Im Interview: Mine über Klebstoff, Einflüsse und Selbstbeobachtung

Im Interview: Mine über Klebstoff, Einflüsse und Selbstbeobachtung

Knapp zwei Wochen vor Veröffentlichung des neuen Albums traf sich unser Autor Paul in den tollen Hallen des Deutschlandfunks mit Mine, um über Klebstoff, Klebstoff und Klebstoff zu reden.

Keine zwei Wochen mehr bis dein Album das Licht der Welt erblickt. Bist du aufgeregt?

Ohja. Ich freu mich riesig, dass Album endlich allen zeigen zu können.

Erzähl doch mal was über das Album. Was sind die Besonderheiten, die größten Veränderungen?

Das ist ganz schwer. Ich glaube, dass ich zu nah dran bin, um sagen zu können, was sich gewandelt hat. Ich habe aber andere Leute gefragt, was sie so gehört haben und viele finden es zugänglicher und poppiger als die älteren Sachen. Bei manchen Songs, wie zum Beispiel 90 Grad, sehe ich das auf jeden Fall auch, aber eigentlich finde ich, dass es sich ganz schön einreiht. Es ist zumindest eine Weiterentwicklung zu hören. Man wird ja auch älter und es wäre schade, wenn sich immer alles gleich anhören würde. Ich bin insgesamt sehr froh.

Und was sind die größten Einflüsse?

Die größten Einflüsse sind immer die Sachen, die ich zu der Zeit höre. Ich glaube bei Klebstoff waren das auf jeden Fall die Leute, die auf dem Album auch zu hören sind. Ich habe zum Beispiel super viel das AB-Syndrom Album gehört, auch das Dizzy Album finde ich total großartig. Trettmann hat mich auf jeden Fall auch beeinflusst. Das ist aber ganz schwierig zu sagen, weil ich so viel Musik höre und alles spielt irgendwie ein bisschen rein. Wenn es um die Texte geht, lasse ich mich eher vom Leben inspirieren als von anderer Musik.

Kommen wir mal zu deiner Platte. Es geht ja mit diesem Zukunfts-Ich los. Ich fand das ganz witzig, weil mich das an meine Schulzeit erinnerte, in der wir einen Brief an uns selbst schicken sollten und fünf Jahre später, sollten wir diesen zurückbekommen.

Das ist ja mega geil.

Der Brief kam nur leider nie zurück.

Das ist ja scheiße. Hat das die Lehrerin verkackt?

Ja, genau. Aber was hat das mit dir gemacht? Wie ist das denn entstanden?

Ja, morgens um 4 Uhr. Meine beste Freundin und ich, wir sehen uns nicht so oft und wenn, dann quatschen wir immer viel. Wir lagen auf der Couch und haben an früher gedacht und wie wir uns jetzt so sehen und hatten die Idee, dass es cool wäre, wenn wir eine Nachricht an uns schicken könnten. Was natürlich nicht geht, also haben wir es umgekehrt gemacht und eine Nachricht an das Zukunfts-Ich aufgenommen.


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Und was glaubst du, was dein Zukunfts-Ich in 10 Jahren über deine aktuelle Platten sagen wird?

Ich glaube schon, dass ich happy damit sein werde. Ich hab schon das Gefühl, dass ich mit allem glücklich bin, was ich bislang gemacht habe, auch wenn ich heute vielleicht manches anders machen würde, war das zu dem Zeitpunkt genau das Richtige. Ich werde bestimmt ganz zufrieden alt werden. (lacht)

Das ist doch voll gut. Durch das ganze Album zieht sich ja so eine Art Selbstbeobachtung. Was glaubst du woran das liegt bzw. war das schon immer so?

Ich habe, glaube ich, schon immer sehr viel nachgedacht. Manchmal schon fast zu analytisch. Angefangen hat das in der Selbstfindungsphase Mitte 20. Ich strebe schon ein bisschen nach Selbstoptimierung, auch wenn mir das nicht immer gelingt. Überall wo Reibungen entstehen, suche ich nach Lösungen und hinterfrage mich und mein Handeln.

Ist ein Album wie Klebstoff eine Form von Tagebuch?

Für mich persönlich auf jeden Fall. Für die, die es hören vielleicht eher nicht, weil es ja schon sehr metaphorisch ist. Ich bin nicht so ein Storyteller. Aber eigentlich ist es nichts anderes wie ein Tagebuch und ein bisschen ein Outing.

Kommen wir zu diesem Klebstoff. In der Pressemitteilung stand einerseits, dass du das Wort Klebstoff aus phonetischer Sicht spannend findest. Andererseits, so stelle ich mir das jetzt vor, bin ich beispielsweise jetzt sechs Kilometer mit dem Rad zum Interview gefahren und überall bleiben visuelle und auditive Wahrnehmungen an mir kleben, aber ganz viel fällt ja auch wieder ab.

Genau so ist es. Man ist geteert und läuft durch Federn. Und teilweise kann man beeinflussen was kleben bleibt, bei vielen Dingen aber auch nicht. Ich glaube ja auch, dass sehr wenige Dinge beim Menschen angeboren sind. Man ist eher die Summe aus den Dingen, die man erlebt hat und fünf Prozent vielleicht angeboren.

Ein guter Freund von dir bringt ja auch ein neues Album raus dieses Jahr. Fatoni.

Jaaaa. Ich habe schon die erste Single gehört. Ich finde es großartig. Freut euch alle, dass Album wird großartig.

Und wem wolltest du schon immer eine kleben?

(lacht) Ich bin hart pazifistisch unterwegs und könnte glaube ich niemandem ins Gesicht schlagen.

Das ist ja mehr ein Ohrfeige im Sinne von: Komm doch mal zur Vernunft.

Naja, da gibt es ja genügend. Da kann man bei allen AfD Mitgliedern anfangen. Homophobe Leute ganz vorne weg. Ich glaube aber nicht, dass Menschen sich verändern, wenn ich sie ohrfeige. Man muss eher nach Ursachen suchen, intervenieren und aufklären.

Zum Schluss, woran bist du als Letztes kleben geblieben?

Am Tua Album. Alter, ist das gut. Ich feiere das so ab. Das Ebow Album ist auch geil. Das Tua Album habe ich zwei, drei Mal gehört und habe dann gemerkt, dass das ein wichtiges Album für mich wird.

Da wissen wir ja, was auf dem nächsten Album zu hören sein wird. Vielen lieben Dank dir.

Danke dir für das Interview und für deine Zeit.

Titelbild: Mine | (c) #minememes

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Von Veröffentlicht am: 16.04.2019Zuletzt bearbeitet: 16.04.2019967 WörterLesedauer 4,8 MinAnsichten: 1267Kategorien: InterviewsSchlagwörter: , , , , , , , , 0 Kommentare on Im Interview: Mine über Klebstoff, Einflüsse und Selbstbeobachtung
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Über den Autor: Paul Schall

Hat sich nach elfJahren an Köln gewöhnt, ist aber noch immer nicht 100% davon überzeugt. Mag gerne Pizza, Pasta und Punkrock, ist aber auch anderen veganen Spezialitäten und anderen Musikgenres nicht abgeneigt. Ist außerdem Fußballfan und ständig von vielem angepisst.

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