BERICHT: 11. Popsalon Osnabrück, 13. – 15.04.2023

BERICHT: 11. Popsalon Osnabrück, 13. – 15.04.2023

Auch in diesem Jahr gab es wieder das von uns so heiß geliebte Osnabrücker Indoor-Music-Club-Festival Popsalon.

Die Veranstalter:innen von Zukunfts-Musik luden bereits zum elften Mal in die angesagtesten Musik-Locations der Stadt. 33 Bands an drei Tagen in fünf Locations erzwangen nicht nur eine gute persönliche Logistik, sondern verlangten von den Musikliebhaber:innen auch die ein oder andere schmerzhafte Entscheidung aufgrund zeitlich paralleler Highlights.  

Bereits seit 2010 gib es den Popsalon in der Osnabrücker Friedensstadt. Organisiert vom örtlichen Veranstalter, hat sich das Club-Festival zu einem wahren Geheimtipp weit über die Grenzen Niedersachsens hinaus entwickelt. Schließlich konnte man während vergangener Ausgaben heutige Main Acts wie Kraftklub, Cro, Bilderbuch oder Giant Rooks in einem kleinen und sehr intimen Rahmen bejubeln. Und auch die diesjährige Ausgabe hatte einige Acts im Spielplan versteckt, deren Karrierepfeil nach oben ausgerichtet scheint. 

Maxim eröffnet den 11. Popsalon

Ein Künstler, der bereits eine beachtliche Karriere aufweisen kann, zumindest sagt er von sich er hatte mal einen Hit, der im Radio lief, eröffnete am Donnerstag das Festival im Rosenhof. Der Kölner Singer-Songwriter Maxim hat damit durchaus etwas tief gestapelt, denn man kennt durchaus mehr Songs von ihm als Meine Soldaten. Mit Bandunterstützung präsentierte er einen Querschnitt durch sein musikalisches Schaffen. Dabei wurde nochmals der Entwicklungsschritt deutlich, den der Musiker mit seinem letzten Album gemacht hat. Nur leider ist das sehr hörenswerte Album Grüne Papageien im Zuge der Corona Pandemie etwas untergegangen. Dennoch gibt es die vermeintlichen Hits des Albums, die Klassiker (Rückspiegel, Haus aus Schrott, Meine Soldaten) und auch bereits den ein oder anderen neuen Song. Man darf gespannt sein, was der Musiker in naher Zukunft veröffentlichen wird. 

Maxim beim 11. Osnabrücker Pop-Salon Festival
Maxim beim 11. Osnabrücker Popsalon | (c) Mark Haake

Im Anschluss hatte man die Qual der Wahl und musste sich im Spielplan zwischen Uche Yara, Moon Hooch und Philine Sonny entscheiden. Unsere Wahl fiel auf Uche Yara in der Kleinen Freiheit und damit lagen wir vermutlich goldrichtig. Denn Uche Yara ist ein internationaler Superstar in the making. Die junge Österreicherin lebt inzwischen in Berlin und besitzt ein solch ansteckendes Energielevel, dass es nicht lange gebraucht hat, bis die gut besuchte Kleine Freiheit komplett am Tanzen war. Dabei ist es auch völlig egal, dass Uche Yara bisher noch keinen einzigen Track offiziell released hat. Der Sound klingt verdammt vielseitig und das Zusammenspiel mit Band und Publikum ist selbstbewusst und offen. Da die junge Künstlerin in diesem Jahr auf ganz vielen Festivals zu gegen sein wird, solltet ihr Augen und Ohren offen halten und bei Gelegenheit die Chance nutzen Uche Yara nochmal vor kleinem Publikum zu sehen. 

Nächster Volltreffer beim GHvC: Arxx

Den Abschluss des ersten Tages bildete für uns die neue Indie-Pop-Sensation Arxx von dem geschmackssicheren Label Grand Hotel van Cleef. Das queere Garage-Rock-Duo aus Brighton hat gerade sein Debütalbum veröffentlicht und konnte bereits so viele Fans mobilisieren, dass es an der Tür zur Kleine Freiheit mal wieder einen Einlassstop gab. Auf der Bühne bestachen die beiden Frauen nicht nur mit einem wunderbar poppig angeschliffenen Indierocksound dessen Referenzen sich aus Bands wie Haim, Tegan and Sara oder Dream Wife zusammensetzen, auch im Dialog auf der Bühne sorgten die Musikerinnen immer wieder für Lacher und Good Vibrations im Publikum. 

Somit lag die Latte bereits zu Beginn des zweiten Festivaltages verdammt hoch und in imponierender Weise konnten die Indie/Alternativerocker von Bloodhype das Niveau halten. Dabei konnte sich die inzwischen ebenfalls in Berlin ansässige Band auf ihren Leadsänger Elmar Weyland verlassen, welcher es auf beeindruckende Weise schaffte, die anfängliche Distanz zwischen Publikum und Band einzureißen und die Osnabrücker Zuschauer:innen zu den komischsten Dancemoves verführte. Musikalisch vereinte die Band einen mitreißenden Sound aus 80er Jahre Soundtrack, Grungegitarren und recht viel Editors-Vibe. 

Bloodhype Leadsänger Elmar Weyland bringt die Kleine Freiheit zum Tanzen | (c) Mark Haake

Anschließend ging es für uns in die Lagerhalle zu Kevin, welcher uns via Mundpropaganda als Party-Pop angepriesen wurde. Vor Ort sah das dann allerdings ein bisschen anders aus und ging eher in die Richtung des frühen Cro. Auch wenn die Erwartungshaltung eine andere war, an die positiven Überraschungen des Vortages konnte Kevin leider nicht anknüpfen. Ein Bier trinkender DJ, ein schrammelnder Gitarrist und einige pubertäre Lyrics konnten uns nicht wirklich überzeugen und spülten Kevin auf unsere ganz persönliche Murtaugh Liste. 

