BERICHT: Casper, Bielefeld, Schüco-Arena, 15.06.2024
Endlich angekommen… nach seinen alljährlichen Auftritten im Lokschuppen hat Casper es nun endlich geschafft – die Bielefelder Alm war am Samstagabend (15.06.24) mit 26.000 Besuchern rappelvoll und verkündete ausverkauftes Haus.
Die Tickets gingen schneller weg als man gucken konnte. Kam man im Online-Shop endlich durch, waren die besten Plätze auch schon weg. Also entweder auf die kurzfristig noch rausgebenen VIP-Tickets für knapp 300 Euro setzen oder auf Rückläufer hoffen. Und die kamen. Zwar ein paar wenige aber immerhin. Die SchücoArena war voll besetzt und die Stimmung an diesem Abend auf dem Siedepunkt.
Jedes Jahr feiert Casper in Bielefeld zu Weihnachten sein mittlerweile traditionelles Zurück Zuhause Festival im Lokschuppen. Der Laden, in dem er einst hinter der Theke stand und nur davon träumte eines Tages da oben auf der Bühne zu stehen und das Publikum begeistern zu können. Aber die Zeiten sollten sich ändern.
Vor einigen Jahren dann das Highlight: Casper als Headliner auf den Campus-Festival Bielefeld 2017. Im Arminia-Trikot und mit Anekdoten seiner Studenten-Zeit dort im Gepäck brachte er die Wiese zwischen den Uni-Gebäuden zum Beben.
Am Samstag sollte es dann noch eine Nummer größer werden – die Sommerparty der Stadt. Sein Heimspiel auf der Bielefelder Alm, wie die Schüco-Arena liebevoll in der Stadt genannt wird. Immer wieder ist er dort zu Gast um die Arminen anzufeuern.
Nun aber war er der Hauptakteur auf dem grünen Rasen, auf dem sonst der Drittligist um Tore und Punkte kickt – den erneuten Aufstieg immer noch hoffnungsvoll im Blick.
Einlass war bereits um 16 Uhr. So konnten sich die Fans schon mal bei Pommes, Pizza und Fanta aus „Pappbechern“ in Stimmung bringen. Was einige von Ihnen auch nötig hatten. Sie waren am Tag zuvor schon nach Bielefeld gereist und hatten vor Ort übernachtet, um dann, mit weiteren hartgesottenen Erste-Reihe-Innenraum-Anwärtern, die sich am Morgen im Regen zu ihnen gesellten, auf das Öffnen der Pforten zu warten und direkt durchzustürmen. Leider schauten sie dann für den Rest des Tages auf eine schwarze Wand mit bunten Blümchen oben drauf. Die Bühne war so hoch gebaut und die Absperrung so nah daran geplant, dass die Besucher in den ersten Reihen von der eigentlichen Show nichts sehen konnten – außer ein paar Lichteffekten von der Bühnendecke. Der Partystimmung tat es dennoch keinen Abbruch. Es wurde gesprungen, getanzt, geklatscht und Liedzeile für Liedzeile für laut mitgesungen.
Und auch die Stimmung rund um das Stadion war schon am Nachmittag ausgelassen, der Regen hatte sich verzogen und es versprach alles ein unvergessliches Konzert-Erlebnis zu werden. Wofür auch der Merchstand Ost sorgte, der da bereits die ersten Erinnerungsstücke zum Event unters Volks brachte und dazu beitrug, dass die Fan-Stimmung sich über den Siggi (Siegfriedplatz), in die Innenstadt trug.
Dass Kraftklub an diesem Tag nicht dabei sein würden, war scheinbar nicht allen Besuchern bereits im Vorfeld bekannt. Die Chemnitzer hatten einen Auftritt im schweizerischen Interlaken auf dem Greenfield Festival. Wer aber würde dann als Special Guest den Gastgeber gesanglich begleiten?
Den Support spielte Philine Sonny – eine aus NRW stammende Nachwuchsmusikerin, die im englischsprachigen Alternative-Indie-Genre unterwegs ist. Nach ihrem Musik-Studium in Osnabrück spielte sie auch schon zum Auftakt für die Bands Giant Rooks und Leoniden – und nun für Casper.
Bevor dieser gegen 20.45 Uhr die Bühne betrat, schallte die Arminia-Hymne durch die Boxen: „Arminia, Arminia, wir sind die besten Fans der Welt und unser Herz schlägt nur für dich – Arminia Bielefeld“. An diesem Abend aber schlug ihr Herz vor allem für einen Mann: Casper. Als er die mit Blumen geschmückte Stage betrat jubelte die Menge zu „Alles war schön und nichts hat weh getan“ laut auf und begrüßte den 41-jährigen mit tosendem Applaus, sang zu „Ascheregen“ lauthals mit, tanzten dazu und bestätigten ihn zu „(Alles endet) aber nie die Musik“. Das Spiel war in vollem Gang.
Auch wenn Casper mittlerweile in Berlin wohnt, seine Wurzeln sind hier. Und das spürt jeder in jedem Moment. So lag auch der Titel für diesen Abend auf der Hand „verliebt in die Stadt die es nicht gibt“ – eine Anlehnung an die hier als leidig empfundene Bielefeld-Verschwörung und den gleichnamigen Song von der aktuellen Platte „nur liebe, immer“ („ich war zum ersten Mal verliebt, in der Stadt, die es nicht gibt…“).
Voller Energie und Leidenschaft spielte Benjamin Griffey über zwei Stunden lang eine gelungene Setlist aus Klassikern (So perfekt) und aktuellen Stücken. Immer begleitet von euphorischen Schreien und Mitgesang des Publikums.
Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut dem Publikum einen unvergesslichen Abend zu bescheren und Caspers langersehnten Traum, einmal auf der Alm ein Konzert zu spielen, zu feiern. Und so hatte er einige Special Guests mit an Bord gebracht. Neben Drangsal und Thees Uhlmann, gehörten auch Lena, Tua, Lea und Provinz-Sänger Vincent Waizenegger zum Mannschaftskader. Marteria, auf dessen Kommen doch sicherlich die meisten Wetten hätten abgeschlossen werden können, war leider, ebenso wie Kraftklub, nicht mit am Start. Dafür holte Casper Hurricane-Feeling nach Bielefeld. Für „Gib Mir Gefahr“ begab er sich auf eine von drei Plattformen, designt wie eine Mini-Brücke, ins Publikum – Feuerfontänen stiegen und die Luft. Großartig.
Den Abschluß machte dann ein phänomenales Feuerwerk zu „Hinterland“ – die Fangesänge dröhnten durch die Stadt begleitet zur gleichmäßig abgeschossen Pyrotechnik rund um das Stadion.
„Leudde, das ist mit das Beste, was ich je erlebt habe“, verabschiedete er sich. Es war auch mit das Beste, was wir in dieser Stadt je erlebt hatten. Casper krönte sich hier zum Alm-König mit einer perfekten Show und einem perfekten Abend und zeigte, dass Bielefeld wesentlich besser als dritte Liga ist.
„nur bielefeld, immer“ war noch auf der Bühnenleinwand zu lesen bevor alles im Dunkel der Nacht verschwand und nur noch Erinnerung an eines der besten Konzerte in dieser Stadt blieben.
Bericht und Bilder by Christina Rolf
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