nthirteen – Sunrise

nthirteen – Sunrise

Ich wurde (mal wieder) von einer mir wildfremden Person auf Facebook angeschrieben. Sein Name war André und er schrieb, ich sollte doch mal in sein neues Album reinhören.

Vö: 05.02.2019 Bandcamp Download

Wie immer antwortete ich brav und versprach André aka nthirteen, mir sein kreatives Werk anzuhören. Das mache ich übrigens grundsätzlich. Wenn mir jemand seine musikalischen Kreationen empfiehlt, gebietet es alleine schon mein Anstand, in diese Musik wenigstens mal reinzuhören. Schließlich bin ich selber musikalisch tätig und erwarte das ja auch irgendwie von anderen. Jedenfalls hatten André und ich eine sehr nette aber leider viel zu kurze Konversation. Klar, ich war mir durchaus bewusst, dass der Künstler natürlich gewisse Absichten verfolgte und André war auch ehrlich genug das zuzugeben. Er wusste, dass ich bei PiN als Schreiberling tätig bin. Er hatte mein Phaebel Review gelesen und fragte gerade heraus, ob ich über sein Album eventuell auch etwas schreiben könnte. Diese Ehrlichkeit fand ich so unglaublich sympathisch, dass ich am frühen Nachmittag „Sunrise“ auf Bandcamp hörte.

Bevor ich den Play Button drückte stolperte ich über folgende Zeilen auf Bandcamp die mich erst einmal abschreckten:

„These 9 tracks are improvised live sessions, recorded directly to camera. No post processing.“

Oha, ein improvisiertes Live Album welches mit einer Kamera aufgenommen wurde. Ich rechnete schon mit schlechter Aufnahmequalität und schrägen Improvisationen…aber ich lag komplett falsch.

Als ich die Wiedergabe startete, ertönte „Eradicate teething“ unglaublich druckvoll auf meinen Kopfhörern. „Das klingt nach elektronischer Klangkunst auf hohem Niveau“ dachte ich so bei mir während ich an meinem heißen Tee nippte. Ich stellte die Tasse ab und genoss den knapp 8-minütigen Titel. „Wie konnte der André diesen Song nur mit seiner Kamera ohne Nachbearbeitung aufnehmen“ dachte ich noch, als das folgende „Sunrise“ mich mit Piano Klängen und Post-Rock Gitarre vollkommen in seinen Bann nahm.

Die entfernten Vocals erinnerten mich an Radiohead die plötzlich experimentellen Ambient machen.

War das wirklich live eingespielt? Ich nahm einen kleinen Schluck Tee und „Missed You all“ startete fast sanft. „Verspielter Ambient…aber ziemlich einzigartig“ – dieser Gedanke schwirrte plötzlich in meinem Kopf herum. Das relativ kurze „Silent Night“ begann mit Piano Akkorden und ich fühlte mich plötzlich losgelöst von meinen Gedanken. Mir fiel tatsächlich kein Vergleich ein. Dieser monotone Basslauf und diese sanfte Wall-of-Sound nahmen mich wirklich gefangen. Nach etwa zweieinhalb Minuten bekam der Song dann eine komplett neue Struktur, bevor er eine Minute später in sich zusammen fiel. „Meine Güte!“ War mein erster Gedanke bevor das Klang-Monster „A curl up on the moon“ das Prinzip des Stereoaufnahme vollkommen auseinander nahm.

Das ist keine Musik mehr, das ist die Kunst Emotionen zu vertonen.

Warum ich diesen schrägen Satz laut aussprach werde ich nie begreifen. Aber…, das Album hatte mich gefangen genommen. Ich vergaß alles um mich herum und spürte, dass das hier eine Besprechung verdiente. „The rain is pouring down the road“ wirkte in seiner verstörenden Schönheit wie eine Massage für mein Trommelfell. „Das ist besser als Ambient obwohl es mit genau den selben Stilmitteln spielt.“ Das 9-minütige „Snowflakes“ klang wie eine Reise in ferne Gebiete abseits jeglicher Zivilisation. Ich fühlte irgendwie, dass dieses Werk zu gut für unsere Zeit ist. Ich fragte mich, ob andere Hörer diese Art von Musik überhaupt verstehen könnten.

Haben andere Hörer dieses Album überhaupt verdient? Oder sollte es mein persönlicher Fund des noch jungen Jahres bleiben?

Nein, ich beschloss, diese Kritik hier zu verfassen und für dieses klangliche Meisterwerk einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Ich nahm noch einen Schluck von meinem Tee und bemerkte, dass dieser bereits kalt war. Ich hatte durch den Genuss von „Sunrise“ die Zeit vollkommen vergessen. Danke André. P.S. Das Album gibt es kostenlos auf Bandcamp.

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Von Veröffentlicht am: 08.02.2019Zuletzt bearbeitet: 24.05.2019646 WörterLesedauer 3,2 MinAnsichten: 821Kategorien: Alben, KritikenSchlagwörter: 0 Kommentare on nthirteen – Sunrise
Von |Veröffentlicht am: 08.02.2019|Zuletzt bearbeitet: 24.05.2019|646 Wörter|Lesedauer 3,2 Min|Ansichten: 821|Kategorien: Alben, Kritiken|Schlagwörter: |0 Kommentare on nthirteen – Sunrise|

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Über den Autor: Jan Platek

Geboren 1976 Vater, Vinyl-Sammler und Musiker

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