TVIVLER – Ego

TVIVLER – Ego

Dänemark: Synonym für Natur, Entspannung, Lebensqualität. Und für garstigen Punk zwischen Hardcore und Noise. Echt? Echt!

Vö: 03.04.2020 This Charming Man Records LP kaufen

Der Ruf von Progressivität und Liberalität, den man gerne mit Skandinavien assoziiert, hat, wie alles im Leben, auch seine Schattenseiten. Denn der Kapitalismus findet immer einen Weg, sich negativ auszuwirken, besonders in Metropolen wie Kopenhagen.

TVIVLER sind Kinder der Stadt und beklagen auf ihrem Debüt unter anderem die fortschreitende Gentrifizierung und die Verdrängung der gewachsenen, urbanen Bevölkerung. Vold (dt. Gewalt) heißt der zugehörige Song und zeigt mit Clash-Gitarren und noisigem Post-Punk-Vibe direkt, wie schwierig sich TVIVLER auf einen Sound festnageln lassen.

Die Basis bildet Punk, der mal Richtung Hardcore schwenkt (Komplet), mal noisig und dissonant ausfällt (Tvangslogik) und in anderen Momenten völlig freidreht und Hardcore mit Free-Jazz-Saxofon paart (Barn) und nicht nur deshalb an Refused (zu The Shape…-Zeiten) erinnert.

Als weitere Referenzen könnte man noch Paint It Black und Loma Prieta anführen und würde trotzdem nicht vermitteln können, wie divers und zugleich homogen Ego klingt. Die Stimme von Thomas Burø trägt nochmal ihren Teil zur Eigenständigkeit bei, verzichtet er doch weitgehend auf Geschrei und klagt stattdessen mit hoher Stimme die Missstände an. Dies tut er zwar durchweg auf dänisch, genügend Emotionen kommen aufgrund seines Vortrags trotzdem an. Außerdem wird so der Exotenbonus noch etwas gesteigert. Der allerdings überhaupt nicht nötig wäre, denn die Qualität der Songs ist über alle Zweifel erhaben.

TVIVLER schaffen es außerdem, Balance zu halten zwischen wütenden Ausbrüchen und ruhigen Momenten: Sabotage und Vestover beispielsweise dienen als atmosphärisches Intro respektive Interlude, während Kandidat nach kurzer Warmlaufphase breitbeinig drauflosrockt, Knytnæve wiederum ist wütender Hardcore-Punk ohne viele Schnörkel. Das abschließende Navn gönnt sich dann nochmal über sechs Minuten, um eine bedrohliche Spannung aufzubauen, den finalen Ausbruch aber trotzdem zu verwehren und stattdessen die Hörer:innen mit repetitiven Mustern in einen hypnotischen Bann zu ziehen. So spielen TVIVLER immer wieder gekonnt mit Erwartungshaltungen, die aufgrund der gebotenen Soundvielfalt und der Experimentierfreude der vier Kopenhagener sowieso obsolet sind.

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Von Veröffentlicht am: 02.04.2020Zuletzt bearbeitet: 02.04.2020371 WörterLesedauer 1,9 MinAnsichten: 784Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on TVIVLER – Ego
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Über den Autor: Daniel Diekmeyer

Die Gefühlspalette reicht von "Live your heart and never follow" bis "Hold Fast Hope", steht aber die meiste Zeit bei "I wanna smash my face into that god damn radio / It may seem strange, but these urges come and go"

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