Rocko Schamoni: Dorfpunk mit Geldproblemen und Visionen
Rocko Schamoni, Autor, Musiker, Schauspieler und Dorfpunk mit Geldproblemen, hat ein neues Projekt.
Unter dem Namen „Die Vergessenen“ will das 47 jährige Studio Braun Mitglied längst vergessene und nichts desto trotz wichtige Lieder der deutschen Musikgeschichte neu arrangieren und auf CD&Vinyl am Leben erhalten.
Hierzu plant Schamoni, sich mit einem 17-Köpfigen Orchester unter der Leitung von Sebastian Hoffmann einzuschließen und den „vergessenen“ Stücken ein neues Gewand zu geben.
Laut eigenen Angaben hat Rocko Schamoni vor 7 Jahren aufgehört Platten aufzunehmen, da es ihm illegale Downloads und das Einbrechen des Musikmarktes schier unmöglich machten, so zu arbeiten, wie er es für richtig hielte.
Aus diesem Grund wird das neue Projekt via Crowdfunding finanziert. Natürlich gibt es Belohnungen für jeden Unterstützer, bei einer Spende von 1500 € etwa einen hellblauen Anzug, den Schamoni auf einer Tournee getragen hat und der nach eigenen Worten „sehr hässlich“ ist. Bislang haben sich 362 UnterstützerInnen gefunden und einen Gesamtbetrag von 28559 € zusammen getragen. Die Aktion läuft noch etwas mehr als 28 Stunden und jeder Cent hilft. Also kratzt euer Milchgeld zusammen und helft Rocko, das zu machen, was er am besten kann.
Rocko selbst zu diesem Projekt:
Die Musik in den deutschen Charts klingt so gleichförmig und einschläfernd wie in den gängigen Casting Shows im Fernsehen. Das, was wir dabei zu hören bekommen, wird in den Radios als »Mood Management« eingesetzt. Das heisst, es geht in einer zeitgenössischen Musikproduktion eher um das Organisieren der Stimmungen der Zuhörer, und vor allem darum, diese in einem ausgewogenen und zufriedenen Zustand zu halten, als um aufregende Kunst oder Musik. Und es geht immer wieder um technische Perfektion, um berechenbare Strukturen und eingelöste Erwartungen. Um hundertprozentige Oberflächen. Um austauschbare Attitüden. Nichts Fehlerhaftes, nichts Fragwürdiges soll auf dieser Porzellankuppel überleben dürfen.
Ich habe vor etwa 7 Jahren aufgehört, Platten aufzunehmen und zu veröffentlichen. Der einbrechende Plattenmarkt, das unbezahlte Downloading, die fehlenden finanziellen Mittel bei kleineren Labels machten es mir unmöglich, meine Aufnahmen so vorzunehmen, wie ich sie mir gewünscht hätte: fulminant und ausufernd, unerwartet und gebrochen, mit vielen Instrumenten und Musikern, unter, wenn möglich, experimentellen Bedingungen erarbeitet, am liebsten so, wie Morricone, oder Moondog, oder Sun Ra gearbeitet haben, oder Francois de Roubaix bei seinem sonderbaren italienischen Film «Score» von 1971.
Die Idee des Crowdfunding erscheint mir heute als eine der wenigen Möglichkeiten (wenn man sich nicht von einer großen Firma einkaufen lassen möchte), eine solche Produktion herstellen zu können. Ich möchte mich mit einem 17-köpfigen Orchester, mit Bläsern und Streichern, unter der Leitung von Sebastian Hoffmann, auf die Suche nach den Vergessenen der deutschsprachigen Musik machen. Nach den brillanten Unperfekten und ihren rissigen Liedern, Versen und Ideen, in denen es ums Zweifeln geht, ums aus der Spur geraten sein, um Ordnungsallergien und Weltekel. Und ums Vergessenwerden.
Ich möchte diese Lieder wieder auferstehen lassen – für einige Abende. Und ich möchte sie neu arrangiert aufnehmen. Ihnen die Möglichkeit geben, sich auf einer Platte neu vorstellen zu lassen, als Teil eines Schatzes, den es zu bewahren gilt.
Ihr, als Zuhörer, Fans und Konsumenten, könnt Teil dieser neuen Möglichkeit werden und mithelfen, diese Musik erneut erklingen zu lassen.
Titelbild: (c) Dorle Bahlburg
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