Nuage & Das Bassorchester – Authentisch. Sympathisch. Kaputt

Nuage & Das Bassorchester – Authentisch. Sympathisch. Kaputt

„Zerschunden dort im Graben, blitzt ein Lächeln durch die Trümmer“: Ein Satz von einem ihrer Songs, der selber für ihre Musik spricht. So sind Nuage. Mit Schrammen, in dunkler Aggressivität eingehüllt und trotzdem schimmert ihr Sound durch.

Mit schnellen Wave-Gitarrenriffs, druckvollen Drums, einem kratzigen Bass und dem direkten, fast arroganten Gesang schaffen Nuage, die drei Musiker aus Bergkamen einen ungeschliffenen und gleichzeitig ergreifenden Klang.

Nach einer in Eigenregie aufgenommenen Wohnzimmer-Demo, kam 2015 eine EP raus. Die wurde von Pogo McCartney (Bassist bei MESSER) produziert, genauso wie das jetzt erschienene Album. Es trägt den Titel „Ästhetisch. Sympathisch. Kaputt“ und wurde auf dem hauseigenen Label Zo Pluizig Records im Juni veröffentlicht. Mit ihrem Post-Punk/Noise-Rock weisen sie Ähnlichkeiten mit Die Nerven oder Karies vor. Doch Nuage sind etwas rauer. Authentisch und unmittelbar vermitteln sie eine vertraute Kellerclub-Stimmung: Bei Songs wie „Meine Schuld“ oder „Tanzlied (gegen Dich)“ kann man feuchte Wände und klebrige Böden fast fühlen.

Mit einem schweren Einstieg öffnet „Gestalten in Asche“ das Album. Gleich merkt man diese borstige, direkte Atmosphäre, die das ganze Album prägt, die zu aggressiven Ausbrüchen führen, oder auch sich in melancholische Wellen umwandeln kann. Die Gitarren kommen dann dazu, um diese Spannung etwas zu lockern. Auch in „Ich noch weniger“ wird die laute Wut durch die Gitarre etwas aufgelockert, die eine räumliche Dimension öffnet, durch die die Stimme zerrend schwebt.

„Viel zu müde, viel zu kalt, am gestreckten Arm verhungert“: Zwischen Ansprache und Schrei bewegt sich der Gesang in „Meine Schuld“. Dabei hämmert es in der starken Bridge und der Bass prägt sich mit einer schnellen Linie und einem schlammigen Sound ein. Rasend geht es zu in „Tanzlied (gegen Dich)“, einem der besten Tracks des Albums, der gleich mit den ersten Akkorden die Aufmerksamkeit einfängt. Man stellt sich dabei vor, wie das Lied wuchtig auf der Bühne klingen muss und bekommt Lust darauf.

Weniger befreiend sind die zwei darauf folgenden Tracks. Dunkler und schleichend bedrohlich klingt „Abschließende Fragen“ mit seinem knarzigen Bass. Eine ähnliche nostalgische Stimmung besitzt „24115“, einem Abschiedslied, wo die Stimme gelangweilt, fast genervt klingt, während er singt „Finde Deinen Weg allein“.

Wieder stechend aufdringlich und schneller geht es mit „Andreas“ weiter. Sehr schön ist der Einstieg mit dem aggressiven, dunklen, verzerrten Bass und dem schnellen Rhythmus. Wie immer führt die Gitarre in die Ferne, sie ist die Licht-Linie in einer Zeitraffer-Aufnahme. Der Sound ist hier voller, homogener, düster auf traurige Weise. Man sollte in dem ganzen Album auf die Lyrics achten: Expressionistisch, kompakt, jedes Wort ist gut und berührend platziert. Ganz besonders hier ist der Text Poesie – „die Farben sind zu schwer“, „die Straßen schreien durch ein Fenster“, „Jede kleine Phase garniert mit meinen Ängsten“ sind Sätze, die, wie die der Hamburger Schule oder von Fehlfarben, verzaubern.

Wieder mit einem Bass-starken Anfang beginnt das direkte und emotionale „Rauschen“, ein Post-Punk Song, bei dem der Akzent eher auf „punk“ liegt. Und das Rauschen geht weiter in „Was sollte/Was ist“. Alles hier hypnotisiert: der rauschende Bass, die insistierende Gitarre, das wiederholte Wort „Kontrolle“. Dieser Track baut Spannung auf, löst sie auf, um dann noch stärker umzuhauen, er ist komplex und direkt zugleich.

Nuage & Das Bassorchester mischen Wut und Melancholie, schaffen eine Stimmung, die teilweise bedrückend und teilweise explosiv ist. Manchmal rutscht man auf diesen bebenden Basslines, manchmal lässt die Gitarre träumen. Immer fühlt man die Unebenheit, die Leidenschaft und diese Worte, die die Konturen scharfer, die Wunden tiefer machen.

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Von Veröffentlicht am: 28.07.2016Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018604 WörterLesedauer 3 MinAnsichten: 905Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: , , , 0 Kommentare on Nuage & Das Bassorchester – Authentisch. Sympathisch. Kaputt
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Über den Autor: Barbara Cunietti

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