Definition herangezogen werden, worum es bei Sigur Rós geht: Svefn-g-englar hat alles, von Jónsis wunderschönsten Gesang über atmosphärische, stille, lieblichste Passagen zu lauten, düster und eigentlich alles mitreißenden Wänden – hier ist auf knapp zehn Minuten eigentlich alles komprimiert, was irgendwie Sigur Rós in ihrer vielleicht großartigsten Werkphase ausmacht. Svefn-g-englar mutiert damit vielleicht zum sofortigen Klassiker und stellt das restliche Album direkt ein Stück weit in den Schatten. Weit gefehlt aber, zu denken, damit wäre das Potenzial von Ágætys Byrjun schon in den ersten zehn Minuten auf hohem Niveau erschöpft. Neben stillen Stücken wie Staralfur, Flugufrelsarinn, Ágætys Byrjun oder Viorar Vel Til Loftarasa, die alleine bei anderen Bands schon zu Meisterwerken zählen würden, gesellt sich auch ein gemeiner kleiner Ohrwurm namens Hjartað Hamast, der sich mit seiner kleinen Melodielinie nicht so schnell aus den Kopf verabschieden will. Wie gesagt, für andere Bands würde diese Songauswahl mehr als reichen, aber die vielleicht beiden anderen wichtigsten Stücke auf Ágætys Byrjun wurden noch gar nicht erwähnt: Was wäre die Musikwelt ohne Ny Batteri und Olsen Olsen? Hätte man knapp eine halbe Stunde Zeit, einem Menschen zu erklären, was Sigur Rós so so großartig macht, würde man sechsundzwanzig davon mit Svefn-g-englar, Olsen Olsen und Ny Batteri füllen können und die restlichen vier schmunzeln, dass das gegenüber entrückt, glücklich grinsend in der Ecke sitzt und erstmal über die mögliche Schönheit von Klängen deliriert. Keine Ahnung, wie man den Stil dieses Albums überhaupt beschreiben soll, Postrock ist’s im weitesten Sinne, Folk vielleicht, Ambient, aber vor allem ist es einfach wunderschön. Leise, laut, egal. Irgendwann packt’s einen, ganz abgesehen von mit Cellobogen gespielten Gitarren oder der Einführung der Sprache Vonlenska, die zu weiteren Markenzeichen der Band werden sollten.

Das dachte sich auch der Rest der Welt – das Album geriet über die Jahre zum ersten großen Erfolg für Sigur Rós, Von als eher sperriger, untypischer Erstling war vergessen und verdrängt, es folgte Verwendung der Songs in Filmen, daraus resultierend Auftritte in Late Night Shows und ein generell sehr großer, wirklich verdienter Hype.

Vierzehn Jahre ist’s nun her, dass dieses Album veröffentlicht wurde, ohne dass die Stücke irgendetwas ihrer zeitlosen Schönheit eingebüßt hätten. Ágætys Byrjun ist ein Album, das nicht anders als als Klassiker bezeichnet werden kann, das von Anfang bis Ende fast perfekt geraten ist und selbst heute noch, in Zeiten von explosionsartiger Ausbreitung diverser Soundexperimente immer noch gleich ungewohnt schön klingen würde. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Avalon, der letzte Song des Albums, wie eine Blaupause zu Valtari, dem bis zum Release aktuellsten (und vielleicht langweiligsten) Album der Isländer, klingt. Aber auch für die nächsten Releases diktierte Ágætys Byrjun den Kurs: ( ) (2002) und Takk… (2005) sollten die gelegten und ausgearbeiteten Spuren weiter verfolgen und den Ruf der vier Isländer als Ausnahmeklangkünstler weiter festigen.

Anspieltipps: Eigentlich alles, aber wenn die Zeit knapp ist: Svefn-g-englar, Olsen Olsen, Ny Batteri.

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Von Veröffentlicht am: 11.06.2013Zuletzt bearbeitet: 28.10.2018595 WörterLesedauer 3 MinAnsichten: 876Kategorien: NewsSchlagwörter: , , , 3 Kommentare on Sigur Rós – Eine Werkschau (Teil 2)
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Über den Autor: Robin Aust

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