HipHop meets Pop, Indie trifft auf Rap

Das gute bei diesen Club-Festivals ist ja, dass man recht schnell die Flucht nach vorne antreten kann und man irgendwo eine Alternative findet. Für uns sollte das Rolf Blumig im Osnabrücker Bastard Club sein. Auch hier war der künstlerische Zugang nicht leicht. Denn Rolfie, wie ihn seine Fans und Freunde nennen dürfen, fühlt sich nicht im Mainstream zuhause. Sein leicht experimenteller Soundentwurf bewegt sich zwischen Punk, Goth und Krautrock. Die Stücke klingen dabei zunächst recht sperrig, aber sind nicht ohne Spannung.  

Der Kreislauf des zweiten Festivaltages endete dann wieder im Club Kleine Freiheit und sorgte für das ein oder andere Déjà-vu. So kam es bei Sharktank wieder zum Einlassstop und die glücklichen Menschen die sich vor der Bühne versammeln konnten, waren sehr schnell vom eingängigen HipHop meets Pop, Indie trifft auf Rap-Mix des österreichischen Trios überzeugt. Die Band hat erst vor wenigen Wochen ihr neues Album veröffentlicht und das dies eine wahre Hit-Sammlung ist, bewiesen die Musiker:innen über die komplette Distanz ihres Gigs. 

The Robocop Kraus are back

Nach zwei Tagen Popsalon ließen die Veranstalter:innen auch am dritten Abend keine Müdigkeit zu. Der abschließende Festivalabend war sehr gut besetzt und rang den Festivalbesucher:innen so manch schmerzhafte Entscheidung ab. Denn mit Betterov, Brockhoff und The Robocop Kraus platzierte man direkt drei angesagte Highlight Bands zeitlich parallel im Line-Up. Im Hinblick auf das Folgeprogramm entschieden wir uns an diesem Abend für The Robocop Kraus, welche nun tatsächlich nach 16 Jahren schöpferischer Pause ihr Comeback feiern. Die Band bewies direkt das sie es noch drauf hat und spielte sich durch ein gut gemischtes Set, welches neue Songs und alte Hits gekonnt vereinen konnte. 

Im Rahmen ihrer eigenen Headline Tour machte auch die Münchener Musikerin Mola Station beim Popsalon. Obwohl man hier eigentlich von der Band Mola sprechen sollte. Bereits beim KiezKultur Festival im letzten Jahr konnte uns die Truppe überzeugen. Damals noch überraschend, funktionierte das Liveerlebnis Mola dieses Mal, auch wenn man ungefähr wusste, was einen erwartet. Die feministische Kraftklub-Variante bot das gesamte Potpourri des Liveentertainments. Klatschen, Springen, Pogo, Wall of Death, zweistimmiges Singen und, und, und … Mille Grazie. 

Mille Grazie Mola für ein tolles Konzerterlebnis | Mark Haake

Unseren persönlichen Abschluss bildete im Anschluss das halbakustisches Nylon-Punk-Trio Acht Eimer Hühnerherzen. Laut Selbstauskunft spielen die drei so etwas wie Wandergitarren-Hardcore mit Fuzz. Eine äußerst passende Beschreibung, welche man gerne noch um die leicht abgedroschenen Floskeln „humorvolle Texte“ und „voller Spielfreude“ ergänzen darf. Ist halt so. 

Rückblick und Ausblick zum Popsalon

Mit etwas Abstand blicken wir auch jetzt wieder sehr zufrieden auf die 11. Ausgabe des Osnabrücker Popsalon. Und auch die Tops und Flops des Festivals bleiben unverändert. Dass der Spielplan bewusst auf harte Überschneidungen setzt, ist für die regelmäßigen Popsalon Gänger:innen keine Überraschung. Und auch einige Location-Ansetzungen, wie z.B. Sharktank in der Kleinen Freiheit, sind Dinge, die einen zunächst ungläubig dreinblicken lassen, aber auch wirklich intime Konzertmomente hervorbringen, welche man so nicht überall finden wird. Ein weiteres großes Plus bleibt das vielfältige Booking, welches jedes Jahr einige Überraschungen im Gepäck hat, mit denen man einfach nicht rechnen konnte. Leider ebenfalls Tradition bleiben kurzfristige Absagen, welche in diesem Jahr die Bands nand und Bilbao betrafen. 

Dennoch bietet der Popsalon ein sehr faires Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn man frühzeitig zuschlägt und sich das komplette Festival Ticket zum Frühbucher-Preis sichert. Ab Mai habt ihr wieder die Möglichkeit für 49,90€ das Ticket für den Popsalon 12 beim Zukunftsmusik Ticketshop zu erwerben. Gefeiert wird nächstes Jahr dann vom 18. bis zum 20. April. 

(c) Mark Haake für prettyinnoise.de

Titelbild: Uche Yara @ Popsalon 2023 | (c) Mark Haake

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Von Veröffentlicht am: 26.04.2023Zuletzt bearbeitet: 26.04.20231377 WörterLesedauer 10,6 MinAnsichten: 1012Kategorien: EventsSchlagwörter: , , , , , , , , , , , 0 Kommentare on BERICHT: 11. Popsalon Osnabrück, 13. – 15.04.2023
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Über den Autor: Marc Erdbrügger

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