Pneu – Destination Qualité

Pneu – Destination Qualité

Pneu mögen’s bunt: Genauso farbenfroh und chaotisch, wie das Albumcover ihrer neuesten Platte „Destination Qualité“, ist auch die Musik des französischen Math-Rock-Duos geraten. Ein maßloses Farbenspiel…

Assoziationen? Ein Bulldozer, der mit mindestens (!) 300 km/h durch den Dschungel donnert. Ein zugekokster Elefant der Amok im Porzellanladen läuft. Oder: Ein Bodybuilder im Clownskostüm, der mit einem Kraken ringt. So ungefähr muss man sich das neue Album der Franzosen Pneu metaphorisch vorstellen. Allein mit zwei Instrumenten zerhacken Gitarrist Jérôme Vassereau und Schlagzeuger Jean-Baptiste Geoffroy so ziemlich alles, was ihnen in die Quere kommt und es macht einen Heidenspaß ihnen dabei zuzuhören. Damit reihen sich Pneu lückenlos in die Reihe grandioser Math-Rock-Duos, wie Hella, Lightning Bolt, Giraffes? Giraffes! oder Planets, ein.

Schon die beiden Vorgänger „Pince Monseigneur“ (2008) und „Highway to Health“ (2011) hatten den Zeiger auf der Wahnsinns-Skala am Anschlag. Mit ihrem dritten Album „Destination Qualité“ erfindet sich das Duo zwar nicht neu, trotzdem ist es immer wieder ein Hochgenuss, wie erbarmungslos hier von einem Song zum nächsten gepoltert wird. Dabei wissen Vassereau und Geoffroy genau was sie wollen: eine knallbunte Party! Wie diese aussehen könnte – kiloweise Konfetti inklusive – zeigen sie uns in ihrem Video zu „Catadioptre Ambidextre“, dem dritten Track der Platte, der einen guten Eindruck davon vermittelt, womit man es auf „Destination Qualité“ zu tun bekommt.

Wie bereits auf den Vorgängeralben bilden Gitarre und Schlagzeug eine untrennbare Symbiose und spielen sich gemeinsam geradezu in einen Rausch aus immer neuen Riff- und Rhythmusexplosionen. Songs wie „Pyramide Banane Chocolat“, „Futur Plus Tard“ oder „Temple Machine“ kennen nur eine Richtung: mit Vollgas geradeaus. Verschnaufpausen gibt es kaum und wenn doch, dann hat man das Gefühl trotzdem nicht zur Ruhe gekommen zu sein, wie etwa im fast zehnminütigen „Gin Tonique Abordable“, das die ersten acht Minuten stoisch vor sich hin stampft, um dann am Ende noch mal die Katze aus dem Sack zu lassen. Das merkwürdige „The Biggest, The Ankle“, das eher ein wenig nach Soundcheck klingt, ist für Pneu-Verhältnisse ebenfalls eine Art Innehalten, wo nochmal kurz die Handgelenke für den folgenden Track „Hinges“ gelockert werden. Hierfür haben sich die Franzosen extra Verstärkung durch Pete Simonelli geholt, seines Zeichens Frontmann der Enablers, welcher nicht nur singt, sondern auch ein paar Freunde mitgebracht hat, sodass Pneu für etwas mehr als drei Minuten zum Quintett anwachsen. Man merkt, dass die Mitmusiker die beiden Pneu-Querköpfe hier erst einmal deutlich in ihrem Eifer bremsen müssen, wodurch „Hinges“ derjenige Song auf dem Album geworden ist, der am wenigsten nach Pneu klingt. Trotzdem ist eine hörenswerte Kollaboration herausgekommen, schon alleine deshalb, weil man Pneu ansonsten gar nicht mit Gesang zu hören bekommt.

Zugegeben, „Destination Qualité“ ist keine Musik für schwache Nerven, wodurch es Freunden der leichteren Unterhaltung sicher schwer mit Pneu haben werden. Allen Math-Rock-Liebhabern sei aber angeraten, sich diesen Ritt im Bulldozer nicht entgehen zu lassen. Natürlich nur auf eigene Gefahr…

Pneu – Destination Qualité


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Von Veröffentlicht am: 20.02.2015Zuletzt bearbeitet: 01.02.2019507 WörterLesedauer 2,5 MinAnsichten: 801Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , , , , 0 Kommentare on Pneu – Destination Qualité
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Über den Autor: Marc Michael Mays

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