BERICHT: King Dude im Kölner Luxor

BERICHT: King Dude im Kölner Luxor

King Dude hat Verstärkung mitgebracht. Im Rahmen seiner „Child Of The Devil’s Tongue“-Tour gastierte er mit seinen „Demon Brothers“ in der heiligen Stadt Köln.


Um Punkt 20:00 Uhr eröffnet zunächst GOLD den heutigen Konzertabend. Das Dark-Rock-Sextett aus Rotterdam begleitet King Dude als Vorabend auf insgesamt vier Gigs der „Child Of The Devil’s Tongue“-Tour. Sängerin Milena Eva präsentiert die Band mit ihrer gleichwohl verlorenen als auch verstörend-zauberhaften Bühnenpräsenz. Mit schamanenhaften Handbewegungen beschwört sie musikalische Geister und dirigiert die Stimmung des Publikums. Führung braucht die Band nicht. Mit vier treibenden Gitarren, unterstützendem Bass und einem trabenden Schlagzeug ziehen sie sämtliche Register des „Post-everything Dark Rock“, wie sie ihren Klang selber nennen. In den kühlen Gitarrensoli tritt Milena vom Mikro zurück, nimmt wie Alice im Wunderland einen Schluck aus der Flasche am hinteren Bühnenrand und tänzelt in weichen Zickzack-Bewegungen halb schwebend zum Mikro zurück. Mit weit geöffneten Augen, den Blick fixiert auf das andere Ende des Luxors, setzt sie ihre vierzigminütige Beschwörungszeremonie fort. Der Zauber hat gewirkt: Die Einstimmung auf King Dude ist geglückt.

Gold
Für mich sind King Dudes Konzerte zum alljährlichen „Ritual“ geworden, wenn das Wort in diesem Kontext das Richtige ist. Vor einem Jahr hatte ich im Kölner MTC das Glück, mit TJ Cowgill, so sein eigentlicher Name, ein längeres Interview zu führen. Er selbst bezeichnete sich eine Zeit lang als „philosophischer Satanist“, was auch seiner sonderbaren Erziehung geschuldet ist: Sein Vater war Christ, seine Mutter eine Art heidnische Hexe. Für sich selbst sucht King Dude einen Mittelweg. In der Musik macht er aber keine Kompromisse. Begonnen mit Heavy und Death Metal veröffentlichte er einige Neo-Folk-Alben, beeinflusst von Bands wie Death in June. Seine Musik beinhaltet die Essenz des Alten Amerikas mit seinen Dämonen, die im Erdinneren hausen und immerzu neu besänftigt werden wollen. Das ist keine hirngespinnstige Esoterik. Für ihn gibt es etwas, das nicht genau zu definieren ist. Mit viel Charisma und Beharrlichkeit präsentiert er in Southern-Gothic-Manier Menschheitsthemen wie Liebe, Tod, Verlust und Gewalt. Was düster wirkt, ist aber bei ihm tröstend und spendet Hoffnung.

King Dude

Es versteht sich von selbst, dass an diesem Abend nicht viel getanzt wird. Nicht, weil es verboten wäre. Zwar wollte vor einigen Jahren King Dude auf einem seiner Solokonzerte ein paar Leute aufmischen, die sich konsequent laut unterhielten, doch das ist es nicht. Ruhig dastehen, die Musik wirken lassen, mit den eigenen Lippen seine Liedertexte stimmlos nachbeten hat etwas sehr Meditatives. Sein Wechsel zum Neo-Folk begründetet er auch mit dem eher gedämpften Klang, der eine genauere Ansprache an das Publikum ermöglicht. Bei Songzeilen wie „Satan’s in the cornfield starting fires” aus „Jesus In The Courtyard“ beginnt vielmehr das reine Kopfkino mit Szenen aus „True Detective“ und „Carnivàle“. Das bedeutet nicht, dass es nur still zugeht. Stücke wie „Fear Is All You Know“ vom Vorgängeralbum „Fear“ preschen getragen von August Johnson an den Drums im brachialen Tempo vor und definiert das Wort „Druck“ neu. Das aktuelle Album „Songs of Flesh & Blood – In The Key of Light“ weiß an diesem Abend zu überzeugen, wie sich King Dude mit der Frage „Do you like our new album?“ vergewissert. Ein „best one“ ist die Antwort. King Dude: „Thank you. Wait till you see the next one.“ Für die Zugabe verlässt die Band die Bühne nicht: „Let me tell you we play three more“. Unter den Liedern ist auch das Solostück „Barbara Allen“, das King Dude mit gespensterhaftem Lagerfeuergeschrammel vorträgt. Seine Baritonstimme wirkt wie die knarzende Angel einer sich öffenden Gefängnistür. Der Songtext erinnert an eine Mörderballade aus den 1930ern, was kein Zufall ist, hat sich King Dude mit der Sammlung des Musikethnologen Alan Lomax beschäftigt. Tatsächlich wird hier mitgesungen. Mit einem „Hope you had fun. We had fun.“ und einer Einladung zum gemeinsamen Feiern verlässt King Dude die Bühne.

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Von Veröffentlicht am: 24.02.2016Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018682 WörterLesedauer 3,5 MinAnsichten: 849Kategorien: KonzerteSchlagwörter: , , , , , , , 0 Kommentare on BERICHT: King Dude im Kölner Luxor
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Über den Autor: Denis Zielke

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