Paul Cauthen – Room 41

Paul Cauthen – Room 41

Unglaublich stimmgewaltig und zugleich melancholisch bis zur Selbstzerstörung fiebert sich Paul Cauthen auf seinen neuen Album Room 41 in 39:59 Minuten durch 10 Tracks.

Vö: 04.10.2019 PIAS/New West Records LP kaufen

Angefangen als feuerspeiender Wahrsager bei der Band Sons of Fathers machte sich Paul Cauthen einen Ruf als außergewöhnlich intensiver Interpret, doch erst sein Solo-Debüt My Gospel im Jahr 2016 brachte den großen Durchbruch. Ende 2016 landete das Album auf einer Reihe von Best-Of-Listen und Cauthen spielte Festivals von Austin City Limits und Pickathon über Stagecoach und Tumbleweed bis hin zu Support-Shows für Elle King, Margo Price, Midland, Cody Jinks, Social Distortion und viele mehr.

2018 folgte das zweite Album Heavy Mercy über welches das Rolling Stone Magazin folgendes Urteil veröffentlichte: “One of the most fascinating, and eccentric, new voices in country music.”

Wie so oft in klischeehaften Musiker-Lebensläufen folgen auf die neu erlangten Höhen Tiefpunkte im Privatleben. Paul Cauthen verliert in dem Zusammenhang sein Zuhause und checkt in Room 41 im Belmont Hotel Dallas mit nur einem Koffer an Habseligkeiten ein. Zwei Jahre lang betäubt sich der talentierte Sänger von nun an mit Alkohol und Drogen.

Das Album erzählt von Cauthens Kokain-Vergangenheit und seinen erschütternden Erfahrungen die ihn nicht nur einmal zwischen Ekstase und Elend ins Krankenhaus brachten.

Paul Cauthen ist schon lange ein Grenzgänger (musikalisch und anderweitig). Elektrisierende Performances, mit Soul und 70er Jahre Funk den er mit mitreißendem Gospel verbindet. Seine Texte erinnern an Inhalte der Bibel und drehen sich um Lust, Neid, Stolz und Verzweiflung, sowie um Zerstörung und Erlösung.

Musikalisch findet sich hier neben dem harten Southern-Blues auch Americana, Funk, Hip-Hop, Rock’n Roll und der Indie-Folk eines Tom Waits (Give Em Peace). Wer Spaß an Extremen hat, wird hier gut bedient. Mit seinem sonoren, vollen Bariton, der oftmals an Elvis (Cocaine Country Dancing, Angel) und auch an Johnny Cash (Holy Ghost Fire) erinnert, trägt Paul Cauthen die unterschiedlichen Songs souverän.

Aus welchem Grund der eher mittelmäßige Song Cocaine Country Dancing als Vorab-Video/-Single ausgewählt wurde, erschließt sich nicht, da es eine ganze Reihe an Songs gibt, die deutlich prägender für das Album sind. Insbesondere die langsamen, nachdenklichen Stücke (Prayed for Rain, Slow Down, Can’t be alone) schaffen eine warme und nahezu schmerzhaft intime Stimmung.

Das stärkste Stück des Albums ist der finale Song Lay me Down, der wie ein pastoraler Abgesang daherkommt.

Hier zeigt Cauthen seine unbestrittene Qualität als Songwriter. Leider zu selten auf dem Album. Viele Songs wirken insgesamt zu beliebig und nicht konsequent durchdacht.

Unterstützt wurde Paul Cauthen bei der Produktion von Matt Pence (Jason Isbell, Nikki Lane), Beau Bedford und Jason Burt. Das Album wurde im Dallas Modern Electric Studio und dem Niles City Sound Studio (Leon Bridges, Nicole Atkins) aufgenommen.

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Von Veröffentlicht am: 20.09.2019Zuletzt bearbeitet: 20.09.2019471 WörterLesedauer 2,4 MinAnsichten: 760Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on Paul Cauthen – Room 41
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Über den Autor: Richard Kilian

"Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik" Wer mit Stephen King, Charles Bukowski, Andrew Vachss und Elmore Leonard sowie Marillion, Cigarettes after Sex, Motorpsycho, The Jayhawks, Sufjan Stevens, Rush und God is an Astronaut etwas anzufangen weiß, der ist bei mir richtig.

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