Swœr – unfinished thoughts of an innocent dead child

Swœr – unfinished thoughts of an innocent dead child

Erik Swiatloch hat sein Kind begraben. Sein inneres. Mit „unfinished thoughts of an innocent dead child“ legt der als Swœr auftretende Meininger sein Erstlingswerk vor.

LP streamen Vö: 09.10.2017 Self Release

Im Beipackzettel als Post-Rock, Ambient, Experimental tituliert, weckt diese Voreinordnung Assoziationen in Richtung Mogwai und Explosions in the Sky. Nicht die schlechteste Referenz.

So persönlich die Reise, auf die uns Swœr mitnimmt, so bekannt die Klangwelten. Aber das muss nichts Schlechtes sein. Im Gegenteil. So schaffen es Swœr Schönes, Verstörendes, Euphorisches und Ausbrechendes aufblitzen und wieder versickern zu lassen. Immer in Bewegung, klingen selbst die Momente des Innehaltens nicht nach Stillstand.

Der Weg, den das Album über seine 12 Lieder beschreitet, ist bei allen Kurven nie unklar. Songtitel wie „Try to run backwards“ oder „To keep them in my Hallway“ geben Stimmungen oder Gedankenwelten vor, die dann wunderschön vom Arrangement ausgemalt werden. Gitarren schweben oder explodieren, die Drums unterlegen oder treiben an, vereinzelt taucht Erics Stimme klagend im Hintergrund auf. Eindringlich nimmt die düstere Stimmung ihren Lauf.

Bei allem Lob trägt die Platte teilweise etwas zu dick auf mit der Huldigung der anscheinenden musikalischen Vorbilder. Vereinzelt klingt es zu sehr nach (guter!) Kopie. Was schlicht bewirkt, dass hier der Bezug, die Gefühlsebene verloren geht.
Andererseits gelingt Swœr der Kunstgriff, ein (fast) komplett instrumentales Werk zu schaffen, das dennoch sehr zugänglich bleibt. Und es ist mehr als beachtlich, was für ein Universum Erik Swiatloch hier in kompletter Eigenregie kreiert hat. „unfinished thoughts of an innocent dead child“ ist, wenn man sich auf die Reise einmal einlässt, ein sehr gut gelungenes, einnehmendes Album. Gut geklaut UND gut selbst gemacht.

Lässt man diese Plattitüde aber hinter sich, so ist dieses Album ein Gesamtkunstwerk mit hohem Wiederhörwert, das leider etwas zu lang geworden ist. Der emotionale Höhepunkt auf Track 9 wäre ein wuchtigerer Schlusspunkt geworden.

Alles in allem: ein hervorragendes Album für graue Tage, Insichgekehrtsein und Augenschließen. Der Herbst kann kommen.

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Von Veröffentlicht am: 12.10.2017Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018336 WörterLesedauer 1,7 MinAnsichten: 850Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Swœr – unfinished thoughts of an innocent dead child
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Über den Autor: Julian Schmauch

Dozent für Musikproduktion an der Deutschen Pop und der EMS in Berlin. Autor bei BackstagePro, Bonedo und Reverb. Spielt bei Chaos Commute. Remixer, Songwriter und Sounddesigner.

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