Penguin Cafe – Handfuls of Night

Penguin Cafe – Handfuls of Night

Nach dem gefeierten Vorgänger Album The Imperfect Sea (2017) veröffentlichen die großartigen Penguin Cafe endlich ein neues Album.

Vö: 04.10.2019 Erased Tapes LP kaufen

Handfuls of Night schafft es auf Anhieb, mich auf ganzer Linie zu begeistern. Ein Album, das in Sachen Komposition und Detailverliebtheit absolut keine Wünsche offen lässt und dabei dermaßen harmonisch und melodiös erklingt, dass mir als Klassik Fan ganz warm ums Herz wird.

Die Mischung aus zeitgenössischer Klassik, Ambient, Folk und Pop wird in beeindruckender Perfektion dargeboten.

Und das alles ohne Gesang. Inspiriert ist das neue Album von der Antarktis und einer Reise, die Frontman Arthur Jeffes einst in den Fußstapfen des Polarforschers Scott unternommen hat. Aber von Kälte oder kargen Landschaften ist hier nichts zu spüren. Vielmehr erzeugt die Band mit Violine, Bratsche, Cello, Bass, Percussion, Klavier, Synthesizer, Harmonium und weiteren Instrumenten eine unglaublich warme Grundstimmung.

Ein perfektes Herbst-Album für regnerische Tage vor der heimischen Stereoanlage.

Penguin Cafe eröffnen das Album mit dem Stück Winter Sun welches geschickt Ambient mit Modern Classical kreuzt. Das filigrane Spiel auf dem Klavier badet in Melancholie und leitet das Album langsam ein. Das folgende Chinstrap ist eine wunderschöne Piano Ballade die von Streichinstrumenten begleitet werden. Das Stück spielt mit den Elementen der Modernen Klassik und es entfaltet dabei eine Melodie, die sofort im Ohr hängen bleibt. Der Ambient-artige Mittelteil macht Chinstrap zu einem ersten Highlight des Albums, bevor das Stück sich in neue Höhen schraubt. Hier wird die kompositorische Klasse von Penguin Cafe mehr als deutlich.

Das 6-minütige Chapter entwickelt einen hypnotischen Groove der an The Cinematic Orchestra erinnert. Die perlende Klaviermelodien und die bombastischen Streicher-Arrangements könnten fast einem Filmsoundtrack entsprungen sein. Hans Zimmer wird sich hier vermutlich neidisch fragen, warum ihm das nicht eingefallen ist. Das ist wirklich groß!

Adelie spielt mit den Elementen der Ambient Musik ohne langatmig zu wirken. At the Top of the Hill, They Stood… ist eine wirklich traurige Klavier Ballade die das Modern Classical Genre auf eine neue Ebene hebt Pythagoras on the line again gleicht einem verträumt klingenden Ambient Experiment das keinen Anfang und kein Ende zu haben scheint. Ich sehe die endlose Weite der Arktis vor meinen Augen.

The Life of an Emperor, ein an Kammermusik erinnerndes Stück, überzeugt durch tolle Harmonien und Melodiebögen die im Modern Classical Genre so eher selten zu finden sind. Hier wird die Detail-Verliebtheit der Band besonders deutlich. Jeder Ton sitzt am richtigen Platz und der gelebte Minimalismus der Band steigert sich zu einem furiosen Finale.

Gentoo Origin ist ein weiteres Meisterwerk dieses tollen Albums. Getragene Melodien gepaart mit einer ordentlichen Portion Trauer und Wehmut. Das berührt mich ungemein. Das abschließende Midnight Sun entlässt die HörerInnen in die Weite der Antarktis. Ein recht kurzes Klavierstück dessen verzweifelte Schönheit sich sofort offenbart. Fast wie ein „Gute-Nacht“ Lied am Ende eines langen arktischen Tages.

Penguin Cafe beweisen auf Handfuls of Night, dass sie in Sachen Kreativität noch lange nicht am Ende sind.

Das Album strotzt vor Ideenreichtum und kleinen Details. Wie kleine Mosaik-Steine, bilden die unterschiedlichen Instrumente ein Gesamtbild, welches heutzutage eher selten zu sehen ist: Handgemachte Musik mit viel Gefühl und emotionalem Tiefgang. Danke Penguin Cafe. Eure Musik berührt mich.

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Von Veröffentlicht am: 05.09.2019Zuletzt bearbeitet: 05.09.2019554 WörterLesedauer 2,8 MinAnsichten: 809Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , 0 Kommentare on Penguin Cafe – Handfuls of Night
Von |Veröffentlicht am: 05.09.2019|Zuletzt bearbeitet: 05.09.2019|554 Wörter|Lesedauer 2,8 Min|Ansichten: 809|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: , |0 Kommentare on Penguin Cafe – Handfuls of Night|

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Über den Autor: Jan Platek

Geboren 1976 Vater, Vinyl-Sammler und Musiker

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